Dieser Text entsteht am ersten Abend in Koh Rong Saloem im open-air-saloon des LazyBeach-Resorts:
0.
Es war vor Antritt dieser Reise geplant, pro Tag maximal ein Bild mitsamt einem Kurztext einzustellen. Soweit die Absicht. Schliesslich war die Reiseplanung mit dem eindeutigen Schwerpunkt auf Urlaub angelegt. Und die in diesem Zusammenhang gesetzten Ziele waren – im doppelten Sinne – Urlaubsziele. Das betraf sowohl die ausgewählten Orte selber als auch die Absichten, die damit verbunden waren. Sei es nun, einmal Angkor Wat gesehen zu haben, sei es, im Urwald einen noch nicht wieder aufgebauten Tempel zu entdecken, sei es von seinem Hotelzimmer direkt in den Pool springen zu können, sei es, eine Hütte direkt am Meer zu beziehen…
Alle diese Ziele wurden erreicht. Und das nicht nur, weil eine durchaus angemessene Summe Geldes zur Verfügung stand, sondern vor allem, weil viel viel Zeit auf die Vorbereitung verwandt wurde. Und weil die Betreuung von einer Reihe von Partnern übernommen wurde, die alle vor Ort ansässig sind und Büros in den bereisten Ländern – Thailand, Laos, Kambodscha – haben.
1.
Dabei war die Entscheidung für einen solchen Tour-Operator nicht ohne Risiko. Die Verträge mit diesem Büro mit dem Hauptsitz in Thailand sind nicht nach europäischen Recht abgesichert, es gibt keinen Reisesicherungsschein (oder wie immer dieses Ding heisst…). Und auch in der Kommunikation mit diesen Leuten gab es immer wieder Holperstellen, die überwunden werden musste – und konnten.
Zuvor waren schon eine Reihe von Kontakten mit in Deutschland ansässigen Agenturen geknüpft worden, und das mit zum Teil recht detaillierten Planungen und Angeboten. Und dann kam es auf der ITB in Berlin zu einer Begegnung mit einer Thailänderin und ihrem Mann, einem Holländer, die in Asien über viele Jahre und Länder eine Reiseagentur aufgebaut hatten und ihre Dienste nur auf einem der Gemeinschaftsstände dieser Region anboten.
Nachdem es im letzten Dritten der Vorbereitungszeit zu einem sehr ausführlichen und gut begründeten Beschwerdebrief aktuelle Veranlassung gab, hat sich aber letztendlich alles zum Guten gewendet – bis auf die absolut unzureichende Betreuung in Sihanoukville. Aber auch dieser Punkt wird sicher intern besprochen werden können, zumal er noch über die Darstellung der Unzulänglichkeiten auf der Seite Banteay Chhmar-> Siem Reap/REP-> KOS hinausgeht.
2.
Ja, es ist richtig, ganz „privat“ war diese Reise auch nicht, galt es doch Möglichkeiten zu erkunden, auf den persönlich noch nachhaltig wirkenden Eindrücken auch Projektideen abzuleiten, die Anlass für weitere Reisen in diese Region sein könnten. Vergleicht man in diesem Zusammenhang die beiden über die Länder Laos und Kambodscha erstellten Berichte LPQ-> REP [1] wird deutlich, dass es trotz der grossartigen, ja einzigartigen Kulturstätten rund im Siem Reap eine gewisse Präferenz für Laos gibt [2]. Und das, obwohl es auch dort politisch nicht unbedingt zum Besten bestellt ist…
Ebenfalls auf der Seite LPQ-> REP ist ja von einem dieser Projekte schon andeutungsweise die Rede gewesen: Einen 360° Film zu erstellen, der in einer ersten Phase zumindest den gesamten Flussverlauf des Mekong durch Laos dokumentiert, inklusiver einiger weniger am Fluss gelegenen Orte, Anlagen, Institutionen, die auch international noch nachhaltiger bekannt gemacht werden sollten: wie zum Beispiel der 2016 In Luang Prabang nach vielen Jahren der Vorarbeit eröffnete botanische Garten - der bislang einzige in ganz Laos.
3.
Es ist ein grosses Privileg, auf der ganzen Reise immer mit einem gut ausgestatteten Wagen durch die Gegend gefahren zu werden, immer einen Fahrer und einen Reiseführer mit dabei zu haben – ohne durch diesen Luxus die Beziehung zu Land und Leuten zu verlieren oder nur noch eingeschränkt zu erleben. Ganz im Gegenteil, in beiden Fällen, in denen Führer über mehrere Tage die Regie in die Hand genommen hatten, gab es Möglichkeiten, an Begegnungen teilzunehmen, die man als Einzelreisender so kaum hätte erleben können: Von einer Hochzeitsfeier bis zu einem Trinkgelage mit Freunden, über das natürlich öffentlich keine Kunde verbreitet werden sollte…
Gegen Ende der Reise wird aber auch klar, dass es über die gründliche Vorbereitung hinaus wichtig ist, sich immer wieder zu orientieren, zu organisieren und rückzuversichern, was man eigentlich im Verlauf eines solchen Tages nicht nur fotografiert, sondern auch tatsächlich erlebt hat. Dabei sei an dieser Stelle nichts gegen das Bedürfnis gesagt, das gerade Erlebte auch in dem einen oder anderen (Bewegt-)Bild festzuhalten. Aber wer sich nicht rechtzeitig und fortlaufend darum kümmert, diesen Berg an Bildern nicht allzu sehr anwachsen zu lassen, sondern immer wieder in überschaubare Fragmente zu zerlegen und ausreichend klar und informativ zu beschriften, wird später kaum noch Freude an all diesen Bildern haben, sonders Gefahr laufen, von ihrer Menge eher erschlagen denn animiert zu werden.
4.
Und damit sind wir wieder am Ausgangpunkt der Geschichte: nur ein Bild und ein Ab-Satz pro Tag, das wäre in die Hose gegangen, wenn es später um die Aufarbeitung all dieser Fotos gegangen wäre.
Also ist eine intensivere Beschäftigung mit dem Erlebten, dem Gesehenen und Gehörten weniger Kür als Pflicht, wobei dieses Wort in diesem Zusammenhang vielleicht die falschen Assoziationen wachruft. Es geht nicht darum, pflichtschuldigst irgendjemandem einen Dienst erweisen zu müssen – sondern darum, sich selber einen Dienst zu erweisen, sich für Stunden oder auch mal einen ganzen halben Tag zurückzuziehen und das Erlebte nochmals Revue passieren zu lassen.
Dass im Verlauf dieses Prozesse das eine oder andere Bild, die eine oder andere aufgezeichnete Beobachtung auch das Licht der Öffentlichkeit erblickt, hat weniger mit einer Pflicht zu tun, als mit dem Versuch der eigenen, persönlichen Aneignung, die auf diesem Wege auch publik gemacht wird.
5.
Und jetzt, jetzt ist noch lange nicht Schluss. Und doch wird an dieser Stelle dieser Text beendet. Denn an den letzten Reisetagen wird eines der letzten gesetzten Ziele Realität: Von der Serendipity Bay fährt ein himmelblaues slow boat von Sihanoukville auf eine der vorgelagerten Inseln, macht am Steg von lazy beach fest und entlässt den Reisenden – ins Paradies: