Start-up - Insights

VON Dr. Wolf SiegertZUM Dienstag Letzte Bearbeitung: 22. September 2015 um 16 Uhr 24 Minutenzum Post-Scriptum

 

Der Deutsche Startup Monitor (DSM) zeigt auf, wer die mutigen Menschen sind, die in Deutschland Startups gründen, wie sie ihre Gründungen finanzieren, wie sie wachsen und auf welche Herausforderungen sie dabei stoßen. Erstmals liegen nun auch Zahlen vor, die zeigen wie international die Szene in Deutschland bereits ist.

Der Deutsche Startup Monitor 2015 erscheint am 22. September
• auf Basis der Antworten von 1061 befragten Startup-Gründerinnen und Gründern,
• mit regionalen Auswertungen für Berlin, Hamburg, München, Rhein-Ruhr Region und Stuttgart-Karlsruhe
• mit der Unterstützung von mehr als 90 (Gründungs-)netzwerken bundesweit.
Der vom Bundesverband Deutsche Startups e.V. und KPMG herausgegebene und gemeinsam mit der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin realisierte Deutsche Startup Monitor wird Ihnen vorgestellt durch
• Florian Nöll, Vorsitzender Bundesverband Deutsche Startups
• Prof. Dr. Sven Ripsas, Professor für Entrepreneurship, HWR Berlin
• Tim Dümichen, Partner, KPMG AG

Startup Monitor 2015

Das Einfachste: sich den hier als PDF-Datei eingestellten Bericht zu eigen machen und studieren. Das vorliegenden Material ist mit grosser Sorgfalt "händig" gesichtet und analysiert worden und gibt den derzeit bestmöglichen Einblick in eine Szene, die von grosser Bedeutung, aber immer noch nicht wirklich institutionell verankert ist.

Umso wichtiger, dass ihr ein Verband, die Hochschulen und viele weitere Institutionen und Einzelpersonen zur Verfügung stehen, um herauszustellen, wie wichtig und erfolgreich es in eben diesem Umfeld zugeht. Selbst dann, wenn klar ist, dass nicht jeder, nicht jede, der/die wagt, auch gewinnen wird.

Wobei wir sogleich bei einem wesentlichen "Knackpunkt" der ganzen Entwicklung wären: dem Frauenanteil.

Bei der Präsentation wird hervorgehoben, dass dieser nun auf gut und gerne 13% gestiegen und damit noch weit höher sei, als in anderen Ländern. Was aber diese Zahl dennoch aussagt, ist eigentlich ... lamentabel. Zumal, wenn auch noch gesagt wurde, dass sich in den letzten Jahren der Anteil von jungen weiblichen Kandidatinnen in den MINT-Fächern eher wieder verringert habe.

Zahlen, die Anlass zur Sorge geben, zumal in den letzten Jahren die Anstrengungen um Veränderungen gerade in diesem Bereich noch erheblich verstärkt worden waren.

Also wird gleich zu Beginn der Präsentation zunächst einmal ein grosses Lob über diese - wenn auch zumeist männliche - Klientel ausgebreitet: "Wir wollen zeigen", so die Vortragenden, "dass es toll ist, sich selbständig zu machen - und wachsen zu wollen".

Dabei wird ein deutlicher Unterschied gemacht zwischen den Existenzgründern, die für sich und eine kleine Handvoll Leute einstehen, und den Start-ups, die im Schnitt nach 2,8 Jahren 17,6 Arbeitsplätze geschaffen haben und schnell weiter wachsen wollen.

Mehr noch: In dieser Zeit von 2,8 Jahren hätten die jungen Firmen, die sich hier auf Anfrage gemeldet haben, mehr als eine Milliarde Euro eingesammelt. Und es mag gut sein, dass die tatsächlich geflossenen Kapitalsummen noch weit darüber liegen.

Wichtig in diesem Zusammenhang vor allem auch die Rolle der sogenannten "Business Angels", Unternehmer, die das einmal verdiente Geld re-investieren: Sie engagieren sich mit bis zu 30% bei den neuen jungen Firmen.

Um aber wirklich als erfolgreich gelten zu können, reicht diese Zeit nicht. 5 - 7 Jahre werden avisiert. So dass ein erfolgreicher Gründer, der im Alter um die 30 herum startet, dann auch schon 35 sein wird.

Und wenn es dann mal nicht klappt? Viele der GründerInnen seien "Serientäter" und viele von ihnen wollten auch dann weitermachen, wenn es das erste Mal nicht geklappt hat.

Anja Nehls macht in ihrem Wirtschaft-am-Mittage-Beitrag im Deutschlandfunk mit dem Profil eines solchen Jungunternehmers auf:

Denn das ist interessant: Trotz der "Chance" zu scheitern, trotz der zum Teil extrem hohen Belastungen, haben die GründerInnen eine höhere Lebenszufriedenheit (8.0) als etwa Angestellte (6,8).

Und diese Zufriedenheit betrifft auch die Einschätzung der gegenwärtigen Geschäftslage, die mit fast 90% derzeit positiv beurteilt wird (89,3%).

