Eine Spassbremse im Media Markt

VON Dr. Wolf SiegertZUM Montag Letzte Bearbeitung: 26. November 2019 um 21 Uhr 23 Minutenzum Post-Scriptum

 

0.

Ingolstadt. 05.10.2015: Media Markt Deutschland startet mit seiner neuen Saisonkampagne in den Herbst: Unter dem Motto „Hauptsache Ihr habt Spaß!“ rückt diese vor allem das rundum erfreuliche Einkaufserlebnis in den Fokus.

So die ersten Zeilen aus der im Anhang nochmals im vollen Umfang zitierten Presseerklärung [1], in der immer wieder auf das Gelingen der Kundenbeziehungen mit den MitarbeiterInnen im Markt hingewiesen wird [2] und erklärt:

„Wir geben den Kunden das Versprechen: Egal, was Spaß für dich bedeutet, Media Markt und seine Mitarbeiter tun alles dafür, dass man ihn bekommt“, erklärt Thomas Hesse, Marketingleiter bei Media Markt Deutschland und führt weiter aus: „Dabei stellen wir die Kunden und ihre Bedürfnisse in den Mittelpunkt unserer Kommunikation.

1.

Dieses Versprechen wurde bei dem Besuch eines Berliner MediaMarktes auf so eklatante Art und Weise gebrochen - nein es wird hier ganz bewusst auf die Nennung von Ort und Personennamen verzichtet - dass es der Mühe Wert ist, diese Vorfälle zu schildern - in der Hoffnung, dass der Negativpart in dieser Beschreibung eher auf eine Person zutrifft, die von Dritter Seite als outgesourcte "Service"-Kraft mit zugegen war.

2.

Zunächst mal hat es gut und gerne zwei Wochen gebraucht, um ein am 11. November 2019 bestelltes und in einem der Märkte lokalisiertes BLACKBERRY Key2 LE 64 GB Dual SIM zwischen zwei Filialen des gleichen Marktes hin- und her-zusenden.

Was die Idee, sich an einem in der Nähe des Büros liegenden Markt alle neu gekauften Geräte zustellen zu lassen, ad absurdum führt. Und zur Folge hatte, des der Kauf eines weiteren Gerätes WD My Cloud EX2 Ultra 8 TB (I) direkt an dem Ort vollzogen wurde, an dem dieses auch zum Verkauf bereitsteht.

3.

Never mind: Heute trifft die Nachricht ein, dass das Gerät vorne an der Kasse abgeholt werden könne. Vor dort aber wirst Du zunächst in die Fachabteilung geschickt. Der Mitarbeiter läuft los, ins Lager, dann wer-weiss-wohin und verweist dann wieder auf die Kasse. Dort konnte es dann doch entgegengenommen und zum vereinbarten Preis bezahlt werden. So weit, so gut.

4.

Vor diesem Hin und Her gab es bereits einen ersten Gang an die Service-Theke im Markt. Dort könne man prüfen, ob das 8 TB-MyBook WD-Laufwerk noch betriebsfähig sei oder nicht, so die telefonische Auskunft vom Samstag zuvor. Samt der Empfehlung, lieber am Montag vorbeizukommen, da dann weniger los sei.

Dort wird dieses Ansinnen abgewiesen. Man sei an diesem Tresen nur für Mobiltelefone zuständig und man solle sich stattdessen in die Vorhalle zur Reparaturannahme bemühen.

5.

Dort gibt es eine lange Wartezeit, obwohl nur eine Kundin am Tresen steht. Aber der Mitarbeiter kümmert sich fast rührend um den Fall - und packt der Frau schliesslich sogar alle jene Teile der Stereo-Anlage, die nicht mit eingeschickt werden müssen, wieder in ihren Einkaufsrolli. Und da wartet man dann auch gerne etwas länger...

Nach der Vorlage der Festplatte samt aller Kauf- und Garantie-Unterlagen wird erklärt, dass keine Prüfung vor Ort vorgenommen werden könne, sondern man die Platte im Originalkarton samt aller vollständig vorhandenen Kabel so wieder zurücknehme und den Kaufbetrag dann rücküberweise [3].

Die Platte war online gekauft und in diesem Markt zur Abholung bereitgestellt worden. Dennoch schafft es der Mitarbeiter, den Eingang so zu verbuchen, dass er den Kunden nicht nochmals (dieses Mal wäre es dann der Online-Abholungs-Schalter gewesen) weiter schicken musste.

6.

Zurück an den - wie jetzt gelernt - nur für den Mobil-Telefon-Service zuständigen Schalter. Mit dem brandneuen BlackBerry in der Hand und der Bitte, bei der Ersteinrichtung behilflich zu sein.
Konkret ging es um zwei Fragen: Erstens: Welches ist die geeignete Speicherkarte? Zweitens: Wie ist diese so einzubinden, dass sie als direkte Erweiterung des 64 GB-Speichervolumens genutzt werden kann?

Um es gleich vorweg zu sagen, zur Bearbeitung der zweiten Frage ist es gar nicht mehr gekommen. Der "Service" der Mitarbeiter nahm eine solche Form der Unverschämtheit an, dass die "Flucht nach vorne" aus dem Laden heraus die einzige Möglichkeit war, sich selber davor zu schützen, nicht laut loszubrüllen und einem der Männer seine sofortige fristlose Entlassung zu "wünschen".

7.

