FinTechKonf.FFM

VON Dr. Wolf SiegertZUM Mittwoch Letzte Bearbeitung: 21. September 2015 um 11 Uhr 37 Minutenzum Post-Scriptum

 

Nach erfolgter Akkreditierung wurde an dieser Stelle zunächst die Ankündigung der Berichterstattung von der Veranstaltung zum Thema "Fintech-Revolution" [1] aus dem Campus Westend der Goethe-Universität in Frankfurt am Main eingestellt - um danach, Zug um Zug, durch Einträge vor Ort ergänzt zu werden [2].

1. Konferenz für Finanztechnologie
wie Banken, Start-ups und Investoren von Kooperationen profitieren

Fintechs bringen frischen Wind in die Finanzwelt. Die Eintrittsbarrieren sind allerdings hoch. Auf der Konferenz diskutieren Vertreter von Banken, Sparkassen, Fintechs und Investoren die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Finanzindustrie.

Themen:
• Strategische Herausforderungen durch die Digitalisierung für Kreditinstitute
• Erfolgsfaktoren von Fintechs
• Chancen und Risiken von Kooperationen zwischen Banken und Fintechs

Eine Auswahl der Referenten:
• David Desharnais, Chief Marketing Officer und Head of Products, Traxpay
• Christian Hoppe, Geschäftsführer, Main Incubator
• Carsten Jung, Stellvertretender Vorstandsvorsitzender, Berliner Volksbank
• Barbod Namini, Principal, Holtzbrinck Ventures
• Timur Peters, Gründer und Geschäftsführer, Debitos
• Dr. Oliver Vins, Gründer und Vorstand, Vaamo Finanz AG
• Prof. Dr. Uwe Walz, Direktor am Center for Financial Studies, Goethe-Universität Frankfurt

Hiernach einige kursorische Aufzeichnungen, die im Verlauf dieses Tages vor Ort angefertigt wurden:

Dr. Volker Brühl , GF, Center for Financial Studies an der Goethe-Universität Frankfurt

Eingangsfrage: Wie kann man die etablierte Finanzindustrie und die jungen FinTech-Unternehmen zusammenbringen?

Die Medien haben sich massiv geändert: 72% der Internetnutzer schauen auf die Wikipedia. Die CeBIT zeigt, was schon geschehen ist und wie die Zukunft aussehen könnte: Stichwort Industrie 4.0

Alle Dienstleistungsbranchen sind von dem Thema der Digitalisierung betroffen. 40% der Outlets sind in den letzten 10 Jahren verschwunden. 30% der Reisebüros haben in dieser Zeit geschlossen.

Finanztechnologie. FinTech, ist per se nichts Neues. Aber heute sind es nicht mehr HP und IBM, die die privilegierten Partner der Banken sind. Heute sind die Transaktionsspezialisten in den Startlöchern. Und die Industriekonzerne, die ihre eigene Banken gründen - und ausbauen. [3]

Wichtige strategische Fragen:
— kann man aus dieser "Not" eine "Tugend" machen
— wo und mit wem kann man kooperieren?
— wo gibt es Venture Capital für die FinTechs?
— welche regulatorische Vorschriften gelten (zum Beispiel für P-to-P-Landing-Plattforms)

Friederike Stradtmann , Senior Manager und Expertin für digitale Geschäftsmodelle im Banksektor, Accenture GmbH [4]
Fintech in der Praxis: Innovation der Revolution für die Finanzindustrie?

Was haben wir als Kunden früher gemacht, als wir in den Urlaub gefahren sind? Die Fotos kommen heute nicht mehr auf den Kodak-Film, sondern liegen sofort im Smartphone vor. Und wir, als Kunden, profitieren von diesen Entwicklungen. Wir sind always-on. Und vergessen dabei den Aspekt der Selfservices.

Fintechs setzen ganz bewusst auf die profitablen Nischen... und nehmen damit den etablierten Banken die Butter vom Brot: Kurze Entscheidungswege, schnelle Lernprozesse, keine alte EDV, die mitgeschleppt werden muss.