22% dieser neuen Arbeitnehmer und knapp 10% der Gründer kommen nicht in Deutschland. Und in immer mehr dieser jungen Firmen wird nicht mehr Deutsch gesprochen, sondern Englisch.

Als die grössten Herausforderungen werden in der folgenden Reihenfolge die folgenden Themen genannt:
— Vermarktung
— Finanzierung
— Human Resources
— Produkt(-entwicklung)
— Unternehmensentwicklung
Wobei aus Sicht vor allem der angloamerikanischen Investoren vor allem das Thema der Finanzierung noch stärker in den Vordergrund zu stellen sein wird.

Weitere Aussagen, die besonders aufgefallen sind und - wie gesagt - in der oben eingestellten Studie nachgelesen werden können:

— Die EXIST-Fördermodelle der Bundesregierung haben die Rollen der Hochschulen - seit nunmehr 10 Jahren - sehr gefördert und positiv beeinflusst. In den Schulen dagegen sei das Thema aber noch nicht wirklich relevant. Und hier ist es vor allem Sven Ripsas ein Anliegen, diesen Einfluss auf und durch die Schule zu verstärken - im Rahmen des NETWORK FOR TEACHING ENTREPRENEURSCHIP .

— Die Rolle der IHK’s wird gerade mal als "ausreichend" gewertet. Auch wenn inzwischen 44% der Gründer auch die Dienstleistungen der IHK’s in Anspruch.

— Die FDP ist vor allem im Norden Deutschlands, DIE Partei für die Start-up-Beteiligten (mit 30% Anteil).

— Die Beteiligung an dieser Befragung war nur möglich, wenn man über eines der mehr als 80 Netzwerke angesprochen wurde. In 2014 waren erstmals über 10% Frauen dabei: genau gesagt 13%. In Berlin wurden allein in diesem Jahr über 50tsd. neue Arbeitsplätze geschaffen.

— All diese Auskünfte sind noch nicht echt repräsentativ. Aber immer mehr "nahe dran".

— Die Gründer sich zu 80% Akademiker. Die Praktikanten zum grossen Teil auch. Unbezahlt sind Praktika schon lange nicht mehr. Aber es gibt nach wie vor viele, die unter tausend Euro verdienen. Der Zwang zu extremen Wachstum und Innovation zwingt dazu, auch die Rolle des Praktikums neu zu definieren.

— Der inkrementelle Zuwachs an Unternehmen allein in Berlin beträgt - nach den Wünschen der jungen Firmen - 50tsd neue Stellen im Jahr. Ob das dann auch so werden wird, ist aber offen.

"Wir haben", so die Autoren abschliessend, "nicht mehr so sehr ein Verständnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem."


Als eine von vielen Antworten auf diese Aussage ist die Meldung zu verstehen, die mit der Fertigstellung dieses Textes vom Regionalmanagement CITTY WEST eintraf und in der es heisst:

Charlottenburger-Innovations-Centrum

Als einen Lückschluss bezeichnete Cornelia Yzer, Senatorin für Wirtschaft, Technologie und Forschung, die Investition des Landes Berlin in Höhe von 22 Mio. Euro in das ehemalige Gebäude eines Versicherungskonzerns. An der Bismarckstraße gelegen und in Sichtweite zum Campus Charlottenburg am Ernst-Reuter-Platz existiert nun ein technisch anspruchsvolles 6.550 m² umfassendes Flächenangebot für Start-ups in der City West. Dieses war dringend nötig, um den Ausgründern und jungen Unternehmer*innen der beiden Universitäten, in bester Lage Möglichkeiten der Vernetzung und der kurzen Wege anzubieten.

„Der Ausbau des Charlottenburger Innovations-Centrums - CHIC - mit Flächenangeboten für rund 80 neue Start-ups ist für den Campus Charlottenburg von enormer Bedeutung. Damit wird die City West und Berlin angereichert durch die Kreativität und die Vielfalt der Klugen Köpfe aus den beiden Universitäten UdK und TU,“ so Reinhard Naumann, Bezirksbürgermeister von Charlottenburg-Wilmersdorf bei der Eröffnung am 17. September 2015.

P.S.

Eingeladen war für 10 Uhr in das Rainmaking Loft, Charlottenstraße 2, Raum Cathedral, 10969 Berlin.
Zunächst wurde versucht, dort Zugang zu finden, wo eben dieses Loft mit einem Schild angezeigt worden war. An der Seite der kleinen Durchfahrtstrasse stand eine weisse Stretch-Limo, auf der anderen Seite waren hinter einer Rampe aus vielen Holzpaletten zusammengestapelte Pulte zu erkennen und ganze Reihen von langen Arbeitsplatten, an denen viele junge Leute - jeder vor seinem Rechner - sitzen. Nachdem all diese Räumlichkeiten durchstreift worden waren, kam dann aber doch diie Empfehlung, wieder auf die Rampe zu gehen, von dort zurück auf die Hauptstrasse und von dort aus dann durch eine Art Kaffee in den für die PK avisierten Raum.
Und dort dann: freundliche Menschen, kalte Wände, frische Smoothies und gesunde kalte Speisen neben dem Eingang ... von denen im Nachgang zur Veranstaltung die Avocado-Brote am besten schmeckten.


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