Zur Vorbereitung... zur Zielfindung und -setzung

VON Dr. Wolf SiegertZUM Donnerstag Letzte Bearbeitung: 19. März 2019 um 23 Uhr 51 Minutenzum Post-Scriptum

 

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Hier gibt es weitere Materialien, Links und Empfehlungen im Zusammenhang mit dem aktuell an der bbw-Hochschule durchgeführten Lehrauftrag zum Thema: Ideen-Entwicklung und "Design-Thinking", der mit der Master-Klasse HM029 zum Ende dieser Woche abgeschlossen sein wird.

1.

Sie wurde angeregt durch diesen zu Beginn der Woche aus München zugestellten "Lesehinweis" mit einem Text von Michael Seemann ausgehend von seiner auf "Ctrl+Verlust" am 3. März 2019 veröffentlichten Geschichte der Digitalisierung in fünf Phasen. Er schreibt:

Der digitale Umbruch: Der Blick zurück, nach vorn

Ich merke bei mir selbst, aber auch bei anderen ein innerlich erwachendes Bedürfnis, die Ideen und Utopien, die viele von uns, die sich sehr lange mit Digitalisierung beschäftigen, angetrieben haben, neu zu befragen. Nicht unbedingt zu hinterfragen, das ist meines Erachtens die letzten Jahre bereits passiert. Ja, wir waren jung und naiv und stellten uns alles ganz anders vor, als es dann passierte. Shame on us.

Nein, befragen meint noch etwas anderes. Es ist ein konstruktiver Umgang mit der Vergangenheit. Man wühlt in den Trümmern, klopft die Steine ab und schaut, ob noch welche gut sind, mit der Absicht etwas neues zu bauen. Was genau weiß man nicht. Aber etwas Positives, nur ohne die Naivität natürlich.

So habe ich neulich eine historische Aufarbeitung der Digitalisierung veröffentlicht, so veröffentlicht Mike Godwin eine uralte Rezension des ebenso uralten Klassikers Code And Other Laws Of Cyberspace, von Larry Lessig.

Die Seite, um die es hier aber gehen soll, ist ein noch viel größeres Projekt. Es versammelt Interviews und Statements von fast allen damaligen Pionier/innen und frühen Web-Denker/innen und fragt, wie sie heute über die wichtigen Entwicklungen, Debatten und Texte von damals denken. Die Kommentare stehen dabei für sich selbst und sind nur thematisch sortiert aufbereitet. So kann man aus berufenem Munde noch mal die Erfindung des Webs nachvollziehen, die Entstehung der Blogosphäre und was das Internet mit dem Werbegeschäftsmodell der Verlage anstellte. (Insgesamt ist das alles sehr aus Publisher-Sicht kuratiert.)

Interviewt wurden Doc Searls, Cara Shwisher, Steven Levy, Arianna Huffington, Jeff Jarvis, Ester Dyson, Kathy Yates und Dave Winer und viele mehr. Man kann das thematisch und von vorn bis hinten durchlesen, aber auch einfach nach Namen, Beruf, Ort oder gar Geschlecht durchklicken und sich inspirieren lassen. Tolles Projekt, in dem man sich verlieren kann. Wie das frühe Web ein bisschen.
https://www.digitalriptide.org/

Das ganze hier in den Vordergrund des Interesses gelangte RIPTIDE-Projekt erklärt sich als

"An oral history of the epic collision between journalism and digital technology, from 1980 to the present"

2.

Jetzt stellt sich die Frage, ob es nach nun bald 15 Jahren "DaybyDay" nicht auch schon an der Zeit wäre, sich daran zu machen, eine Art "the best of"-Version vorzubereiten.

