Es mag ungewöhnlich sein, im Nachgang zu der von den Studierenden zuvor erbetenen und inzwischen online durchgeführten Evaluierung des Kurses auch selbst nochmals auf das Geschehen zurückzublicken.
Aber die besonderen Voraussetzungen erlauben dies.
Beginnend mit den bereits in der Einleitung zum ersten Tag festgestellten positiven Umständen von der Ausstattung des Raumes bis hin zur überschaubaren Grösse der Studierenden - bis hin zu den Studierenden selber: Eine ungefähr zu gleichen Teilen besetzte Gruppe von Frauen und Männern die sich durch ihre durchgehenden regelmässige Teilnahme und ihre Neugier auf das Thema auszeichnete.
Diese Kontinuität erlaubte es, erstmals in einem so komprimierten Zeitrahmen von gerade mal zwei Wochen das Thema "Design Thinking" wie eine "Speed-Dinking"-Projekt durchzuführen. Und dabei dennoch nicht den traditionellen Rahmen einer solchen Lehrveranstaltung vollends zu sprengen.
Dabei ist es der Hochschule zu Gute zu halten, dass sie solch einen Versuch - einige sagen sogar dazu "Experiment" - zulässt. In den Einträgen aus der ersten Woche geht hervor, wie wir uns an das Thema "im Allgemeinen" und danach an dessen Bedeutung jeweils "im Besonderen" herangetastet haben. Und das Ganze jeweils begleitet durch die Nachfrage nach den persönlichen Interessen und Erwartungen, die an dieses Thema herangetragen werden.
Dabei spielten - bis zum Schuss - vor allem diese Parameter eine prägende Rolle:
– das Projekt ist so angelegt, dass es möglich ist, trotz der kurzen Zeit und trotz der unmittelbar bevorstehenden Bachelor-Arbeit und trotz weiterer noch parallel verlaufender Veranstaltungen etwas zu lernen, was auch im Nachgang zu dieser Veranstaltung noch an Wert behalten, ja vielleicht sogar noch bei einer zukünftigen erneute Anwendung an Wert gewinnen mag
– die Themenauswahl im Rahmen dieses Projektes sollte so angelegt sein, dass sie immer auch mit etwas Persönlichem beginnt. Und am Ende dieses Prozesses auch wieder bis auf die Person zurückwirkt. Die Erarbeitung der Themen und der diesen zu Grunde liegenden Strukturen und Methoden ist einerseits einem hohen wissenschaftlichen Anspruch verpflichtet und erkennt doch immer wieder und zur gleichen Zeit die persönlichen, ja auch emotionalen Komponenten einer solchen Arbeit an.
In Anerkennung dieser beiden Leitgedanken ergab sich eine deutlich veränderte Didaktik. Weniger Vorlesung und mehr "Verlesung". Mehr Zusammen-Arbeit als Vor- und Nacharbeit. Verstärkte Nutzung von online basieren Angeboten, Tools und Mehrwertdiensten, mehr kollektive als vom Dozenten vorbestimmte Zeitplanung, eine gemeinsame Entscheidung über den Charakter prüfungsrelevanten Leistungen, und, und und...
Für den Dozenten wurden dadurch die Rahmenbedingungen und Themensetzungen deutlich anders. Anstatt das gesamte Füllhorn des eigenen Wissens auszukippen und auf dessen intellektuellen Nachvollzug zu drängen, war das Programm vielmehr für jeden Tag neu zu gestalten - jeweils ausgehend von den Erfahrungen und Ergebnissen des vorangegangenen Tages.
Was konkret bedeutet, dass nicht nur in diesen zwei Wochen von den Studierenden viel abverlangt wurde, sondern sich auch der Studienleiter dieser von ihm selbst so mit ausgestalteten Voraussetzungen zu stellen hatte: Jeden Abend musst für den Folgetag der zur Verfügung stehende Fundes mit Quellenmaterial neu geschichtet werden, in einigen Fällen sogar in nächtlichen Korrespondenzen mit den "colleagues & pals" in den USA neu bedacht werden - um sodann am Folgetag auch in einem jeweils dafür geeigneten methodischen Rahmen neu "in Szene gesetzt" und zur Vermittlung aufgearbeitet werden.
Die vielleicht prägendste Veränderung war die Erlaubnis, im Verlauf der zweiten Woche auch die "Unterrichtszeit" für die Ausarbeitung der jeweils gesetzten Schwerpunkt zu nutzen. Das wurde möglich, nachdem es gelungen war, bereits zum Ende der ersten Woche Schwerpunktthemen zu fixieren und an diese unterschiedlich grosse Arbeitsgruppen anzudocken [1].
Interessant ist, ohne hier schon Bilanz ziehen zu wollen, dass im Verlauf dieser zwei Wochen mehrmals - wenn auch eher so nebenbei - Sätze gesagt wurden, die immer mit einem "Es ist das erste Mal, das..." begannen [2].
Es soll aber auch nicht verschwiegen werden, dass diese Art der Zusammenarbeit aber auch neue Fragestellungen aufwirft, die vor allem in der Frage nach der jeweiligen Zensurenvergabe gipfeln. Auf jeden Fall gilt als vereinbart, dass bei einem entsprechenden qualifizierten Nachweis, innerhalb einer Gruppe keine unterschiedlichen Zensuren vergeben werden sollten. Auf welchem Niveau aber ein solche so stark gruppenzentrierte Arbeit insgesamt in das Wertungsprofil einer solchen Hochschule einzubinden ist, wird noch Gegenstand weiterer Gespräche sein müssen.
Auf jeden Fall gilt als vereinbart, dass der schriftliche Teil der Präsentationen noch nicht am Prüfungstag abgegeben werden muss, wenn im Verlauf dieser Präsentationen die Gruppenarbeit mit den Studierenden Teil dieses jeweiligen Vortrags ist - und danach die Ergebnisse dieses "Dinking"-Prozesses mit den anderen Studierenden noch Einfluss auf die finale Ausfertigung des Schriftlichen hat.
Deshalb wurde der finale Abgabetermin bis auf das Ende der KW 20 ausgedehnt. Wer allerdings bis dahin nicht alles abgeliefert hat, riskiert ein "nicht bestanden".