VA - TMH : auf zur nächsten Runde

VON Dr. Wolf SiegertZUM Samstag Letzte Bearbeitung: 19. Januar 2020 um 13h14minzum Post-Scriptum

 

Ab heute öffentlich: Hier der LINK zur Ausschreibung des "Thomas Mann Fellowships" für das Jahr 2021.

Mit diesem Schwerpunktthemen:

Defacement

 Digitale Ethik: Erkennung, Anerkennung und Verkennung
 Gesellschaftlicher Wandel: Bloßstellung und Stigmatisierung

States of Insecurity

 Wohlfahrtsstaatliche Traditionen in Deutschland und den USA
 Was hält unsere Gesellschaften sozial und kulturell zusammen?

Sollte es zu der Entscheidung kommen, sich erneut zu bewerben und sollte sich diese Bewerbung an einem der hier vorgeschriebenen Themen orientieren, so würde die zu bearbeitenden These lauten:

Es gibt keine "Digitale Ethik", sondern die seit Gottfried Wilhelm Leibniz [1] diskutierte Herausforderung, in einer Welt voller "Rechenmaschinen" die Verantwortung für diese Welt immer wieder neu zu überprüfen - und zu leben.

Und bei allen Unterschieden, wie dies in den USA und in der BRD geschieht, gilt eines für die Menschen unserer Generation in gleichem Masse: Wir sind die erste Generation, die noch zu Lebzeiten für das, was sie mit der Digitalisierung zuwege gebracht hat, auch noch in der eigenen Lebenszeit zu verantworten hat: vor sich selbst, der Gesellschaft und den nachwachsenden Generationen.

Nicht die Ethik ist - oder wird - digital, sondern sie gilt es als Referenzsystem und als Kompass für diese neue Zeit neu zu entwerfen, zu formulieren und zur Anwendung zu bringen.

Die zu überprüfende These würde lauten: anstatt die bisherigen Vorstellungen von "Ethik" in eine digitalisierte Welt fortschreiben zu wollen, muss es gelingen, diese für die sich bei uns einschleichenden Zeit neu zu entdecken, zu hinterfragen und zu einer neuen Wirkung unter veränderten Parametern zu bringen.

P.S.

I.
Ganz pragmatisch und gleich zu Beginn die Frage, ja die Bitte, die vier auf deutsch eingestellten Schwerpunktthemen auch im UK-/US-Englischen auszuformulieren. Danke!

II.
Der Januar 2020 VATMH Berlin Newsletter wird mit diesem Zitat von Linon Feuchtwanger aus seinem Roman "Erfolg" eröffnet:

„Ein großer Mann“, sagte er [Jacques Tüverlin], „den Sie nicht leiden können, ich übrigens auch nicht, er heißt Karl Marx, meinte: Die Philosophen haben die Welt erklärt, es kommt darauf an, sie zu ändern. Ich für meine Person glaube, das einzige Mittel, sie zu ändern, ist, sie zu erklären. Erklärt man sie plausibel, so ändert man sie auf stille Art, durch fortwirkende Vernunft. Sie mit Gewalt zu ändern, versuchen nur diejenigen, die sie nicht plausibel erklären können. Diese lauten Versuche halten nicht vor, ich glaube mehr an die leisen. Große Reiche vergehen, ein gutes Buch bleibt.“

III.
Hier nochmals - zur Erinnerung? - die elfte und letzte der Thesen über Feuerbach von Karl Marx im Original:

Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kommt aber darauf an, sie zu verändern.

IV.
Zwei ausgewählte Einladungen für den 15. und 18. Januar 2020:
 DAS THOMAS MANN HOUSE IN PACIFIC PALISADES
 LOUISA CLEMENT: KUNST- UND BILDWELTEN...

V.
Als pars pro toto für dieses Thema sei hier Jodi Halpern von der University of California Berkeley, CA, mit Ihrem Ethik-Beitrag zum Thema "Disruption & Trust" zitiert, den sie am 19. Januar 2020 am späten Sonntagvormittag auf der DLD-Conference in München gehalten hat (... und bei dem sie sich zu Beginn auf den vorangegangenen Vortrag von Stefan Oschmann von der Merck KGaA in Darmstadt bezieht):

Anmerkungen

[1Dazu als pars pro toto was für die Ohren: Der Deutschlandfunk Nova "Hörsaal" - Beitrag vom 30. Oktober 2016 mit Michael-Thomas Liske von der Universität Passau und Valentin Groebner von der Universität Luzern in der Moderation von Hans-Jürgen Bartsch:

Gottfried Wilhelm Leibniz Vordenker der digitalen Gesellschaft


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