0.
Wenn die Gastgeber zu einem gemeinsamen Abendessen "downtown" einladen, dann wird es Zeit, die Kreditkarte dabei zu haben und dafür Sorge zu tragen, sich als Erster an die Bedienung zu wenden, um die Rechnung begleichen zu könnnen.
In diesem Fall gab es ein besonderes Ereignis, woraufhin die junge Frau "in charge" den Berichterstatter unter dem Tisch des Restaurants herausgeholt und ihn zunächst gefragt hatte, ob es ihm gut ginge.
Damit war der Dialog auf den Weg gebracht und die Chance, ihr nun auch die Kreditkarte zu geben, konnte so gewahrt und genutzt werden.
1.
Hätte man den Versuch unternommen, über die Gelben Seiten - hier den USA Yellow Pages genannt - dieses neu eröffnete Restaurant zu suchen, man hätte es nicht sogleich gefunden. Und das trotz eines Namens, das sowohl die besondere Angebotsform der Speisen repräsentiert - das Laufband mit dem gesamten Angebot - als auch die Nähe zur Medienmetropole Los Angeles: "Sushi in Motion".
Auf den Gelben Seiten war diese neue Location unter der Rubrik "Chinese Restaurants" gelistet (sic!) - vielleicht, weil es unter der Adresse "2445 E Imperial Hwy, Brea, CA 92821" zu finden war?
2.
Oder lag es daran, dass sich diese amerikanische Gaststätte kaum von denen einer anderen Provenienz unterscheidet? Schon von aussen zu hören: Hiphop- und Rap-Musik. Und innen an den Wänden die grossen hellleuchtenden Bildschirme, die aktuelle Sportereignisse in das Restaurant übertragen.
Und dann: die übliche extrem freundliche Ansprache. Wie es einem denn heute so ginge, wie viele Leute einen Platz bräuchten, ob man bereit wäre, einen Moment zu warten. Und, endlich an einem der Tische an dem rollenden Sushi-Band angekommen: das einem Maschinengewehrfeuer ähnliche Heruntergeratter des gesamten Angebotsspektrums des Hauses.
3.
Wir hatten Glück mit dem Timing.
Gerade erst war einer der Tische frei geworden und uns, nachdem er abgeräumt und gesäubert worden war, zur Nutzung angeboten worden.
Und wir hatten gerade erst zu Ende gegessen, als der Putz begann, von der Decke zu rieseln. Mehr noch, dicke Versatzstücke der Deckenverkleidung landeten plötzlich mit einem lauten Krachen auf der Tischplatte, zwischen der Sake-Flasche [1] und den für den grünen Tee prädestinierten Tassen.
4.
Lautes Schreien - und das nicht nur von einem impertinent laut redenden Tischnachbar, der es nicht einmal beim Essen vermocht hatte, sich von seinem Mobil-Telefon-Clip-im-Ohr zu befreien, sondern - von allen und fast Jedem.
Keine Panik, aber lautes Erschrecken: ein starker Erdbebenstoss.
Alles war, von einem Moment auf den Anderen, wie verwandelt.
Und, siehe da: Die Reaktion, sich mit dem Aufprall des ersten Deckenteils sogleich unter den Tisch zu verziehen, war von doppeltem Nutzen. Schutz vor weiteren herabfalllenden Teilen zu finden. Und von der jungen Bedienung nach dem Schock von dort wieder herausgeholt zu werden. Und damit eine ganz besondere Gelegenheit zu haben, als "Dank" die goldene VISA-Card zum Bezahlen zu präsentieren.
5.
Die Idee, sich bei einem solchen Ereignis unter den Tisch zu verkriechen, war offensichtlich nicht besonders ungewöhnlich, wie dieser Bericht über ein LA-Earthquke vom 18. März diesen Jahres zeigt:
TV-Sprecher flüchten unter den Tisch
Allein, in diesem Restaurant war diese Reaktion offensichtlich die Ausnahme und der unter dem Tisch schutzsuchende Gast wurde sogleich nach dem Ende des Schocks Gegenstand der besonderen Aufmerksamkeit des Personals. [2]
6.
Kaum war das Ärgste vorbei, war alles (fast) wie zuvor. Die Laufbänder transportierten immer noch neue Angebote am Tisch vorbei: Und die den Tellern aufgesetzten durchsichtigen Plastikhauben hatten spätestens in den letzten Minuten ihre ganz besondere Funktion erfolgreich unter Beweis gestellt: staubig von aussen, hatten sie das Innere von allem Unrat, der von der Decke gefallen war, bewahrt.
Und auch die Monitore präsentierten - wenn auch nach wie vor stumm geschaltet- die neuesten Sportereignisse, so wie sie dann im Verlauf der Nacht auch von AP und all den anderen Agenturen präsentiert wurden:
Dodgers top Angels after teams play through ’quake [3]
7.
Zurück im Hause der Gastgeber war die Toreinfahrt von heruntergefallenen Holzlatten blockiert und auch im Inneren des Hauses gibt es umgestürzte Lampen (die bei dem Aufprall auf den dicken Teppichen heil geblieben waren) und schiefhängende Bilder, aber letztendlich keine nennenswerten Schäden zu vermelden.
Auch der Fernseher lässt sich nach wie vor in Betrieb setzen, als ob nichts geschehen wäre:
8.
Samstagmorgen um fünf von einem Nachbeben geweckt - und jetlagermuntert zwischen dusk and dawn - wird dieser Bericht abgesetzt.
9.
Erste Leser-Reaktion:
Mit "Sushi in Motion" habe sich dieses Restaurant nun wahrlich seinen Titel verdient -und sei spätestens nach diesem Beben der Stufe fünf von einer wahrlich kaum noch zu überbietenden japanischen Authentizität.
10.
Zweite Leser-Reaktion:
Die Zusendung eines Links auf den dpa-Beitrag im Tagesspiegel vom 30.03.2014 22:18 Uhr:
3,2 auf der Richter-Skala
Leichtes Erdbeben in Hessen - Keine Schäden bekannt
In Südhessen hat für einige Sekunden die Erde gebebt. Bei einer Stärke von 3,2 kommt es aber nur zu geringen Erschütterungen in Darmstadt und Umgebung.