Schon heute ist es möglich, gezielt mit allen professionellen Suchfunktionen einzelne Themen aus diesem Konvolut von Einträgen herauszufiltern. Aber in der Zusammenarbeit mit den Studierenden an mehreren Hochschulen hat sich immer wieder gezeigt, dass es auch ihnen sehr viel leichter fällt, sich dann den sie bewegenden Fragen zu stellen, wenn dazu bereits eine Art Digital Reader’s Digest vorbereitet wurde und angeboten werden kann.

Es scheint geradezu so zu sein, dass mit dem nicht mehr wegzudenkenden Erfolg der Suchmaschinen das "Suchen an sich" als Aufgabe und Herausforderung immer mehr in den Hintergrund rückt.

3.

Noch schwieriger als das "Suchen an sich" scheint das "Finden für sich" geworden zu sein.

Erste Versuche dazu sind - auch im Netz - zu finden. Etwa das BRAINSOME-Projekt, das Mithilfe von Mitteln der semantischen Netzwerksuche behauptet, aus dem Vielen das jeweils Richtige aufspüren zu können. Sie nennen es "Echte Relevanz statt Big Data Trash".

Was (s)einen Preis hat. Die "Technik-Findemaschine" https://tecfindr.com/ geht soweit, sein Online-Publikum gar nicht erst auf die Start-Seite zu lassen, wenn es nicht ihrer "Datenschutzerklärung" zustimmt, die in Wirklichkeit eine Datenausbeutungs-Erklärung ist.

4.

Die Idee zu diesem Text kam beim Mittagessen in der Cafeteria an einer der zur Zeit besuchten Hochschulen. Am gegenüberliegenden Tisch sassen fünf junge Männer zusammen und berieten sich über ihre Erfahrungen mit der gerade abgeschlossenen Hochschulklausur. Und aus all diesen Unterredungen bracht plötzlich ein Satz so laut heraus, dass man ihn geradezu mithören musste. Er lautete:

"Alles, was für mich für mein Leben bislang relevant war, habe ich nicht hier gelernt".

Auf der Website der Hochschulen in Sachsen-Anhalt mit dem Namen wirklichweiterkommen wird ein Persönlichkeitstestangeboten, nachdem man sich zuvor damit einverstanden erklärt hat, dass die Ausrichter der Seite daran Interesse haben, einen persönlich besser kennenzulernen - ohne aber diese Daten sodann kommerziell verwerten zu wollen. Es gibt auch eine Seite für Lehrende und eine für die Eltern. Eingeleitet wird das Ganze jedoch mit dieser Ansprache an die (potenziellen) Studierenden mit den Sätzen:

Es geht darum, wer du bist und noch viel wichtiger: wer du sein willst. Ein Studium macht dich zur Persönlichkeit. Die Hochschulen in Sachsen-Anhalt bieten dir die Möglichkeit, dich bestmöglich zu entwickeln. Wenn du ein Studium suchst, das dich wirklich weiterbringt, bist du bei uns richtig.

5.

Damit kommen wir über das Wieder-Suchen-Lernen und den Wunsch nach Er-Findung hin zu dem Anspruch, Sich-Selbst-Finden zu wollen - und zu können.

Um dazu einen Beitrag zu leisten - was auch im Rahmen der eigenen Arbeit geschieht - ist es not-wendig, sich das Wissen aus den Lebens-Geschichten zu erarbeiten und aus der Geschichte jenes Wissen abzuschöpfen, das bei der Entdeckung der Welt von Morgen heute hilfreich sein kann.

WS.

P.S.

Vielen Dank für die Reaktioen, Anregungen und Vorschläge: sowohl inhaltlicher als auch technischer Art. Zum zweiten Punkt gab es den ganz konkreten Hinweism, die inhaltlichen Verknüpfungen zwischen themenverwandten Beiträgen mit SPHIX TOOLS durchzuführen.

Hier noch, wenn auch in einem etwas anderen Zusammenhang von Relevanz, der Deutschlandfunk-Beitrag vom 19. März 2019 über die steigenden Anzahl ausländischer Studierender an Hochschulen in Deutschland: Rettung aus dem Ausland.


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