Medien Tage München (III)

VON Dr. Wolf SiegertZUM Freitag Letzte Bearbeitung: 30. Dezember 2014 um 21 Uhr 18 Minuten

 

11:00 Uhr

Jetzt hat sich auch erstmals die EBU, die European Broadcasting Union, auf dieser Veranstaltung eingekauft. Der Titel der Veranstaltung lauter:

"Smart Radio in Smartphones - warum Radio mobil bleiben wird. "

Der Tagesmoderator, dessen Namen hier lieber verschwiegen wird, redet und redet und redet... um die Pause zu füllen, die es vor dem Start der Veranstaltung zu überbrücken gilt.
Und er redet von den Studenten, in den Hochschulen, denen man nur die Hälfte der Wahrheit zu erzählen brauche, die würden schon damit zufrieden sein... meint er - und blamiert sich damit in den Augen des Autors dieser Zeilen.

 Martin Wagner, Hörfunkdirektor des BR
Ja: das Radio habe eine Zukunft. Aber welche? [1]

 Mathias Coinchon, EBU [2]
Gibt einen Überblick über die aktuell zur Verfügung stehenden Möglichkeiten. Mit DAB + und er verweist auf die neuen Möglichkeiten, die von der EBU entwickelt werden.
Das Ziel ist: "one App" mit einer hybriden digitalen radio API.
FM im Telefon. Ja, gut, aber das lässt sich nicht mehr weiter entwickeln. Das ist anders mit DAB.

 Dr. Christian Vogg, Head of Radio. EBU
"We are still listening go radio, but the question is: is it still radio?"
LTE? Ja, wenn es um 95% billiger wäre
Phone with FM chips... Und damit spielen die Smartphones bis zu zwei Tagen
"Tagging... you can tag a song and you can share it..." - echt: geht das wirklich? Ganz ohne Rechte-Probleme?
Die neuen Modelle aus den USA (Nextradio) und von Samsung Express und vom NDR (Radio interactive)
MOU für das DAB roll out und ein "Digital Radio Tool Kit" [3]
Wir brauchen eine Entscheidung von ARD und Radio France. Und im nächsten Jahr wird es Radio Smart Phones geben.

 Carsten Friedrich, Account Director Germany for Mediamobile
Sein Schwerpunkt sind die Anwendungen im Auto (wie visteon)
Es gibt keine Lösung für alle und für Alles. Wir müssen an einer Hybrid-Lösung arbeiten.
Neben Visteon auch für weniger teure Autors, gibt es den "Radio Player" (der funktioniert bisher aber nur in dem UK-Markt), und natürlich die DAB / DAB + Anwendungen
Die wichtigste Funktion aber ist - neben der Unterhaltung - die Verkehrsinformation: TPEG
Broadcast ist wichtiger als Cars. Und diese Industrie wird den Entscheidungen folgen.
Es gibt immer noch Grenzen zwischen Broadcast und IP.

 Joern Jensen: NrK, bis zum letzten Jahr Präsident von WORLD DMB
In Norwegen wird 2017 UKW abgeschaltet. Region für Region bis zum Ende des Jahres 2017. Und es gibt nur eine Lösung. Und zugleich viel Spielraum für neue Anwendungen. Und für neue kostengünstige
Im Wettbewerb stehen 3 FM Kanäle für 20 M Euro gegen 14 DAB Angebote für 18 M Euro
Und es gibt die Chance für ein viel breiteres Inhalte-Spektrum: Und das neue Radio für die Älteren war in wenigen Monaten auf der Position 6 der Beliebtheitsskala.
Sicherlich: Hybrid wäre die beste aller Lösungen, aber aus kostengründen wird das nicht möglich sein.
Alles was digital sein kann, wird digital sein. Wir haben auch die Schreibmaschine abgeschafft, wenngleich sie auch heute immer noch funktionsfähig ist.
Kooperation auf der Plattform, Wettbewerb im Inhalt.

