Das tazlab [@taz.de] lebt auf!

VON Dr. Wolf SiegertZUM Sonntag Letzte Bearbeitung: 27. April 2021 um 21 Uhr 49 Minuten

 

I.

Am 14. Jänner 2021 haut Jan Feddersen auf der Seite 2 diese "taz🐾sachen - Geschichte raus. Zieldatum war der 24. April 2021:

Das digitale taz-Labor startet

Montag hat das neue taz.lab-Team mit seiner Arbeit begonnen, Mittwoch stellte es sich auf der Morgenkonferenz den Kolleg:innen vor – und wurde mit Beifall zurück an die Schreibtische verabschiedet. Am 24. April, Corona hin, Downlocking her, wird das taz.lab stattfinden, mit der Überschrift: „A Change Is Gonna Come“. Denn alles ist Wandel, zumal in diesem Jahr der Landtagswahlen und der Bundestagswahl Ende September. Neu im taz.lab-Team sind die Praktikant:innen: Anastasia Tikhomirova, Nisa Eren und Showmik Khan sowie Peter Rohrmann und Luisa Faust aus dem taz Talk-Team. Aus der Werbe- und Orgaabteilung sind Henning Ziegler, Sophie Sandig und Susanne Ruwwe im Team dabei sowie taz-Werbechef Willi Vogel­pohl, außerdem die erfahrenen Mareike Barmeyer, Vincent Bruckmann, Klaudia Lagozinski, Shayna Bhalla, Tigran Petrosyan und Raoul Spada, Chef vom Dienst des Projekts und Koordinator. Für alle eine Premiere wird sein, das taz.lab als pures Digitalformat ins Werk zu setzen: kein Livepublikum im taz-Haus, dafür fünf bis sieben digitale Studios und Performanceflächen. Am Ende heißt das: Von morgens um 8.30 Uhr bis in die Nacht zum Sonntag werden rund 60 Panels, Workshops, Diskus­sionsrunden und Debattenforen ausgerichtet. Obendrein eine digitale Spazierfläche, an der alle zugleich teilnehmen können – erfolgreich erprobt auf der taz-Weihnachtsfeier. Ohne Publikum geht’s natürlich nicht: Tickets gibt es ab Ende Januar. Fragen und Anregungen? tazlab@taz.de Wir freuen uns auf euch!
Jan Feddersen, Projektleiter

II.

III.

Heute, wo das Wetter sonnig, aber kalt zu werden verspricht...

... gibt es eine gute Gelegenheit, sich nochmals in das Programm von „A Change Is Gonna Come“ einzugrooven.

Besonderes Interesse finden:

 Erben und Vererben taz, der Generationenvertrag [1]

 Chinas digitaler Aufstieg Taiwans Digitalministerin Audrey Tang im Gespräch [2]

 Grün für alle, alle für Grün? Unangenehme Fragen an den Bundesvorsitzenden Robert Habeck [3]

 Decolonize Auschwitz: Wider und Für Bagatellisiert postkoloniale Theorie die Shoah? [4]

Digitaler Kapitalismus Das bietet das Internet abseits der Tech-Giganten? [5]

 Kann Deutschland Zukunftspolitik? Joschka Fischer über die neue deutsche Verantwortung im 21. Jahrhundert [6]

 Hauptsache, es dient der Wiedergutmachung Jüdisches Leben in Deutschland und seine Sichtbarkeit [7]

 Der große Ausklang Die virtuelle taz-lab-Party mit Ulrich Gutmair und Sarah Diehl [8]

IV.

Dass eine persönliche Teilnahme nicht möglich war, geht aus der Tatsache hervor, dass am selben Tag alle Bildschirmen, Lautsprecher und Leitungen voll waren mit Beiträgen von Studierenden aus Mexiko, Istanbul ... und Berlin, zusammengefasst und koordiniert im Rahmen einer weiteren Vorlesungs- und Gesprächsreihe zum Thema "Design Thinking".
Bei einem nochmaligen Rückblick auf das gesamte Programmangebot ist bei aller Attraktivität einzelner Programmpunkte nicht zu erkennen, ob und wo das Thema "Change" in Bezug auf die eigene Zeitung besprochen wurde. Worauf das gesamte Programm nochmals in seiner "Druck"-Fassung als PDF heruntergeladen und studiert wurde:

tazlab Programmheft 2021

Und siehe da: dort findet sich gegen Ende diese Anzeige:

Mit dem Android-Telefon aufgerufen, findet sich dieser Eintrag:

Dieser Link verweist auf die Version "3.14.0 arm64-v8a" und nennt als Aktualisierungsdatum den 16.09.2020. Also kann das unmöglich die hier soeben angekündigte Version sein.