Zahlungsverkehr. Beispiel PayPal. Mit PayDirekt soll dieser Vorsprung wieder zurückgeholt werden. Beispiel: Barzahlen.de
Kreditgeschäft: Beispiel hotmoney: "bevor ich zur Bank gehe", auch schon für Facturing und das Hypotheken-Geschäft. In UK heute gerade mal 1%, aber: 3stellige Wachstumsraten, und das seit Jahren.
Das Beispiel von Lending Club und deren Börsengang zeigt, dass "Momentum in den Markt kommt" ...

Die 5 weltweit grössten Fintechs haben heute eine grösseres Volumen als die 5 grössten Banken in Deutschland. Eine von diesen ist wirecard aus München.

Die Banken brauchen:
— Offene Innovation, das Öffnen der eigenen Infrastruktur
— Kooperation ist das Gebot der Stunde, das Ziel: "Ko-Innovation" [5]
— Gezielte Innovationen und Förderungen dieser neuen Entwicklungen. Und das bedeuet, dass das Thema von return & invest heute neu definiert werden kann / muss.

Prof. Dr. Uwe Walz , Direktor am Center for Financial Studies, Goethe-Universität Frankfurt
Finanzierungsrestriktionen für Start-ups

Zur Zeit gibt es ca. 1000 FinTechs. Von denen werden viele nicht überleben.

Welche Regel gibt es für die Erfolgsgeschichte eines solchen Unternehmens?
Vorab: Gründungen und start-ups sind nicht das Gleiche. Die Start-ups wollen und sollen schnell wachsen.
Frage: Ist das "Pferd" wichtiger oder der "Jockey"?
Was ist wichtig, das Gründerteam oder die Idee, die das Unternehmen trägt?
Kaplan/Sensoy/Stromberg schreiben in den USA 2009, dass es vor allem um das Geschäftmodell gehe. Also: "The winner is the horse"

In Deutschland... geht das Gründerinteresse eher zurück. Auch der Anteil von VC’s in diesem Bereich ist eher mager.

Erfahrungen zu haben und zu sammeln, sei wichtig. Aber nein, man kann die jungen Leute nicht an einer Uni zu Unternehmern ausbilden. Daher ist die Konstruktion des Insolvenzrechts von grosser Bedeutung. Und in Deutschland ist dieses Recht eher kontraproduktiv.

Man braucht Netzwerke. Darin verbirgt sich eine der wenigen Chancen, sich gegen die "Platzhirsche" zur Wehr zu setzen. Und dem Zwang zur Regulierung zu widerstehen.

Welche Restriktionen gibt es für die jungen Gründer? Zu wenig Wagniskapital. Oder zu wenig gute Ideen? Es bedarf eines aktiven VC-Marktes.

Prof. Dr. Christian Rieck: für Finance an der Frankfurt University of Applied Sciences.
Können Roboter mit Geld umgehen?

Er eröffnet mit der Aussage, dass er seine Texte mit Dragon diktiere. Und dass zur Zeit schon ober über "Gedankensteuerung" nachgedacht werde,
Neue Technik, das bedeutet neue Produkttiefe und führt zu einer "Massenindividualisierung"
Wie kann in Zukunft "Beratung" noch zugänglich werden? Der menschliche Berater wird verschwinden oder zumindest deutlich zurückgehen. Und sich in Social-Media-Beratung verwandeln.
Nach Deep Blue und Watson wird - bis ca. 2030 - billige Hardware die Funktion des Gehirns weitgehend übernehmen...
Die Beratung der Zukunft durch technische Intelligenz wird sich durchsetzen.
Auch Texte der Zukunft werden - schon heute - von Computern geschrieben.
Portfolio-Beratung kommt auch schon heute...vom Roboter.
Frage: Wollen die Menschen eine Finanzberatung oder eine psychologische Beratung?
Ja: Robo-Advisors "denken" zunächst zum Vorteil dessen, der sie geschaffen hat.
Frage: Weiss ein Bankberater heute noch mehr über den Kunden als Google?
These: Für Finance sind die menschlichen Gehirne schlechter gebaut als die Computer.
Es gibt Computerversagen, und das ist ein ganz anderes als ein Menschenversagen.