 Alexander Erk, Institut für Rundfunktechnik
Why we do Hyrid Broadband Broadcast Radio?
Der Horror vor der Umschaltung der Dienste soll aufgehoben werden.
Bis Ende 2014 soll ein Prototyp fertig sein. Auf der Basis einer linuxfähigen Hardware wird eine DABerry entwickelt. RasberryPi-Plattform war die Plattform.
Das Ziel, die Antenne Bayern Submarken alle im User-Interface einbinden.
Mit Service-Fallback, wenn das Gerät einen neuen Standort erhält.
Die Hbb-TV-Formate werden auch ins Radio übernommen und dort weiter ausgebaut.
Personalisierung der Angebote

 Florian Novak, Tonio

Das Angebot geht über eine "Back to the Future-App" . Marty McFly hat in seiner Zeitreise immer einen konstanten Begleiter: Das Radio.
Aber im Auto der Zukunft werden iOS oder Android-Systeme im Auto implementiert.

Nach dem Vorbild von SIRI sollen TOn und INformatiOn gekoppelt werden.

Wenn dieses Versprechen funktioniert, dann kann man ein Radio Feature mit Bildern ergänzen. Oder in einer Opern-Vorführung die Untertitelung.

 Michael Hill [4] [5]
Der "Radio Player": Gemeinsames Projekt von BBC und den Privaten. "The Future is already here, but it is unevenly distributed."
"content" und "distribution" müssen koordiniert werden. Und die Verteilung gehört auf eine gemeinsame Plattform und auf der wird zu Zukunft der Wettbewerb stattfinden.
Apple Car Play wird es geben, aber kein Radio. Selbst im Tesla braucht man 6 Schritte um zu einem Radio-Empfang zu bekommen.

 Hans-Dieter Hillmoth
 wir haben hier in Deutschland gepennt. Bei dem Web-Radio haben wir die Kontrolle über den Nutzer verloren.
Im April 2014 haben sich die Privaten und die Öffentlich-Rechtlichen nach zwei Stunden im Prinzip zusammengefunden. Und zwar für eine rein technische Plattform. Und zwar "non profit". Bei Amazon in Irland gehostet.
Im Juni haben alle unterschrieben. Im Oktober den Vertrag mit UK-Radio Player geschlossen.
Es gibt Apps für iOS, Android, Windows Phone. Und alle haben sich engagiert, diesen Player mit auf der eigenen Seite zu platzieren.
ARD war von Anfang an involviert. " Im Prinzip haben die schon zugestimmt." - Aber es bedarf noch weiterer Abstimmungen mit der EBU udn der ARD.

Prof. Dr. Volker Lilienthal: [6]
Seine Aufgabe ist es das Thema Online-Journalismus durch den Begriff des Digitalen Journalismus zu ersetzen.
Auch die disruptive Entwicklung im digitalen Journalismus gilt es zu diskutieren (sagte Wolfgang Blau schon vor längerer Zeit)
Die Ergebnisse der Experten lauten:
— Quantensprung für das Thema Qualität
— interaktive Teilhabe
— multimediale Darstellungsweise
— digitale Recherche
— Transparenz, die die Quellen zeigt
— Glaubwürdigkeit wird dadurch gestärkt
— neu innovative Vertriebswege werden möglich

Probleme:
— Formatierungsprobleme bei der Darstellung auf den mobilen Geräten
— die Interaktion bedeutet auch, weitergehend im Dialog zu verbleiben
— hoher Zwang zur Weiterqualifizierung
— den Kampf gegen die Trolle aufnehmen... und bewältigen
— den Club felgen, in dem sich alle Beteiligten wohlfühlen können.

These: Das Publikum kann dem Journalisten auch helfen, besser zu werden.
Die Redaktionen ermöglichen die Teilhabe. Mit einem "Leserbrief 2.0". Aber der geht an die Redaktion. Und noch lange nicht an die Leserschaft. Und eigene Themenvorschläge und dergleichen mehr sind aber noch sehr unterbelichtet.

Ja. Weiterleitungen funktionieren, auch die Integration in die sozialen Dienste. Bei der Bewertung wird es aber schon schwierig. Und es wird so gut wie nie gezeigt, wie viele Leser etwas gesehen haben. Auch Nutzerblogs und Redaktionsblogs haben noch viel Luft nach oben.

"Es gibt nicht mehr DEN klassischen Journalisten der recherchiert und schreibt." Heute muss man auch programmieren können und in der Lage sein, als Moderator mit dem Publikum zu interagieren. Es bedarf heute auch neuer Spezialitäten, den Datenjournalisten, den socialmedia-Journalisten, den mobilen Reporter...

In den Redaktionen werden immer mehr tools eingesetzt, die im Wettbewerb miteinander versuchen, die Zuschauerdialog zu qualifizieren. Zumindest zu zählen, mehr und mehr um dies auch auszuwerten.

