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Und der geht so:
Ein Rundgang über den Friedhof der begrabenen Technologie-Ideen
Eines der beliebtesten Schlagworte in der Geschäftswelt, das neben „Qualität“ und „Leidenschaft“ zum festen Sprachschatz von Führungskräften und Marketingfachleuten auf der ganzen Welt gehört, ist der Begriff „Innovation“. Doch so gut sich der Begriff auch auf Unternehmenswebseiten und in Jahresberichten macht: Als Wachstumsstrategie sind Innovationen von jeher mit äußerst hohen Risiken verbunden. Es gab bereits unzählige Innovationen mit vermeintlich vorprogrammiertem Erfolg, die sich in der Geschäftswelt nie durchsetzen konnten.
Die Gründe hierfür sind vielfältig, aber sämtliche der im Folgenden genannten originellen Ideen ereilte dasselbe Schicksal: Sie landeten wegen abgestumpfter Marketingfachleute oder lähmender Rechtsstreitigkeiten schnell und erbarmungslos auf dem Friedhof der geplatzten Träume. Aber irgendwann einmal waren sie „das nächste große Ding“, „der neueste Trend“ oder „die Zukunft von ...“. Begeben wir uns auf die Reise in die Vergangenheit, um uns noch einmal einige der guten, schlechten und sehr schlechten Ideen anzusehen, die in der Bedeutungslosigkeit versunken sind.
Was ist aus diesen Ideen geworden?
Der Triumph von VHS über das technologisch überlegene Betamax, von Facebook über MySpace und Google über praktisch jede andere Suchmaschine, die es je gab, bieten Stoff für Legenden – genau wie der Aufstieg und Niedergang von DeLorean, Kodak und der 8-Spur-Kassette. Allerdings gibt es auch viele weniger bekannte Innovationen, die ebenso in der Versenkung verschwunden sind. Hier eine kleine Auswahl:
• Google Glass. Das Gerät war zweifellos eine beeindruckende Erfindung, die viel Aufsehen erregt hat. Aber sie hat nie den Sprung in den Mainstream geschafft, weil das Gerät zu teuer war, gravierende Datenschutzprobleme aufwarf und weltweit auf derart heftige Kritik stieß, dass sein Verkauf 2015 eingestellt wurde.
• Eine Vielzahl von Speichermedien. LaserDisc, Blu-Ray, CD, HD DVD, DAT, Kassettentonbänder und Disketten, um nur einige zu nennen, wurden alle durch Technologien wie Festplatten in Terabyte-Größe, USB-Sticks und nicht zuletzt die Cloud überflüssig gemacht.
• Digitale Videorekorder (DVRs) mit Funktionen zum Überspringen von Werbeblöcken. Ende der 1990er Jahre ging ReplayTV aufgrund einer Klage bankrott, weil die TV-Branche mit allen Mitteln durchsetzen wollte, dass die Zuschauer weiterhin Werbespots sehen. Ganz recht, die TV-Branche. Ähnliche Geräte, beispielsweise TiVo und von Kabelgesellschaften angebotene DVRs, sind jedoch weiterhin erhältlich.
• Graffiti for Palm. Auf Palm-Geräten wurde eine Software namens Graffiti zur Erkennung von handschriftlichen Zeicheneingaben eingesetzt. Doch Xerox verklagte das Unternehmen erfolgreich wegen Patentrechtsverletzungen. Das war das Ende von Graffiti.
• Microsoft KIN. Das Mobiltelefon von Microsoft wurde speziell für Nutzer von sozialen Netzwerken entwickelt. Aber viele Milliarden Dollar später und knapp 59 Tage nach Markteinführung ging es 2010 aufgrund interner Auseinandersetzungen mit dem leistungsschwachen und überteuerten Telefon, für das es keinen Markt gab, bergab. Das Facebook Phone und das Kindle Fire Phone von Amazon erlitten ein ähnliches Schicksal und wurden von den Verbrauchern links liegen gelassen.
• Iridium-Satellitentelefon. Wie sich zeigte, sind Mobiltelefonnutzer nicht bereit, mehr für den Satellitenempfang in entlegenen Gegenden zu zahlen, in die es sie eher selten verschlägt. Daher scheint es übertrieben, dass Iridium in über 66 Satelliten investierte. Trotzdem hält sich das inzwischen verschlankte Unternehmen heute mit Geräten für die militärische Nutzung über Wasser.
• Das von IBM entwickelte OS/2-Betriebssystem. Das System wurde von Microsoft Windows überflügelt. Auch wenn sein kostengünstiges Angebot alles andere als ausgereift war, konnte Microsoft IBM durch geschicktes Marketing ausstechen und weckte einen derartigen Bedarf, dass IBM letztlich gezwungen war, Microsoft-Produkte einzusetzen. Die Entwicklung innovativer Produkte allein reicht also nicht aus. Sie müssen auch auf innovative Weise vermarktet werden.
Wann ist es genug mit den Innovationen? Eigentlich nie.Die Tatsache, dass sich Innovationen als Flop erweisen, aus rechtlichen Gründen verhindert oder aber irrelevant werden, spricht noch lange nicht gegen die Entwicklung von Innovationen. Vielmehr sollten die kühnen und einfallsreichen Menschen gefeiert werden, die sich vorwagen und für die Weiterentwicklung von Technologien einsetzen, egal wie schlecht durchdacht der Ansatz oder widrig die Umstände auch sein mögen.
Man könnte sogar sagen, dass für Innovationen bis zu einem gewissen Grad der Anreiz entzogen wird, weil kaum etwas so verheerende Auswirkungen auf den Aktienpreis, die Ausschüttung von Boni oder eine vielversprechende Karriere hat wie ein Fehlschlag. Dies lässt den Erfolg derer, die den Mut zur Neuerfindung der Welt haben, noch beeindruckender erscheinen.
Laut dem Organisationstheoretiker und Unternehmensberater Geoffrey Moore sind nicht die Innovationen selbst riskant, das Problem ist eher, dass nicht genug Innovationen entwickelt werden. Moore untersuchte, was in über 54 Technologieunternehmen schief gelaufen ist, und erteilt Ratschläge für die erfolgreiche Entwicklung von Innovationen.
So etwas wie eine risikofreie Entwicklung von Innovationen gibt es allerdings nicht. Aus diesem Grund gehört die Zukunft immer denjenigen, die ebenso mutig wie erfinderisch sind und unerschrocken von einem Fehlschlag zum nächsten stolpern, bis sie endlich Erfolg haben. Das ist nichts für schwache Nerven.