Freunde, machen wir uns nichts vor. Selbst wenn nach so vielen Jahren der Vor-Arbeit, der Beziehungspflege, der Professionalisierung und des gleichzeitigen Festhaltens an den Werten einer offenen und offenherzigen Internet-Szene es eine grosse Leistung ist, in diesem Jahr mit so solzen Zahlen aufzuwarten, wie sie jetzt auf dem Eintritts-Ticket genannt werden...
... vergessen wir nicht, dass in diesen Tagen, wo andere der Pressefreiheit gedacht haben, oder der Befreiung der Überlebenden aus den KZ-Lagern, oder des Kriegsendes am 8./9. Mai vor siebzig Jahren...
... dass sich an diesem Wochenende in Berlin eine Menschenschlange von einem halben Kilometer mit Youngsters von kaum über 20 Jahren gebildet hatte, um ihre Internet-Stars life und leibhaftig sehen und erleben zu können - wenn auch nur für maximal 20 Sekunden pro Date. Die Rede ist von den Videodays, die, einst in Köln geboren, nun auch in Berlin am letzten Wochenende erstmals das Licht der Welt erblickt haben.
Und mit ihnen ein Publikum gezogen, dass das Fernsehen in vielen Fällen nur noch vom HörenSagen kennt. Aber immerhin, das Fernsehen berichtete darüber: So Julia Rehkopf im Inforadio des rbb am 2. Mai 2015:
YouTube-Stars auf Tuchfühlung mit den Berliner Fans - "Ich fand das so krass, so mega" .
Und "natürlich" die Bild-Zeitung:
BILD-Reporter zwei Tage mittendrin. Wild, wilder – Video-Days in Berlin. Europas größtes Youtube-Treffen erstmals in der Hauptstadt
In der BamS auf Seite 19 heisst es denn auch ganz unmissverständlich:
Früher war mehr Glotze! YouTube hat das Medienkonsum-Verhalten verändert.[...] Jede Generation schafft sich ihre eigenen Ikonen.
Das sind sie, DIE Internet-Nutzer. Nein: sie sind es nicht alleine. Aber sie haben wie wir auch das Bedürfnis nach einer persönlichen Begegnung mit ihren "Stars". Mit Menschen, die sie in vielen Fällen bislang ausschliesslich "im Internet" gesehen und kennengelernt haben - soweit das eben ging. Und jetzt haben sie die Chance, für 20 Sekunden diese Bewegt-Bild-Vor-Bilder in "Wirklichkeit" kennenzulernen, ihnen zumindest für einen klitzekleinen Moment zu begegnen.
Und selbst wenn es uns gelänge, die gleiche Anzahl an Leuten auf die Matte zu bringen und dabei eine ganz andere Qualität des Dialoges umzusetzen, vergessen wir nicht, dass wir damit immer noch eine Minderheit sind, die sich all der Fragen annimmt, die sich die meisten Besucher der VideoDays am letzten Wochenende vielleicht noch nie gestellt haben.
Umso besser, dass auch diese Generation und ihre Medien ausreichend und kompetent zur Sprache gebracht wurde. Vor allem am zweiten Tag, von dem wir an dieser Stelle sogleich einen Vortrag vorwegnehmen und besonders herausstellen: von Christoph Krachten, dem Geschäftsführer eben jener VideoDays, von denen hier schon die Rede war, zum Thema: Talentschmiede der nächsten YouTube-Stars? Videodays on Stage: Seine These: !"YouTube ist nicht nur Plattform für die großen Stars, sondern auch eine Talentschmiede für den Nachwuchs."
Ein Satz der sehr nahe an dem dran ist, was Mitte der 80er Jahre gesagt wurde, als die ersten "Offenen Kanäle" die Chance für jedermann und jede Frau anboten, von Allen Fernsehen für Alle machen zu können. Und das noch vor der Digitalisierung der Rezeptionskanäle und der Produktionsmittel.
Und während er spricht, nimmt ein Team von Offenen Kanal in Berlin all das auf und verbreitet es via Internet in die ganze Welt.
Wird Fortgesetzt [1]