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Heute ist für eine Probevorlesung an der bbw-Hochschule ein Skript abzugeben. Dieses ist in englischer Sprache zu verfassen. Über diese besondere Herausforderung kommen wir später nochmals zu sprechen.
Zunächst einmal ist von noch viel grösserem Interesse, dass Du jetzt als Lehrkraft ein Zeichen setzen musst, wie denn eine mustergültige Arbeit auszusehen hat. Das ist spannend, denn jetzt gilt es, die selber bislang in der eigenen Berufs- und Prüfungspraxis angwandten Kriterien nochmals im eigenen Tun auf die Probe zu stellen.
Dazu werden jetzt jene Wege gegangen, die man auch als Student in einer vergleichbaren Lage gehen würde, und dabei stösst Du auf ganz erstaunliche Angebote im Netz.
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Von den vielen Angeboten suchen wir diese hier als pars pro toto - also in Stellvertretung für die vielen Funde - heraus, da dieser Text den schönen Titel trägt: Die 7 häufigsten Fehler beim Schreiben von Bachelorarbeiten …und wie Sie diese vermeiden. [1]
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Gewiss, das hier ausgesuchte Angebot ist kommerzieller Natur. Dessen ungeachtet ist es dennoch von Interesse zu lesen, was dieser Anbieter auch in Bezug auf die Erstellung einer Bacherlor-Arbeit in englischer Sprachezu sagen hat. Unter anderem dieses:
Bachelorarbeit auf Englisch - Chance oder Stolperstein?
Der Stil der englischen Wissenschaftssprache unterscheidet sich stark von demjenigen der deutschen. Die deutsche Wissenschaftssprache hat das Ziel, möglichst präzise zu sein, um die mehrdeutige Auslegung des Inhalts zu vermeiden. Diese Vorgehensweise hat häufig den unerwünschten Nebeneffekt, die Verständlichkeit des Textes zu reduzieren. Die Verwendung von humorvollen Anspielungen sollte man vermeiden und bereits anerkannten Wissenschaftlern überlassen, über deren wissenschaftliche Fähigkeiten kein Zweifel mehr besteht. Gänzlich anders ist die angloamerikanische Wissenschaftssprache: Das Ziel ist hier nicht vorrangig die Vermeidung von Mehrdeutigkeit, sondern die optimale Verständlichkeit und Zugänglichkeit der Inhalte. Hierzu sind zum Beispiel auch humorvolle Anspielungen erlaubt. Dies gilt auch für Ihre Bachelorarbeit.
Wo der sprachliche Unterschied besonders deutlich wird
Die Beliebtheit amerikanischer Lehrbücher kommt somit nicht von ungefähr. Hier gilt es als eine bewundernswerte Leistung, komplexe Inhalte leicht verständlich darzustellen, ohne den theoretischen Hintergrund zu verfehlen. Das Verständnis des Studenten steht beim wissenschaftlichen Schreiben auf Englisch im Mittelpunkt. Anekdoten oder humorvolle Formulierungen, die sowohl die Freude am Lernen heben als auch das Verständnis der Textaussage erleichtern, sind willkommen. Nun möchten wir Ihnen nicht dazu raten, in Ihrer Bachelorarbeit regelmäßig Witze einzubauen. Wichtig ist folgender Sachverhalt: Da Englisch die Weltsprache der Wissenschaft ist, fließen in die englischsprachigen Texte auch kulturelle Einflüsse aus vielen unterschiedlichen Ländern ein. Diese Tatsache schafft Ihnen Spielraum für die Formulierungen in Ihrer englischen Bachelorarbeit. Man kann davon ausgehen, dass englische Texte von Ihrem Professor, ohne dass dies bewusst ist, anders wahrgenommen werden als deutsche Texte. Ein Prüfer, der nicht in seiner Muttersprache liest und korrigiert, wird Ihnen mehr Freiraum lassen als bei einer auf Deutsch verfassten Arbeit.
Quod erat demonstrandum.
3.
Je weiter dieses Suchen im Netz vorangeht, desto schneller wird klar, dass es aber zunächst auch möglich ist, sich wesentliches Fachwissen für seine wissenschaftliche Arbeit auch free-of-charge aus dem Netz zu ziehen. Dabei stehen hinter diesen freibleibenden Angeboten oft auch kommerzielle Absichten. Aber dass dem so ist bedeutet nicht, dass diese Angebote, die zunächst kostenfrei aus dem Netz gezogen werden, keinen Wert haben.
Hier ein Beispiel von der Seite Profi-Wissen mit einer Tabelle der "gängigsten Zitatmöglichkeiten und -stile". Zugang zu diesem Zitat findet sich über den Artikel von Dr. Kerstin Hoffmann, die ihrerseits in ihrem Text zu der Frage: "Wie zitiere ich korrekt aus Social Media" auf eine Ausarbeitung ihrer "Kollegin Heike Baller" verweist. Diese wiederum verweist auf einen Facebook-Post von Karin Janner vom 27. Februar 2014, usw, usw, ...
Diese Diskussion ist sehr lebhaft, umfangreich und immer noch noch nicht soweit fortgeschritten, dass es zu all den dort aufgeworfenen Fragen klare, eindeutige und ohne allzu grossen Aufwand nachvollziehbare Handlungsanleitungen gibt. Der entscheidende Punkt - oder auch das entscheidenden Problem - ist nicht nur die Frage nach der jeweiligen Zitierweise, sondern die Herausforderung, die Quelle selbst sichern und im Zweifelsfall als Nachweis bereitstellen zu können.
Das ist ein riesen Aufwand und macht den Studierenden die Arbeit alles andere als leichter. Denn in vielen Fällen stehen im Zusammenhang solch aktueller Debatten die dazu zitierfähigen Quellen (bislang) nur im Netz zur Verfügung. Und können daher nicht im Rahmen einer klassischen Bibliographie zitiert werden. Wer aber andererseits seine Arbeit mit einer glatten "Eins" bewertet haben will, wird wohl um diesen Aufwand der Quellendokumentation nicht herumkommen.
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Dass der Zugang zu wissenschaftlichen Online-Quellen zwar zitiert werden, aber auch nicht von Dauer sein kann, hat nicht nur mit "dem Internet" an sich zu tun, sondern auch mit den ökonmischen Interessen der Verlage und den von diesen eingerichteten Plattformen. Das zeigt derzeit die für viele NutzerInnen geradezu dramatische Entscheidung von rund 70 bundesdeutschen Universitäten und Forschungseinrichtungen, den Besorgungsvertrag mit Elsevier zu Beginn dieses Jahre gekündigt zu haben. Die Verhandlungen laufen seit 2016. Und derzeit stehen die Kündigungen durch weitere berliner Einrichtungen an, namentlich durch die Charité, sowie die HU, die FU und die TU Berlin.
Diese Entwicklung steht sicherlich auch im Zusammenhang mit der Beschlussfassung über das neue Urheber-Wissenschaftsgesetz (UrhWissG), das zum 1. März 2018 in Kraft treten wird.
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Wie stark sowohl der Einfluss von als auch den Verwendung von "Social Media" an den Hochschulen ist, arbeitet diese Studie des Leibniz-Forschungsverbundes aus dem Jahr 2013 heraus, die auch online zugänglich ist unter dem Titel: "Nutzung von Social Media und onlinebasierten Anwendungen in der Wissenschaft." [2]