Die Schonfrist in der Branche ist beendet.
Warum ist Quelle nicht Amazon geworden?
Warum ist der Brockhaus nicht Wikipedia geworden?
Wer stellt die Banken auf die Probe? Der Mensch MIT dem Computer.
EDV und Mensch müssen sich verbünden.
Es geht um alogrithmische Beratung und Cloud-Beratung.

Jochen Siegert , COO von traxpay
Fintechs in B2C & B2B Payments
 [6]
Die Erfolgsfaktoren von Fintechs

Wo kaufen die Leute ein: 50% offline, 10% online.
Je jünger die Leute, desto mehr von diesen kaufen online. Warum und wie kaufen die Leute online?
Jedenfalls so, dass der Zahlungsverkehr den Banken heute nichts mehr bringt.
Das Einkaufen schon heute: mit Smarphones: 25% (Zalando macht heute schon 50% des Umsatzes über mobile Endgeräte).
These: Von 2012 - 2017 nehmen die alternativen Zahlmethoden die Rolle ein, die früher einmal die Karten hatten.

Es gibt derzeit eine Inflation von Bezahlverfahren in Deutschland, heute mehr als 40!!!
Dieser Markt wird sich konsolidieren auf 2 bis 3 Anbieter. Ob PayDirekt dabei sein wird?
Als Beispiel werden PayPal und die DKB-Bank mit ihren Smartphone-Portalen gegenübergestellt.
Die wichtigsten Fehler:
— Die Wirklichkeit ist nicht gleich Excel
— Die Nutzer sind nicht die aktiven Nutzer
— Das Kundenreach ist nicht der Marktanteil

Die Geschäftsmodelle mit einer Marge von 1,6 bis 2,6% ... das war einmal. Der Kreditkartenkostenbetrag ist deutlich gesunken.

End-to-End Procurement Process:
— immer mehr von den Etappen dieses Prozesses sind / werden schon automatisiert
— und die letzte Etappe, der Zahlvorgang, wird gerade automatisiert

Zur Standortfrage in Deutschland:
— Berlin gut für Konsumenten FinTechs. Die sind dort perfekt aufgehoben.
— Frankfurt hat die Vorteile in den komplexen Themen.

Timur Peters, Gründer und GF Debitos GmbH
Sein Thema ist das des Forderungsverkaufs. Und in seinem Vortrag beschriebt er die Voraussetzungen, die eine Gründung befördern.

Das Ganze ist kein Consumer-Business, aber es ist offen auch für Rechsanwälte.

Wie suche ich einen Investor, mit spray and pray?
Es gibt relativ mehr Geld auf dem Markt aber nur weniger VCs, die wirklich eine professionelle Begleitung anbietet. [7]
Viele VC’s unterschreiben keine Vertraulichkeitsvereinbarungen (mehr).Oft reichen die Executive Summaries

Sollte es gelingen, sich in einem so regulierten Land wie Deutschland zu behaupten, hat man grosse Vorteile, das Unternehmen auch in Nachbarländern erfolgreich zu starten.

So wie das Kleinanleger-Schutzgesetz: Regelungen für FinTechs werden vor allem dann starten, wenn diese sich mit den ersten grossen Problemen bemerkbar machen werden.

Wichtig ist das Teambuilding ganz von Anfang an. Denn diese Leute sind die Basis für das danach wachsende Geschäft und die Strukturen, die sich damit entwickeln.

Leuchtturmkunden lassen sich oft damit "kadern", dass man diesen zunächst einmal die eigene Dienstleistung kostenfrei anbietet.

Dr. Oliver Vins , Gründer und Vorstand, vaamo Finanz AG
Neue Konzepte für eine neue Generation

Das Thema Robo-Advice wird deutlich an Bedeutung zunehmen. Im normalen Privatkundengeschäft werden automatisierte Geldanlage-Plattformen mehr und mehr Platz greifen.
Aus Verbrauchersicht ist das Ganze sehr viel günstiger, es gibt mehr Vertrauen in die Online-Plattformen als früher. Und die Entscheidungen werden - nach wie vor - emotional getroffen werden.
Das Ganze beruht auf einer ökonomischen Notwendigkeit. Was kann schon an Leistungen für einen Betrag von sagen wir mal 200 Euro im Jahr an Leistungen geboten werden?
Ein Fintech-Unternehmen kann viel mehr und viel besser kontrolliert werden.
Fakt ist, dass 85% der Deutschen bislang nicht im Kapitalmarkt investieren. An diese Population herankommen zu wollen, "dafür braucht es gar keine artificial intelligence mehr".

Die Modelle:
— personal Advisor 60% oder do-it-yourself 70%.
— Online, ja, aber sich wirklich damit beschäftigen wollen, wollen sich dann gerade die jüngeren Deutschen immer weniger.
— Das Produkt, das dahinter ist, ist keine differenzierender Faktor. "Da muss mehr dahinter sein". Es muss einfach vermittelbar sein - mit wenigen Klicks wird man immer mehr articificial intelligence aktivieren.
— Mit dem Thema des Sparziels wird eine persönliche Profilierung vorgenommen.
Und dann wird Tag für Tag die Entwicklung am Markt zurückgespiegelt. Was dazu führt, dass auch in schwierigen Zeiten die Kunden "bei der Stange" bleiben.

Gründe für den Erfolg:
— Gebühren: 0,49% - 0,99% im Jahr
— die Wiederentdeckung des Kunden
— der Kundenfokus steht im Vordergrund.
— keine der klassischen Hinderungsgründe
— man kann als FinTech heute schon fast in ganz Europa handeln.

Barbod Namini, Principal, Holtzbrinck Ventures
Erfolgsfaktoren eines Fintechs aus Sicht eines Investors

2014 ist das Thema FinTech bei den Venture Capital Firmen angekommen.
Aus den USA kommend, dann in England, jetzt in ganz Europa. Und das mit wachsendem Erfolg. Auch ökonomisch.

Die FinTechs bauen keine Banken nach, sondern sie kümmern sich um besondere Segmente mit ihren besonderen Skills. Jenseits von Cobol und Mainframes.Jenseits ihrer monolitischen Struktur. Sie werden zwar nicht alle profitabel werden, aber sie sind strategisch wichtige Unternehmen.

Nur die wenigsten und riskantesten Vorhaben sind jene, die eine "ganze Bank" neu erfinden wollen. In einer zweiten Gruppe gibt es Dienstleister für besondere Kundengruppen. Hier gibt es auch Unternehmen, die von sich aus profitabel sein können.

Als Frühphaseninvestoren ist für sie das Team das Entscheidende. Es muss zumindest ein Senior dabei sein. Bei den profitablen Modellen gilt der IPO.

Christian Hoppe, Geschäftsführer, Main Incubator, Head of Credit Solutions in der Mittelstandsbank, Commerzbank AG
Das Banking der Zukunft gestalten! Wie klassische Banken und Fintechs erfolgreich kooperieren können.

Ja. Immer mehr unseres Lebens rutscht in die digitale Welt. Das haben auch die Executives erkannt. "Wir durchlaufen echt sehr ähnliche Zyklen wie zuvor schon der Medienbereich".

In 2020 werden 45% der Erträge verloren gehen. Das Beispiel "360t" spricht Bände.

Back- Middle- & Front-Office: Diese klassische Bankstruktur wird sich verändern, sie wird mehr und mehr kundenorientiert sein.

Die FinTechs wollen schnell skalieren. Aber sie wollen sich möglichst nicht mit der Regulatorik befassen. Und sie wollen möglichst lange ihr Unternehmertum auch weiterhin leben können.

Die Banken wollen innovativere Produkte, Trends eher erkennen, die Kunden schützen.

