Kippah כִּיפָּה für Alle?!

VON Dr. Wolf SiegertZUM Samstag Letzte Bearbeitung: 2. Juni 2019 um 12 Uhr 42 Minutenzum Post-Scriptum

 

Hier zunächst ein Rückblick auf einige Beiträge vom Freitag, den 31. Mai 2019:

In den Morgen-Nachrichten des Deutschlandfunks, dann, später, in der Tonspur, um die Intervention des Bundespräsidenten erweitert:

 „Al-Kuds-Marsch“ Rufe nach Demo-Verbot

Vor dem Hintergrund des für morgen in Berlin geplanten anti-israelischen Al-Kuds-Marsches häufen sich Forderungen nach einem Verbot solcher Demonstrationen.

Die AfD-Politikerin von Storch sagte im Deutschlandfunk, dort würden nur Hass und Gewalt auf die Straße getragen, dafür dürfe es keinen öffentlichen Raum geben. Man dürfe nicht bloß über Antisemitismus reden, vielmehr sei es erforderlich, auch ganz konkret etwas dagegen zu tun. So müsse zum Beispiel die Hisbollah in Deutschland als Terrororganisation verboten werden, betonte die Antisemitismusbeauftragte der AfD-Fraktion.

Kippa als Zeichen des Protests

Zuvor hatte sich der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Klein, für ein Verbot der Hisbollah und des Al-Kuds-Marsches ausgesprochen. Zudem rief er alle Menschen in Berlin dazu auf, morgen als Zeichen der Religionsfreiheit und des Protests eine Kippa zu tragen.

Der Zentralrat der Juden in Deutschland forderte strikte Auflagen für die Veranstaltung. Es sei unverständlich, dass diese Demonstration Jahr für Jahr genehmigt werde, erklärte Zentralratspräsident Schuster.

Hohe Hürden für ein Verbot

Der Berliner Innensenator Geisel sagte der „Jüdischen Allgemeinen“, man habe ein Verbot des Al-Kuds-Marsches geprüft. Doch seien Versammlungs- und Meinungsfreiheit Grundrechte, die auch jene schützten, die schwer erträgliche Ansichten auf die Straße trügen.

In Berlin sind morgen auch mehrere Gegendemonstrationen geplant. Der Al-Kuds-Tag wurde vom Iran initiiert – er dient dazu, das Existenzrecht Israels in Frage zu stellen und zur Eroberung Jerusalems aufzurufen. Al-Kuds ist der arabische Name für die Stadt.

 Newsticker der WELT: Steinmeier: Kampf gegen Antisemitismus ist Bürgerpflicht

 Im Original: Statement gegen Antisemitismus
31. Mai 2019

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat in einem Telefonat mit dem Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, seine Sorge über den wachsenden Antisemitismus in Deutschland zum Ausdruck gebracht und die Schutzpflicht des Staates für jüdisches Leben in Deutschland betont: "Wir können es nicht hinnehmen, wenn sich Juden nicht trauen, auf unseren Straßen Kippa zu tragen. Es ist unsere Bürgerpflicht, Antisemitismus in all seinen Formen zu bekämpfen. Und es ist eine herausragende Aufgabe unseres Staates, unsere jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger zu schützen und einzuschreiten, wo es notwendig ist – auch und gerade bei Demonstrationen und öffentlichen Veranstaltungen. Antisemitismus ist immer ein Angriff auf uns alle, auf unsere Demokratie und unsere offene Gesellschaft. Dem muss sich eine aktive Zivilgesellschaft Tag für Tag entgegenstellen. Nur wenn Juden in Deutschland vollkommen zu Hause sind, ist diese Republik vollkommen bei sich."

 Dazu: "Im Gespräch": Der Historiker Yehuda Bauer, befragt von Britta Bürger (Auszug):

Den gesamten Beitrag kann man nachhören unter:
An den Holocaust gewöhnt man sich nicht [1]

Nur 45 Minuten später war er in der Sendung VIS À VIS im Inforadio des rbb im Gespräch mit Christian Wildt zu hören: Yehuda Bauer: Warum Antisemitismus eine Gefahr bleibt.

Am späten Abend ist dann nochmals Britta Bürger zu hören. Jetzt in der Sendung FAZIT im Deutschlandradio Kultur: in einem Gespräch mit Mirna Funk:

Und so berichtet die ARD in der "tagesschau" um 20.09 Uhr:

P.S.

 STERN: Berlin und andere Städte rufen zur Solidaritätskundgebung auf

Zur Erinnerung hier der Verweis auf den Aufruf der Jüdischen Gemeinde von Berlin vom April letzten Jahres:

Anmerkungen

[1Es gibt vom 29. Mai 2019 eine Aufzeichnung von einem Gespräch mit Prof. Dr. Yehuda Bauer im Grossen Saal der Stiftung Neue Synagoge Berlin - Centrum Judaicum, in der Oranienburger Strasse 28-30, zum Thema: Sechs Jahrzehnte forschen über Shoah und Antisemitismus:

Prof. Dr. Yehuda Bauer ist einer der renommiertesten Forscher über den Holocaust, Genozid und Antisemitismus. 1926 als Martin Bauer in Prag geboren, migrierte er 1939 ins damalige Mandatsgebiet Palästina, war später Mitglied eines Kibbuz und begann daneben seine wissenschaftliche Karriere an der Hebrew University of Jerusalem. Der Gründungsherausgeber der Zeitschrift Holocaust and Genocide Studies leitete das International Centre for Holocaust Studies in Yad Vashem und ist Ehrenvorsitzender der IHRA – International Holocaust Remembrance Alliance. 1998 sprach er bei der Gedenkstunde des Deutschen Bundestags zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, am 27. Januar 2006 vor den Vereinten Nationen. Der Abend widmet sich Yehuda Bauers Lebenswerk sowie seinen aktuellen Forschungsansätzen. Dabei bilanziert und kommentiert Yehuda Bauer seine vielfältigen bahnbrechenden Forschungen, Arbeiten und Initiativen zu Holocaust, Genozid und Antisemitismus auch im Blick auf aktuelle Entwicklungen und Bedrohungslagen: „Es ist nicht wie 1933 – aber gefährlich“.


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