Stefanie † Sonntag Bild

VON Dr. Wolf SiegertZUM Sonntag Letzte Bearbeitung: 22. Dezember 2018 um 02 Uhr 15 Minuten

 

Ein tz-Screenshot zum Sonntag zwischen Trauer und Ärger:

Hier einige Hintergründe - vielleicht auch Begründungen - warum ausgerechnet dieser Sceenshot als Sonntagsbild ausgesucht und hier eingestellt wurde.

Die Zeit in Ludwigshafen an der AKK, der Anstalt für Kabelkommunikation und der LMK, der Landeszentrale für Medien und Kommunikation, führte auch zu einem Kennenlernen mit Stefanie. Andererseits gab es keine weiteren Beziehungen mehr nach dem Verlassen der Region - ausser am Radio.

Die in diesem Monat von einem Freund überbrachte Nachricht von ihrem Tod machte betroffen. Aber es wäre nicht richtig gewesen, ihr jetzt eine eigene Seite einzurichten.

Wie der Streifzug durch die auch online bereitgestellten "Presse"-Erzeugnisse und -Verlautbarungen zeigt, gibt es ein starkes Echo von vielen Seiten und Stimmen auf ihren plötzlichen Tod. Von Menschen, die ihr noch weit näher standen, mit denen sie über eine noch viel längere Zeit bis heute zusammen gearbeitet hatte.

Jetzt aber passiert etwas beim Sichten dieser Beiträge im Netz, was dann doch eine - nämlich diese - öffentliche Reaktion zur Folge hat.

In dem Beitrag vom Vortag: Nuance Support :-) DIY :-( wird davon berichtet, dass es erst nach einem langen und langwierigen Verweilen auf der Internetseite der Firma Nuance möglich war, wieder Zugang zu den eigenen Daten zu erlangen. Und um das eh’ schon schwierige Verfahren überhaupt durchziehen zu können, musste dabei die Aufforderung zur Freigabe der Datennutzungsbestimmungen dieser Firma ohne Einschränkungen akzeptiert werden.

Das Ergebnis: Dass jetzt beim Studieren der Nachrichten, Nachrufe und weiteren Berichte über die Bestattung der Toten immer und immer wieder der Hinweis auf das kurz zuvor angemeldete Nuance-/Dragon-Produkt auftaucht. Und dieses in einer fast unglaublich massiven Dichte, die hier nochmals dokumentier wird:

So mischt sich in die Trauer jetzt blanker Ärger, Ärger darüber, dass die werbende Dominanz des webbasierten Brand-Imperialismus bis hin in die persönlichsten Wahrnehmungsebenen hineinreicht.

Stefanie hat es die Stimme für immer verschlagen. Und davon dann aus der dann doch so nahen Ferne lesen zu wollen, dieser Wunsch wird von der so perfide personalisierten Werbung fast erschlagen.

Ja, seit 1984 haben wir in der AKK in Ludwigshafen erstmals die Pläne für ein kommerzielles Medienprojekt umgesetzt, das sich nun nicht länger nur auf Zeitungen und Zeitschriften beschränken, sondern sich auch im Radio und im Fernsehen verbreiten sollte. Werbefinanziert.

Damals aber war Werbung noch in einem one-to-many, also einem broadcast-channel eingebettet. Heute trifft sie jeden, individuell und personalisiert. Das ist ein grosser Erfolg für die neuen netz-technischen Möglichkeiten der Werbeindustrie. Und zugleich einer der schlagendsten Beweise, warum es mehr denn je notwendig ist, auch für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk einzustehen.

Damit die Trauer noch werbefrei bleibt.

WS.


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