Was tun, als etablierte Bank? Nicht nur Geld geben, sondern auch wirklich zusammenarbeiten wollen, die Öffnung des eigenen Vertriebsnetzes, die Prüfung des Geschäftsmodells ("das ist ein Qualitätssiegel"). Da reicht auch ein TÜV-Siegel für eine FinTechCompany. Und es gibt keine Exklusivität für die eigene Bank.

Carsten Jung, Stellvertretender Vorstandsvorsitzender, Berliner Volksbank
Strategische Herausforderung der Digitalisierung für ein regionalisiertes Kreditinstitut. Kooperation oder Alleingang?

Wir müssen das auch bei uns im Haus im Blick haben, dass wir uns auf den Kunden besser einstellen können. Klare Produkte und hohe Verfügbarkeit. Keine unterschiedlichen Preise in unterschiedlichen Kanälen. "Weniger ist mehr", sonst werden die Dienstleistungen beliebig.

Und: "wir haben noch den Vorteil der ’kleinen’ Kooperation". Auch wenn wir nach und nach immer vergleichbarer werden. In Berlin gibt es an die 1600 Start-ups. Von denen werden 30 bis 40 am Ende durchkommen.

Die erste Kooperation ist "Schutzklick" (da auch Aufsichtsrat bei der R&V-Versicherung). Die zweite, die "Inventorum GmbH" für das kleine Gewerbekundensegment. Weiters im Blick: "paydirekt". Was kommt: "WhatsCash" (für den Fall, dass die Sparkasse mitmachen wird). Bei der IIG als Partner wird Kapital freigemacht für neue Unternehmenslösungen.
Die Zielgruppe sind nicht die seed-Investmsents, eher die ab der 4 Millionen aufwärts.

Podiumsdiskussion

Frank Schwab: Vorstandssprecher der Fidor TecS AG
Aus einer Online-Community zur Zeit der Finanzkrise ist (fast) eine (richtige) Bank geworden. Die offene IP-Architektur führt dazu, dass wir fast keine Integrationskosten mehr haben. Zur Zeit ca. 30tsd. Transaktionen vor allem mit Geschäftskunden. Aber wir machen zum Beispiel keine PayDay-Loans, jedenfalls nicht so wie in England.
_ Das Problem der Banken ist oft nicht, dass sie die Daten nicht haben, sondern, dass sie diese nicht kostengünstig ziehen können.
Die Bank war eine Community. Und dann wurde daraus erst - nach und nach - eine Bank. Und heute über 100tsd Kunden - und das ohne Werbung. "Wir werden noch in diesem Jahr eine interessante Überraschung erleben. Etwas, was über die Rolle einer Bank hinausgeht, hinausweist."
Das Geld für Beratung kann ein gut programmierter Rechner besser einspielen. Der neue Banker kümmert sich am besten noch um die bessere Programmierung der Algorithmen.
"Wir als Finanzplatz ...? Ich bin alles andere als optimistisch. Auch wenn ich jeden Tag dafür kämpfe, dass sich (noch) was verändert. "
"Wenn wir auf Technologie gucken, dann haben wir in Deutschland nichts anderes als die SAP."

Carsten Jung  [8]:
Wie bringen wir eine Bank ins Netz, die den Kunden gehört. Wir werden prüfen, wie die Situation sein wird, wenn wir keine florierenden Ökonomie mehr haben. Wir müssen die Risiken managen und dürfen diese dann in schwierigen Zeiten nicht einfach fallen lassen.
_Wir müssen für die Beurteilung der Zukunft auch den neuen Experten überlassen und nicht nur Leuten wie mir, die nach hinten schauen.
Es ist eher selten, dass ich schon darüber öffentlich spreche. Wir müssen das Thema erst einmal nach innen wachsen lassen.
Bieten die Banken eigentlich einen Service an oder ein Produkt?
Die Geldanlage sollte immer noch im persönlichen Gespräch erfolgen. Das kann auch über Video erfolgen.
"Wenn ich nicht in der Bank arbeiten würde, würde ich in keine Bank gehen."

