twitter: "go home..." statt "office to go"

VON Dr. Wolf SiegertZUM Freitag Letzte Bearbeitung: 14. Mai 2020 um 21h54minzum Post-Scriptum

 

Auf diesen Eintrag...

...folgten alsbald auch an vielen anderen Orten und medialen Outlets viele Reaktionen, selbst in den Wirtschafts-Redaktionen des Rundfunks, so wie hier dieser ARD-Beitrag vom 14. Mai 2020 von Marcus Schuler in "Wirtschaft am Mittag" im Deutschlandfunk:

Mitarbeitende können zuhause bleiben - für immer
Es gelten die Regeln des Urheberrechts Marcus Schuler

Damit kommt es zu einer interessanten Umkehrung einer Entwicklung, die vor gut einem Jahrzehnt als BYOD-Konzept in Mode kam: Bring Your Own Device (BYOD) . Immer mehr MitarbeiterInnen brachten ihre eigenen elektronischen Endgeräte mit ins Büro. Nutzten diese dort und nahmen sie dann auch wieder mit nach Hause oder auf Reisen, oder sogar in die Ferien: Und legten damit die Grundlage für eine Entwicklung, die sich nun in ihr Gegenteil verkehrt. Mittels dieser - als auch von der Firma gestellten - Geräte wird die Arbeit semi-permanent in einen bislang als privat ausgewiesenen Bereich ausgelagert.

Entwicklungen, die sich im letzten Jahrzehnt schon mit einer Umwidmung des Privaten abgezeichnet hatten - von airbnb("Werde Gastgeber Deiner Unterkunft") bis uber ("Always the ride you want" / "Immer die passende Fahrt" ) - kulminieren nun in etwas, was gerne als eine "neue Qualität" apostrophiert wird: Das Berufliche amalgamiert mit dem Privaten. Und wir müssen neue Strategien entwickeln, dem Privaten eine neue Art der Heimstatt zu gewähren. Selbst dann, wenn wir "für unser Leben gerne" arbeiten sollten...

Die These dieses Beitrages, die es an anderer Stelle noch weiter auszuarbeiten gilt, lautet: dass der jetzt verkündete MOVE auf der Firmenebene nur nachvollzieht, was innerhalb der Nutzer-"Gemeinschaften" dieses Dienstes schon längst stattgefunden hat: Die Veröffentlichung des Privaten zu seinem - auch beruflichen - Vorteil.

Das gilt oft auch dann, wenn gesagt wird, dass man sich ja gerade deshalb (s)ein twitter-account auf seinen eigenen Namen angelegt habe, um sich damit ganz bewusst von seinen beruflichen Positionen und Positionierungen abgrenzen zu können. Auch wenn das hier und da auch persönlich wirklich so intendiert gewesen sein mag, der Wirkungseffekt ist schon heute ein durchgehend anderer. Jede(r) die (der) heute in HumanRelations, im Marketing oder Headhunting arbeitet, wird dieses bestätigen. Es wird immer häufiger zunächst danach geschaut, wer diese Person i s t , bevor es darum geht, was sie vielleicht k a n n .

In diesem Sinne ist fast Nichts mehr privat, nicht einmal mehr die Sorge um die eigene Frisur als Corona-Coiffuer-Topic und die Farbe der Haare. Quod erat demonstrandum:

P.S.

Bei der Arbeit an diesem Text fiel auf, dass das erste twitter-Konto auch schon vor gut einem Jahrzehnt angelegt - und dann aber zunächst wieder ausser Acht gelassen - worden war:


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