Aber auf die Frage, ob das Publikum so wirklich viel kann, gibt es noch ein gesundes Mass an Skepsis. Aber auch von dem Publikum sind gerade mal 8% aktiv. Und da sind noch die Trolle noch mit dabei. Und die Beschimpfungen. Dennoch: bedarf es auch einer Anleitung des Publikums in dem ein "how to do it" erklärt wird.

Es gibt ein gerüttelt Mass an Handlungsempfehlungen für die Ausildung:

 Ulrike Langer (in Seatle. MediaDigital.de)
Qualtitätsjournalismus - der Begriff ist eine sinnentleerte Hülle geworden.
Ich habe eigentlich eine kleine Position, denn ich berichte, was ich in den USA sehe. Berichtet über den "Roboter Journalismus" in der LA-Times. Die Polizeiberichte werden heute schon von den Maschinen geschrieben. Und das bedeutet die Möglichkeit aus dem Routinemuster heraus neue Trends zu analysieren.

 Heribert Prantel (war Richter und Staatsentwalt)
Krise - nein die Zeitungen stehen nicht am Abgrund. Es heute in den Redaktionen eine zumindestens verhaltene Euporie. "Ich merke ausser bei den MEdientagen gar nicht so viel."

 Matthias von Blumenkron ( die "wow"-Vita... wird verlesen...)
Content-Gipfel - eines der schlimmsten Wörter, das in den letzten 15 Jahren entwickelt wurde.
Kein Problem mit der mechanischen Seite unseres Jobs, der von den Maschinen übernommen werden: jeder Börsenbericht, jeder Wetterbericht... das ist eigentlich in Null-Thema.
In den nächsten 10 Jahren kann kein Roboter den Pulitzer-Preis gewinnen.

 Klaus Kleber (heute "heute journal")
Gegen das Wort "vor Ort" und für das Erleuchten des Publikums.

 Volker Lilienthal
Geschäftsmodelle Nein: Inhalte

UND JETZT PASSIERT DAS WAS NICHT HÄTTE PASSIEREN DÜRFEN: DIE ONLIEN-VERBINDUNG BRICHT ZUSAMMEN UND ALL DAS, WAS IM VERLAUF DIESES GESPRÄCHS AN DIESER STELLE ZUSAMMENGESCHRIEBEN WURDE VERSCHWINDET - IM NIRWANA.

Also bleibt nur, mit eigenen Worten zusammenzufassen was die Frage war:
"Was war eigentlich so zauberhaft dem Journalismus 1.0 und wo und wann und wie kann dieser für die Zukunft eines Journalismus 2.0 wiederentdeckt werden?

Klaus Kleber beantwortet diese Frage mit einem schlichten "schluss mit dem faulen Zauber", hat die Lacher auf seiner Seite und zugleich geschafft, in dieser kleinen Phrase das Problem aufzuheben, das zur Diskussion stand.

Entscheidend an diesem Gespräch war die Einsicht, dass sich alle, wirklich ALLE, bereit sind, dieser Herausforderung zu stellen - und dass es niemanden, wirklich NIEMANDEN gibt, der oder die sich mit einer klaren Antwort hätte profilieren können

Hängen geblieben ist die Einladung von Matthias von Blumenkron, in die Redaktion seines - numehr frankfurter - Hauses zu kommen und sich dort umzusehen und umzuhören, wie man mit dieser Herausforderung tagtäglich umzugehen bereit ist.

Anmerkungen

[1Er gehört leider auch zu jenen, die nach der Veranstaltung nicht ansprechbar sind, da sie schon gleich wieder - in Begleitung und durch die Leitung seines Gefolges - zum nächsten Termin aufbrechen müssen.
Das geht auch auch in Ordnung, wenn nicht der Nachgeschmack bleibt, dass sich viele diese Veranstaltungen eher zur Re-Präsentation geeignet sein scheinen und als solche genutzt werden, denn zum Dialog zwischen den Verantwortlichen und den NutzerInnen.

[2coinchon@ebu.ch

[3Zitate vom BBC Radio Reseach Report vom September 2014

[4Nett: Die Präsentation ist in englischer Sprache, aber die Textpassagen in der Präsentation sind auf deutsch.

[5@radiomikehill

[6volker.lilienthal@wiso.uni-hamburg.de


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