Timur Peters  [9]: Wir waren mal bei Fidor engagiert. Wir arbeiten heute mit ca. 20 Banken zusammen. Vor allem die, die offen denken und über den Tellerrand hinausschauen.
Seit der ersten Bank als Kunde akkumuliert der Prozess der Zusammenarbeit ständig.

Christian Hoppe : Wir müssen auf "Augenhöhe" arbeiten. Aber es gibt einen Unterschied, ob ich die Anwendung als User sehe oder als Ökonom. Bei uns geht nur das, was die Regulatorik zulässt. Trotz der langen Erfahrung als Bank kann es sein, dass es draussen Datenpunkte gibt, die noch weiter gehen als das, was wir haben (bzw. einsetzen können).
Die Zusammenarbeit mit den FinTechs hat positive Auswirkungen... selbst auf den Vertrieb ("wir sind mal in der Presse mit was Positivem"). Wir sind nicht zu spät, aber wir sind spät. Der Satz "wir haben das Potenzial" reicht da nicht mehr hin und nicht her. Wenn wir hier jetzt bei FinTech nicht Gas geben, werden nicht nur die Banksysteme gefährdet, sondern auch die dahinterstehenden Industriekonzepte.

P.S.

Am Montag, den 21. September 2015 ist in der Zeitung "Die Welt" unter der Überschrift "Die Luft wird dünner für die Banken" ein Interview mit dem Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret zu lesen, in dem auch das FinTech-Thema zur Sprache kommt:

Die Welt: Während die Banken mit den Niedrigzinsen kämpfen, graben ihnen kleine Start-ups Teile ihres Geschäfts ab. Sind diese Fintechs die nächste große Bedrohung für die etablierten Institute?

Dombret: Die Banken sollten nicht die Augen vor den Fintechs verschließen, sondern sich überlegen, wie sie mit den Erfolgreicheren zusammenarbeiten können. Viele Fintechs kooperieren bereits heute mit Kreditinstituten und nutzen deren Zahlungsverkehrsstrukturen. Ohne die herkömmlichen Spieler geht es nicht, aber in Teilen der Wertschöpfungskette bekommen die Banken Konkurrenz. Wichtig für die Kreditinstitute ist es, dass sie die Kundenbeziehung in der Hand behalten.

Die Welt: Viele Kunden schätzen die neuen Angebote. Wie groß ist Ihre Freude als Aufseher – drohen da nicht neue, bisher unbekannte Risiken?

Dombret: Wir beaufsichtigen Institute, die unter das Kreditwesengesetz fallen. Das ist bei den meisten jungen Anbietern nicht der Fall. Aber wir haben die Fintechs durchaus im Blick – so haben wir zum Beispiel in diesem Jahr erstmals ein solches Unternehmen zum Bankensymposium der Bundesbank eingeladen. Das ist durchaus als Signal zu verstehen, dass wir uns mit diesem Trend beschäftigen. Um es offen zu sagen: Ich freue mich über die Innovationsfreude in dem Bereich. Es können aber in der Tat auch Risiken daraus entstehen, und die werden wir uns genau ansehen.

Anmerkungen

[1

[2Nur die Korrekturfassung dieser Einträge wird auf sich warten lassen, nachdem - wieder einmal - der Telekom-ICE-Internet-Zugang im Zug auf der Rückreise nach Berlin nicht funktionierte

[3Es folgt eine Reihe von Zitaten, die zeigen, dass die Manager etablierter Marktteilnehmer die Dimension dieser Entwicklung eher unterschätzen.

[4Schade, ihre guten Einsichten und Beispiele... liest sie leider nur ab, viele der interessanten Namen werden so verschluckt und/oder nicht auf dem Screen vorgeführt.

[5Und solche Angebote werden zielgerichtet von Accenture organisiert.

[6In Cooperation mit der Commerzbank

[7"Ich telefoniere heute mehr mit meinen Investoren als mit meiner Frau...

[8"ich träume am meisten von Herta und von der Meisterschaft"

[9"Ich bin da mehr von der deutschen Bankkultur geprägt."


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