Die grosse Ausstellung im Berliner Filmmuseum zum Thema Science Fiction im Film - von Jörg Wunder am 30. Juni 2016 im Tagesspiegel unter der Überschrift: Hinterm Mond geht’s weiter beschrieben ist inzwischen abgebaut. Die Diskussion über dieses Thema geht aber rasant weiter, verstärkt denn je.
Heute ist im Deutschlandfunk Kultur in der Sendung Breitband diesem Thema eine ganze Gesprächs-Stunde gewidmet. Im Gespräch mit Max von Malotki sind:
— Natascha Adamowsky [1]
— Sascha Mamczak [2]
— René Walter [3]
Das Ganze unter dem Titel: Die Erfindung der Zukunft
Kann uns Science-Fiction helfen das Jetzt zu verstehen? [4]
Wir verweisen hier nochmals auf die Diskussion dieses Themas, das sich im Rahmen der Probevorlesung zum Thema ""Management sozialer Medien ..."" von vor zwei Tagen, am 27. Juli 2017, nicht mehr im Rahmen der vorgegebenen Zeitgrenzen mit eingebracht werden konnte.
An der Schnittstelle dieser beiden Veranstaltungen, der Vorlesung von vor zwei Tagen und der Sendung heute, lassen sich vor allem diese vorgetragenen Gedanken nochmals herausstellen:
Fragen: Warum wird in Deutschland das Märchen mehr akzeptiert als die SciFi-Geschichte?
Warum ist – dennoch – SciFi heute Mainstream geworden, auch in Deutschland?
Und warum ist das gerade jetzt der Fall? Blicken wir auf die Zukunft oder darauf, wie wir mal auf die Zukunft geblickt haben? Warum werden in diesen Zukünften vor allem die Mythen und „Comic“-Bilder von früher wieder neu inszeniert? Aber es gibt auch die erzählerisch aufgelockerte Futurologie? Oder auch „etwas anderes“?“
Antworten:
Die Technik entwickelt sich immer schneller, das gestern ist heute schon obsolet und öffnet damit den Horizont nach vorne auf.
"Avatar" wurde aus den SciFi-Geschichten der 50er, 60er und 70er Jahre kompiliert. Geschichten, deren Bilder heute auch technisch einwandfrei umgesetzt werden können.
Der neue Spielberg-Film "Ready Player One" bindet technisch auch schon die VR-Welt mit ein, aber alles, was geht, ist das, was in den 80er Jahren des letzten Jahrhundert „heldenhaft“ war. Der Held des Films ist im Jahr 2025 geboren. Aber in dem Plot wollen die „Jugendlichen von damals ihre Geschichte von damals erlebbar machen.“
Viele Autoren haben die Zukunft vorhergesagt, ohne dieses bewusst gewollt zu haben. Jules Verne war kein Futurologe, sondern hat Dinge gesehen, aus denen er seine Geschichten hat erzählen können.
Das Spannungsfeld zwischen Utopie und Dystopie zu entfalten ist aber noch etwas anderes, als das, was Verne in seinen Geschichten erzählt wird. In „Independence Day“ durfte sogar noch das Weisse Haus zur Explosion gebracht werden. Danach kommen „9-11“, und die Finanzkrise, und, und, und… der Erfolg der Dystopie in der Literatur ist ein Reflex auf diese Ereignisse. „Eine spannende Geschichte und eine Utopie vertragen sich nicht gut miteinander“.
Weitere Fragen:
Ist die menschliche Natur veränderbar?
Hier gibt es eine zunehmende Skepsis zu vermelden. Und – vielleicht – daher wird diese Perspektive der Veränderbarkeit: Den Maschinen zugewiesen. Sprich: Künstliche Intelligenz (KI).
Ist Star-Treck dazu ein Gegenbeispiel?
Im Gegensatz wird dort nicht nach neuen Rohstoffen gesucht wie in Avatar, sondern es geht um die Suche nach einer verbesserten Zukunft. Das schöne an Star-Treck ist aber auch die Konstanz des Geschehens. Die „Liebe, vom Erwartbaren überrascht zu werden.“ [5].
Frage: Warum werden bestimmte Geschichten immer wieder erzählt? Und warum können die Stepford-Wifes-Flme und die Körperfresser-Themen heute plötzlich auch gut ausgehen?
Das Buch "PostCapitalism: A Guide to our Future" von Paul Mason aus dem Jahr 2015 "trieft nur so von Technik“ – fehlt da nicht was?
Gibt es heute noch eine „feel-good-SciFi“-Geschichte? Ist das vielleicht noch möglich, wenn man die Geschichte vom bedingungslosen Grundeinkommen zu erzählen hat?
„Ethik basiert nicht auf Technik.“
Es gibt heute neue, leisere SciFi-Filme wie zum Beispiel: „Arrival “ von Jóhann Jóhannsson , von Neill Blomkamp wie „District Nine“. „Der Marsianer“,
In der Literatur gibt es das, was "Arrival" erzählt, seit Anfang an. Aber das Kino hat daran bislang nicht wirklich geglaubt. Das ist auch heute noch kein Trend, aber immerhin schon auf dem DVD-Markt erfolgreich.
Nach der Prägung aus dem US-/UK-Raum kommen nun auch Geschichten aus Japan und heute auch aus „dem Osten“, Snegof: „Menschen wie Götter“. Und jetzt kommen auch die „der Held und seine Widersacher-Themen“, so wie zuletzt das Buch von Cixin Liu: "Die drei Sonnen"
Hier geht es um die Projektion der eigenen Hoffnungen und Ängste auf „das Fremde“. Das Land „China“ ist noch relativ neu, aber das Thema ist universell.
Frage: Ist „Ready-Player-One“ dann doch eine neue Qualität?
Ja. Es gibt keine Superhelden mehr, sondern Superheldenteams.
Ist das eine neue Art der Popp-Kultur? Oder ist das dann den Leuten heute schon „zu viel“? Kommen die Effekte an eine Grenze? Haben die Narrative noch eine Zukunft?
Interaktives Kino, Games, Theme Parks… könnten die Zukunft sein.
Hinweise zur weiteren Beachtung des Themas, über den Streit über die Zukunft von IK- Technologie hinaus.
Es gibt zwei Erzählstränge:
— von jenen, die versuchen, die Macht an sich zu reissen
— von den Maschinen, die so werden wollen wie wir.
Aber gibt es da nicht noch ganz andere Punkt, und der gipfelt in der Frage:
Warum kann auch ein KI nicht nur „sie selbst sein wollen“?
Im Film "2001": Will der Computer Hall wirklich die Macht an sich reissen? Nein. Hall will nicht ausgeschaltet werden: DAS ist das Narrativ dieses Films.