V.

Wir folgen stattdessen dem Hinweis, auf http://www.taz.de/android nachzuschauen. Und diese Seite wiederum führt einen letztendlich zurück / weiter zu einem undatierten Interview von Jan Feddersen mit Lena Kaiser: Publizistische Pracht.

Darin heisst es:

Mit dem Szenario 2022 hat sich die taz vorgenommen, sich unabhängig zu machen vom unzuverlässiger werdenden Druck und Vertrieb der täglichen Ausgabe.

Und neben diesem Interview findet sich ein Link zu der Seite ...
Nur in der neuen taz App: 6 Wochen kostenlos taz lesen
... sowie diese auf YouTube (warum nicht auf Vimeo?) eingespielte Demo:

Die wichtigste Lektüre aber ist immer noch dieser Bericht zum Aufbruch in ein neues digitales Zeitungs-Zeitalter vom Sommer des Jahres 2018:

taz-report_2021_final_11062018

VI

Wir machen die Probe auf’s Exempel. Und versuchen uns auf der dafür vorgesehenen Seite für die neue taz-App anzumelden. Was zu gelingen scheint:

In der Bestätigungsmail wird dann eine Abo-ID und ein Passwort mitgeteilt. Um sodann zu erfahren:

Mit den oben angegebenen Zugangsdaten können Sie sich bei der alten taz-App ("taz klassisch") anmelden. Wenn Sie die taz mit der neuen App lesen wollen, brauchen Sie eine taz-ID. Details dazu finden Sie unter https://blogs.taz.de/app-faq/anmeldung/

Dort heisst es.

Frage: Anmelden mit Abo-ID versus taz-ID
Antwort: Die alte Abo-ID (numerisch) ersetzen wir durch eine neue taz-ID (Ihre Email-Adresse), die alle taz-Angebote zusammenführt. Deshalb werden Sie beim Start der neuen taz-App aufgefordert, entweder eine neue taz-ID anzulegen (und ein Passwort dafür zu vergeben) oder eine bestehende taz-ID mit der alten Abo-ID zu verknüpfen. Ob Sie eine taz-ID haben, können Sie feststellen, wenn Sie sich beim Kundenportalanmelden. Wenn Sie dort Ihre Email-Adresse eingeben und es erscheint eine Fehlermeldung, haben Sie entweder keine taz-ID, oder das Passwort war falsch. Letzteres können Sie im Anmeldeformular des Kundenportals ändern. Dafür wird Ihnen ein Link an Ihre Email-Adresse geschickt – sofern diese eine taz-ID ist.

Soweit so ungut. Denn jetzt ist immer noch nicht geklärt, wo und wie die neue taz-App nun gestartet werden kann. Denn nur die ist es, auf die das - inzwischen erlahmende - Interesse zielt...

Rufen wir uns jenen Satz aus dem Report aus dem Jahr 2018 in Erinnerung, der Gefahr läuft, immer noch nichts von seiner Brisanz verloren zu haben. Dort steht auf Seite 9 geschrieben:

Aber wenn wir uns weiter so langsam in Richtung Digitalistan bewegen wie jetzt, droht das Haus zum Goldenen Käfig zu werden. Zum Sterben zu viel, zum Leben zu wenig.

Anmerkungen

[1

Die Erfolgsgeschichte der taz ist auch die Geschichte derer, die ihre Zeitung seit 40 Jahren unterstützen. Oft ging und geht es unseren Unterstützer:innen darum, der taz-Idee eine stabile Zukunft zu geben. Deshalb haben wir die Erbenkampagne „Bleiben Sie unsterblich“ gestartet, damit es die taz auch noch für die nächste Generation gibt. In unserem Talk geben wir Ihnen einen Einblick in die taz und stellen Ihnen die Wege des Vererbens vor, erklären den steuerlichen Hintergrund sowie die feinen Unterschiede zwischen „vererben“, „vermachen“ und „überlassen“

.

[2

Nutzten die großen Tech-Firmen das Reich der Mitte vor einem Jahrzehnt noch als Werkbank, wo Rechner und Kleinelektronik zusammengeschraubt wurden, hat sich das Riesenreich inzwischen staatlich gelenkt zum Hightech-Giganten entwickelt. Die enge Verknüpfung von Kommunistischer Partei, Staat und privaten Unternehmen zeigt, dass hinter Chinas Aufstieg nicht nur ökonomische, sondern auch innen- und außenpolitische Ziele stecken. Siehe Taiwan: Der von der Volksrepublik beanspruchte, aber unabhängige Inselstaat vor der Küste ist wie kein anderes Land Opfer von Cyberattacken aus China. Ein Gespräch über die Chancen und Risiken von Chinas digitalem Aufstieg.

[3

Nach Jahrzehnten der Oppositionskultur gegen den „Mainstream“ wollen die Grünen nach der Bundestagswahl die Gesamtgesellschaft aus ihrem Zentrum heraus anführen und explizit auch Politik für die machen, die sie nicht wählen. Der Bundesvorsitzende Robert Habeck praktiziert nicht nur einen neuen Stil, er schlägt auch eine neue politische Methode vor. Die Frage lautet: Wie soll das in der Realität gehen - ernsthafte Klimapolitik machen und überparteilich sein? Wie will er dafür die Mehrheit gewinnen? Wie will er damit in den Zwanzigerjahren europäische Zukunftspolitik gestalten? Ein knallhartes Gespräch.

[4

Die weltweiten Black-Lives-Matter-Proteste brachten Hunderttausende im Protest gegen Rassismus auf die Straße. Einige prominente BLM-Vertreter:innen bekennen sich jedoch zu „israelkritischen“ Positionen, fordern beispielsweise einen Boykott des „Besatzerstaates“. Kein Zweifel: Postkoloniale Theorie ist unabdingbar zur Aufarbeitung kolonialer Strukturen, sie fängt jedoch immer wieder antisemitische und antizionistische Positionen auf. Wächst hier ein blinder Fleck, ein Vergessen des Antisemitismus? Muss es nicht möglich sein, sich für die Aufarbeitung des Kolonialismus einzusetzen, ohne dabei antisemitisch zu werden?

[5

Unser Internet-Alltag ist fest bestimmt von Tech-Giganten wie Google, Amazon oder Facebook — Leitunternehmen des digitalen Kapitalismus. Wie sehen Alternativmodelle aus, und wie lässt sich darüber die lokale Kulturentwicklung vorantreiben?
Digitale Technologien durchdringen nicht nur unseren Alltag, sie bilden auch die zentralen Herrschaftstechnologien der Gegenwart. Insbesondere Leitunternehmen des digitalen Kapitalismus wie Google, Apple, Amazon, Tencent oder Alibaba stehen für eine beispiellose Konzentration ökonomischer Macht, die auf unterschiedliche Weise in den Dienst politischer Kontrolle gestellt wird. Ist es vorstellbar, dass sich in Europa ein Alternativmodell zur konsum- und kontrollzentrierten Digitalisierung der Gegenwart entwickelt?

[6

Deutschlands Verantwortung für seine Geschichte ist seit 1945 evident. Die deutsche Verantwortung für die eigene Zukunft und die Europas ist weniger im Bewusstsein – und seit Corona scheint sie noch weiter entfernt. Beide Zukünfte sind unwiderruflich miteinander verknüpft und in Gefahr, sagt der Geostratege und ehemalige Bundesaußenminister Joschka Fischer. Für eine gute Zukunft muss die nächste Bundesregierung europäische Machtpolitik entwerfen. Entweder Europa schützt, definiert und setzt seine Interessen durch oder andere setzen ihre Interessen gegen Europa durch. Zu starker Tobak für Grünen-Wähler?

[7

1991 kamen knapp über 200.000 Jüdinnen und Juden aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland. Man bezeichnete sie als "Kontingentflüchtlinge" und sprach bald darauf vom "blühenden jüdischen Leben", das es nun wieder in Deutschland geben sollte. Genau 30 Jahre nach dem Beginn der jüdisch-postsowjetischen Migration wollen wir fragen, was dran ist an dieser triumphalen Erzählung. Wie hat sich die jüdische Gemeinschaft in den letzten Jahrzehnten entwickelt? Welche Jüdinnen und Juden werden überhaupt wahrgenommen in Deutschland? Welche Qualitäten von (Un-)sichtbarkeit gibt es für jüdische Menschen?

[8

Keine Angst vor Popsongs heißt es bei der virtuellen Corona-Party mit Ulrich Gutmair und Sarah Diehl! Live aus dem rundum verglasten Panoramaraum im sechsten Stock des taz-Hauses wagen wir die erste coronakonforme taz-lab-Party.
Musik für Tanzende versprechen uns die beiden DJs des Abends – und Tanzende sollen sie bekommen. Der Abend will ausgeklungen werden, so will es die Tradition, und so wollen es auch wir: mit Musik! Auch wenn es vor den Bildschirmen und in den Wohnzimmern passiert, die Aufgabe der DJs ist es, dass sich die Leute befreit in den Tanz hineinfallen lassen. Dafür haben wir zwei Profis beauftragt, die den Dancefloor wie eine tageszeitung lesen können. Kommen Sie, kommt ihr vorbei und überzeugt euch davon, dass digitales Tanzen möglich ist!


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