DLR: Aufruf zum Mitdenken...

VON Dr. Wolf SiegertZUM Mittwoch Letzte Bearbeitung: 13. August 2018 um 23h59min

 

Rückblende: 2. Mai 2018

Anfang Mai berichteten schon die Fachdienste über das Bestreben der Intendanz des Deutschlandradios, die Frage nach zukünftigen Sendethemen nicht nur an die Redaktionen, sondern auch an HörerInnen und NutzerInnen zu stellen.

Worauf dann auch zugleich die Antworten der Profis nicht auf sich warten liessen, wie die hier abgebildete Reaktion von Dr. Reinhard Knodt vom 4. Mai 2018 um 19:23 auf turi2:

Eine ausgezeichnete Idee und eine nötige Idee! Ich habe rund 100 Sendungen geschrieben und würde mich gern einbringen.

Wir fragen uns an dieser Stelle zum Beginn des neuen Monats erneut und nunmehr öffentlich, wie jene Menschen erreicht, angesprochen und mit einbezogen werden können, die noch keinen einzigen Beitrag verfasst und dennoch mit ihren bislang nicht an-/ausgesprochenen Erwartungshaltungen etwas beizutragen haben?

Für Antworten auf diese Frage ist jetzt noch ein halber Monat Zeit.

Rückblende 20. Juli 2018

Am 20. Juli 2018 wurde diese Pressemeldung in Umlauf gebracht:

Deutschlandradio sucht Themen für die "Denkfabrik"

Neues Format soll die großen Fragen der Zeit diskutieren und setzt auf breite Beteiligung von Hörerinnen und Hörern

Deutschlandradio startet mit seinen drei Programmen Deutschlandfunk, Deutschlandfunk Kultur und Deutschlandfunk Nova eine neue Debattenplattform.

Unter dem Label ‚Denkfabrik‘ sollen zukünftig die großen Fragen der Zeit diskutiert werden, die in der allgemeinen Nachrichtenflut oft unterzugehen drohen. Die Denkfabrik versteht sich als Ort, an dem unterschiedliche Sichtweisen in fairer Debatte aufeinander treffen. Dabei diskutieren Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Politik und Kultur über aktuelle Themen wie Identitätspolitik oder die Zukunft der Arbeit.

Bei der Themenfindung und Umsetzung sind alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beteiligt – aus dem Programm, der Verwaltung und Technik genauso wie die Orchester und Chöre, deren Hauptgesellschafter Deutschlandradio ist. Besonderes Augenmerk wird auf die Mitsprache der Hörerinnen und Nutzer gelegt. Das Denkfabrik-Portal www.deutschlandradio.de/denkfabrik informiert über Hintergründe des neuen Programmformats. Vorschläge für Schwerpunktthemen im Jahr 2019 können bis zum 15. August 2018 per Mail an denkfabrik@deutschlandradio.de eingereicht werden. Die Themenvorschläge werden im Herbst von einer Arbeitsgruppe gesichtet, im Hörfunkrat diskutiert und anschließend von der Geschäftsleitung beschlossen.

Themenvorschläge können per Mail, Post oder Telefon eingereicht werden (Einsendeschluss ist 15. August 2018):

Mail: denkfabrik@deutschlandradio.de
Post: Deutschlandradio, Intendanz, Stichwort: "Denkfabrik", Raderberggürtel 40, 50968 Köln
Telefon/Hörerservice: (0221) 345-1831

Der Intendant ruft auf

Auf der hier mehrmals beworbenen Denkfabrik-Seite des Deutschlandfunks wird diese Denkfabrik nochmals als ein "Ort für faire und freie Debatten" ausgewiesen. Und der "Intendant Stefan Raue erklärt, was sich dahinter verbirgt":

Wir übernehmen - einmal mehr - auch diesen Beitrag in unserem Blog und hoffen - einmal mehr - damit nicht irgendwelche Rechte verletzt und Ansprüche auf Honorierung untergraben zu haben [1]

Oase oder Wüste?

Der Intendant spricht "unser Publikum" und "unsere treuen Hörer und Hörerinnen" an. Und bewegt sich damit immer noch in Freundesland.

Frage: Warum ist dieser Aufruf nur auf den "eigenen" Kanälen und Sendestrecken zu hören? Die hier aufgeworfenen Fragen sind doch Fragen, die in den Kern unserer Existenz in diesem Land zielen, die sich nicht auf die Moderation in einer Sendergruppe eingrenzen lassen, ja, die den Kern dessen ausmachen, was die Aufgabe des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks ausmacht.

Zitat aus den ersten Zeilen der ARD "CHECK"/NDR Startseite zu Aufgabe und Funktion des öffentlich-rechtlichen Rundfunks/der ARD:

Warum gibt es den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und welche Bedeutung hat er heute?

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat den verfassungsrechtlich vorgegebenen Auftrag, einen Beitrag zur individuellen und öffentlichen Meinungsbildung zu leisten und so zu einem funktionierenden demokratischen Gemeinwesen beizutragen.

Gegenentwurf zu[m] ... Staatsfunk der NS-Diktatur

Entstanden ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg als Gegenentwurf zu dem zentralistisch organisierten Staatsfunk der NS-Diktatur.

Oh... jetzt geht es los mit den Gedanken, Vorschlägen, Beiträgen.... und jetzt wird zunächst an dieser Stelle die Bremse gezogen.

Und ein Versuch gestartet: In den nun noch bis zum 15. August verbleibenden Tagen zwei Wochen lang solche Gedanken, Beiträge und vielleicht auch Vorschläge zu erarbeiten, die der weiteren Diskussion dienlich sein könn(t)en. Und das nicht nur, um den mehr oder weniger gut bezahlten ProgrammplanerInnen ihre Arbeit abzunehmen, sondern um uns einen Gefallen zu tun: Uns, den HörerInnen und Hörern, um auch in Zukunft noch in einer Welt, in einem Land leben zu können, das sie schützt, weil sie es schützen wollen.

Anmerkungen

[1Diese Bedenken mögen an dieser Stelle an den Haaren herbeigezogen sein, sie haben aber durchaus ihr Berechtigung, wenn an anderen Stellen immer wieder zu entscheiden ist, ob in dieser nicht-kommerziellen Publikation Beiträge weiterhin zitiert oder sogar ausgespielt werden können, nachdem sie der Sender aus seinen Online-Seiten wieder herausgenommen hat.


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