Anlass für solcherart "Verwünschung" waren Sätze wie: "Ich bin doch kein Hartz-Vier-Empfänger, mich muss man für meine Arbeit hier bezahlen..."

Dieser Satz kam als Antwort auf die Frage, ob und wie die W-LAN-Verbindung innerhalb des Geschäftes eingerichtet werden könne. Das sei doch schliesslich selbsterklärend, so die Antwort und ein Stips auf eine andere Stelle hinter der Glasscheibe als jene, auf der zuvor vergeblich versucht worden war, das Wort "weiter" als Kontextsensitives Icon zu verstehen.

8.

Nein, es wird an dieser Stelle nicht nochmals die ganze Liste an Frechheiten wiedergegeben, denn nach wie vor wäre das mit zu viel Ärger verbunden - auch wenn es das Bestreben des Autors dieser Zeilen ist, möglichst korrekt und sachlich darzulegen, was vorgefallen ist.

Nur so viel: Von Anfang an war klar, dass es auch nicht die geringste Bereitschaft gab, auf das Hilfeersuchen des MediaMarkt-Kunden mit seinem brandneuen Gerät einzugehen. Und nur dieses Beispiel als pars pro toto: Auf die Frage, welche Speicherkarte für diese Telefon geeignet sei, und welche der unterschiedlichen Ausführungen zu bevorzugen, weist der "Service"-Mann mit grosser Geste auf ein dem Tresen gegenüber aufgestelltes Regal mit gut und gern 50 verschiedenen Ausführungen solcher Karten.

Und vor denen stehst Du dann. Und die erste der ausgewählten wird als "falsch" abgewiesen. Und die zweite der Ausgewählten soll zunächst einmal bezahlt werden, bevor Dir eine Auskunft darüber erteilt wird, ob das nun wirklich eine geeignete sei...

9.

Ohne Moos nix los... es hat den Anschein, dass selbst die gerade getätigten Umsätze für Smartphone und Speicherkarte die beiden Männer nicht dazu bewegen können, dem Kunden in irgendeiner Art und Weise hilfreich zur Seite zu stehen.

Vielmehr scheint es eher in ihrem Interesse zu liegen, selber weiteren Umsatz für Leistungen zu generieren, die in einer Preistafel am Tresen aufgestellt und angezeigt worden sind.
Da sie im Gegensatz zum anderen Personal auch keine roten T-Shirts tragen und auf dem Hemdkragen des Mannes irgend eine "www.___-tec.de"-Kennung eingenäht ist, könnte man daraus schliessen, das es sich hier um extern eingekaufte "Service"-Kräfte handelt, die auch nichts Besseres zu tun haben, als Geld verdienen zu wollen, um sich ihren Arbeitsplatz zu erhalten...

10.

Die Stimmung hellt sich auch nach der Rückkehr ins Büro nicht auf: Es ist bis zum Nachmittag keine Post ausgeliefert worden: Damit auch nicht die neue SIM-Karte der Telekom.

Und bevor das neue Telefon an den Start gebracht wird, selbst ohne SIM-Karte, MUSS die NutzerIn diese Google-Erklärung akzeptieren:

Updates und Apps installieren

Wenn du fortfährst [4], stimmst du zu, dass auf diesem Gerät auch automatisch Updates und Apps von Google, deinem Mobilfunkanbieter und dem Hersteller deines Gerätes heruntergeladen und installiert werden können, möglicherweise auch über eine mobile Datenverbindung. Bei einigen dieser Apps werden eventuell App-Käufe angeboten. Du kannst diese Apps jederzeit entfernen.

Durch Klicken der Schaltfläche "Ich stimme zu" erklärst du dich mit der oben beschriebenen Verarbeitung für diese Google-Dienste einverstanden.

 [5]

Am besten, wir beenden das Ganze so, wie wir diese Montags-Geschichte begonnen haben: Mit einer weiteren MediaMarkt-Werbung aus der oben schon zitierten Kampagne:

P.S.

Warum diese Aufzeichnung, die nach dem Abklingen des Ärgers nochmals so viel zusätzliche - verlorene? - Zeit bedeutet. Weil die Schere zwischen dem über Agenturen in die Welt posaunte Anspruch und dem 0-8-15-Alltag in Fällen wie diesen so unermesslich gross zu werden vermag, das dieser sich in sein massives Gegenteil zu verkehren beginnt. Und das ist nicht länger nur persönlich ärgerlich, sondern wird, wenn man sich die wirtschaftlichen Eckdaten anschaut, zu einem fast schon systemischen Problem.

Anmerkungen

[1

[2Siehe dazu auch den Beitrag von Ingo Rentz in der HORIZONT-Ausgabe vom 31. Oktober 2016: Media-Markt pfeift auf Regeln und Zwänge

[3Gewiss, man hätte ja vielleicht mal fragen können, ob auf dieser acht Terrabyte-Platte noch Daten liegen, die man vielleicht gerne behalten hätte. Und in diesem Falle - vollkommen zu Recht - ein Übernahme oder Rettungsangebot machen können...

[4Wer autorisiert diese Firma eigentlich dazu, den Autor und potenziellen Nutzer mit "du" ansprechen zu dürfen???

[5Was im Umkehrschluss bedeutet, dass eine Nichtanerkennung bedeutet, dass die NutzerInnen keine Möglichkeit mehr haben, von ihrem Grundrecht auf Kommunikationsfreiheit elektronischen Gebrauch zu machen (sic!).


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