Anlass für diesen Beitrag ist ein Text von Arno Widmann über den soeben verstorbenen Hellmuth Karasek in der Berliner Zeitung vom 30. September 2015.
Mit beiden hier genannten Namen verbinden den Autor dieser Zeilen auch persönliche Erinnerungen: mit dem Verstorbenen aus seiner Zeit in Hamburg und Begegnungen in seinem Büro dort. Mit dem Nachrufenden aus dessen Zeit in Berlin und der einst gemeinsamen Zeit bei der Tageszeitung.
Und Arno schreibt über den Verstorbenen etwas, was hier voll und ganz unterschrieben wird:
Entsetzlich peinlich fand ich sein Katzbuckeln vor Marcel Reich-Ranicki im Literarischen Quartett. Mit wie vielen Bücklingen begleitete er, wenn er einmal dem „werten Marcel“ widersprach! Das war mir physisch unangenehm. Gerade weil er oft recht hatte mit seinen Einwänden. Aber warum trug er sie nicht klar und deutlich vor? Warum wurden sie eingepackt in eine Bonbonniere von Komplimenten?
Wenn er ihm aber auch die Eigenschaft abspricht, je eine brillanter Schreiber gewesen zu sein, dann sei an die Zeit erinnert, als sich HK noch als junger Mann seine Brötchen mit Theaterkritiken verdiente - und dies mittels einer mehr als nur wohl gesetzten Sprache.
Auf der Suche nach dessen vielen Kritiken, die auch Stücke betrafen, die unter der eigenen Beteiligung entstanden waren, kommt die Internetsuche nicht so recht zu Ziel... und vom Hütchen auf’s Stöckchen auf einen ganz anderen Text... von Arno Widman: Die Aufzeichnungen für einen Vortrag, den er am 28. April in der Evangelischen Akademie in Villigst gehalten hatte: Titel: Die letzte Chance.
Dieser Vortrag ist als PDF im Netz HIER zu finden. Und er wird mit einem Satz eingeleitet, der ebenso schon in der eigenen Thesenfabrik verfertigt worden und spätestens seit der Einführung der sogenannten Digitalen Agenda öffentlich gemacht worden war.
" Wir müssen uns nur neu orientieren. Nicht um irgendetwas zu retten, sondern um etwas Neues zu schaffen aus dem, das gerade zerstört wird "
Hier nochmals der gesamte Text zum Nachlesen - und Nachdenken:
Besonders herauszuheben ist diese Passage:
Vielleicht kommt Ihnen das ein wenig weit hergeholt vor, aber es geht mir um den radikalen Wandel des Menschenbildes, der beim Blick ins World Wide Web entsteht. Ich glaube nicht an Gott und nicht an das Jenseits, ich halte auch nichts von Triebaufschub. Aber, obwohl ich an all das nicht glaube, mag ich mir eine von gewissermaßen Daumen lutschenden Internet-Konsumenten eingerichtete Welt nicht vorstellen.
Noch etwas: Unsere Gesellschaften sind national. Im Internet aber bildet sich eine Weltgesellschaft. Nein. Es bilden sich Weltgesellschaften.
Das kann ja noch heiter werden, Arno, angesichts des in Vorbereitung befindlichen eigenen Titels zum Thema: "Die postglobale Gesellschaft".