So ein Theater: Ein Bild-Telefon für Blinde?!

VON Dr. Wolf SiegertZUM Mittwoch Letzte Bearbeitung: 25. Juli 2021 um 11 Uhr 11 Minutenzum Post-Scriptum

 

1.

Ausgangspunkt für diese Linksammlung - samt angegliederten Eingen-Beitrag - ist die Entscheidung des Schauspiels Stuttgart, ab Montag dieser Woche und bis auf Weiteres interessierten Menschen nach Anmeldung (Bestellung ;-) Gedichte am Telefon vorzulesen:

 Telefon statt Bühne. Bei Anruf Lyrik. Klaus Rodewald im Gespräch mit Britta Bürger

2.

In diesem Zusammenhang wird auf den Sendeketten des Deutschlandradios dieses Telefon-Thema gleich mehrfach zur Sprache gebracht - und hier als Linksammlung nochmals eingestellt.

Da das Telefon - damals noch "Telephon" - spätestens seit dem SWF 1 - Sendeformat "Vom Telephon zum Mikrophon"

eine nicht mehr wegzudenkende Bedeutung hat.

3.

Hier die Links zu einigen weiteren Beiträgen:

 Sehnsucht nach Privatheit. Plädoyer fürs bildlose Telefon. Von Martina Weber

 Das Telefon. Eine besondere Art der Kommunikation. Von Oliver Schwesig

4.

Die all-täglichen Sendebeiträge und Interviews auf allen Sendern machen deutlich, dass mit der Ablösung der ISDN-Technologie durch Einführung der IP-Telefonie zwar technisch als ein Fortschritt gelten mag, aber nicht von der Qualität der Tonübertragung her. Trotz Bestrebungen, diesen an-erkannten Nachteil mit Features wie HighVoice wieder ausgleichen zu können.

Auf jeden Fall zeigt sich schon jetzt, dass sich auch die Art des Vortrages an diese Gegebenheiten anzupassen hat. Ein Satz wie: "Das Pferd frisst keinen Gurkensalat" erfährt eine ganz ungeahnte neue Bedeutung...

5.

Eigene Versuche wurden dazu zuletzt im Zuschauerraum / in der Loge des Theaters in Regensburg unternommen: "Loge 6 - Zur schönen Aussicht": Ein YouTube-Dialog. Wobei - im Gegensatz zu den beteiligten Schauspielern, hier ein Beispiel von Peter Blum mit einer Lesung aus "Also sprach Zarathustra"

- in diesem Falle vonseiten des Telefon-Gastes des Hauses ganz bewusst auf den Vortrag, die Lesung eines literarischen oder lyrischen Textes verzichtetet wurde.

6.

Vielleicht können wir ja noch ein Stück weitergehen. Die Herausforderung an die Theater ist nicht nur die Digitalisierung und die Wieder-Erfindung neuer Formen des Dialoges mit dem Publikum, sondern nach wie vor der immerwährende Wunsch, die "Vierte Wand" einzureissen, oder zumindest "überspielen" zu können - im direkten wie im übertragenen Sinne dieses Wortes.

Dafür müssen sich aber nicht nur die Theater und ihr Personal öffnen, sondern auch das Publikum, und jede und jeder Einzelne von uns.

7.

Um dieser Auf-Forderung nachzukommen, wird aus den eigenen Gefilden der Um-Welt der sogenannten "sozialen" Medien eine Adresse preisgegeben, auf der seit einigen Jahren immer wieder eigene kurze literarische Versuche eingestellt wurden, die sich an den Vorlagen des japanischen HaiKu orientiert aber alsbald zu einer ganz eigenen Form und Sprache gefunden haben, die dem deutschen Sprach- und Denk- und Resonanz-Raum angepasst sind. Die DeuKu’s. Zusammengetragen auf der Twitter-Seite:

 https://twitter.com/carpecarmen

8.

Das Schöne an einer solchen "Dichter-"Lesung wäre, dass in diesem Falle sich das Publikum aus den online zugängigen Texten selber jenen aussuchen könnte, der ihm oder ihr jeweils am besten gefällt. Und dann könnte er oder sie zu einem vereinbarten Zeitpunkt anrufen (oder sich anrufen lassen) und diesen Text selber nochmals laut lesend vortragen und sodann darüber in ein Gespräch mit dem Urheber eintreten.

9.

In einem solchen Modell würde das Format der Dichter-Lesung vom Kopf auf die Füsse gestellt werden. Aus dem Köpfen des lesenden Publikums (und das müssen ja nicht nur Arbeiter sein) zurück auf den Urheber, der mit seinen Texten auf dem Boden seiner Text-Tat-Sachen steht.

10.

Wäre das einen Versuch wert?

WS.

P.S.

Wie wichtig - aber auch wie schwierig - es mit dem Vortragen von Gedichten in diesen Zeiten sein kann, davon berichtet Marten Hahn am 26. Mai 2020 in der Sendung "Lesart" auf Deutschlandfunk Kultur beim Besuch des Hay-Festivals... an seinem Computer:


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