Der ADAC-Super-"Gau"

VON Dr. Wolf SiegertZUM Montag Letzte Bearbeitung: 27. Januar 2014 um 10 Uhr 21 Minuten

 

Es ist nicht das erste Mal, dass im Zusammenhang mit dem ADAC von einem "Super-Gau" gesprochen wird.

Es ist noch gar nicht solange her, als am 1. August 2013 in "newsroom" des PRMAGAZINs zu lesen war:

Der Super-Gau: Affäre im Regionalclub Niedersachsen bringt ADAC in Erklärungsnot
ADAC-Präsident Peter Meyer mischt sich offenbar massiv ein

Heute ist in der Presse das Thema wieder ganz weit oben:

 NORDWEST-ZEITUNG, Oldenburg

"Der ADAC schafft es nicht, eine präsentable Zahl von Stimmen zur Wahl des ’Lieblingsautos’ der Deutschen zu sammeln und dreht deshalb an den Teilnehmerzahlen. Die Verzehnfachung als ’geschönt’ zu bezeichnen, ist - freundlich gesagt - Schönfärberei. Der Image-Schaden ist beträchtlich. Durch den Skandal verliert der Automobilclub, der sich als mächtiges Sprachrohr der deutschen Autofahrer sieht und sich gern in politische Debatten einmischt, seine Glaubwürdigkeit"

 BRAUNSCHWEIGER ZEITUNG:

"Ein Neuanfang inklusive personeller Konsequenzen an der Spitze des Automobilclubs ist unausweichlich. Dafür waren die aktuellen Verantwortlichen zu unredlich, zu schlampig, zu verantwortungslos, zu peinlich, zu arrogant."

 FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG:

"Welchen Preisen kann der Verbraucher noch vertrauen? Wie stark spielen geschäftliche Abhängigkeiten in die Ergebnisse? Werden als ’Bestes Auto des Jahres’ oder ’Car of the year’ nur gekürt, wer zu opulenten Veranstaltungen einlädt? Bekommt das ’Goldene Lenkrad’ oder die ’Auto Trophy’, wer ein schönes Anzeigenpaket schnürt? Jenen, die sich um objektive Ergebnisse bemühen, hat der ADAC einen Bärendienst erwiesen"

 FREIE PRESSE, Chemnitz:

"Nicht wenige werden sich in ihren Vermutungen bestätigt fühlen, dass der ADAC mit den Autokonzernen ’irgendwie mauschelt’. Doch speziell diesen Skandal hat wohl allein die ADAC-Spitze zu verantworten. Ärgerlich, wie Geschäftsführer Karl Obermair noch am Donnerstag bei der Preisverleihung die Journalisten beschimpft und mit Spott überzogen hatte. Der allmächtige Kommunikationschef Ramstetter gestand erst danach die Manipulation beim ’Gelben Engel’ ein und trat zurück. Hochmut kommt vor dem Fall"

 LEIPZIGER VOLKSZEITUNG:

"Von Versicherungen über Mietwagen und Fotobücher bis hin zu Mobilfunk-Tarifen - der ADAC macht ausgezeichnete Geschäfte mit dem Vertrauen, das die gelben Helfer jeden Tag bei auf deutschen Straßen liegen gebliebenen Autofahrern erarbeiten. Gerade deshalb könnte der Skandal um die gefälschte Stimmenzahl schwerwiegende Folgen haben"

 MÄRKISCHE ODERZEITUNG, Frankfurt (Oder):

"Schließlich hantiert der ADAC mit vielen Zahlen, um seine Forderungen zu untermauern. Wer soll die jetzt noch glauben? Etwa die Pannenstatistiken? Was ist mit den Autotests, von denen Kritiker seit Jahren behaupten, dass sie bestimmte - einheimische - Marken bevorzugen? Und wer soll glauben, dass die ADAC-Führungsspitze, die vor Tagen noch große Töne spuckte, von den Manipulationen nichts gewusst oder auch nur geahnt hat?"

 SCHWARZWÄLDER BOTE, Oberndorf:

"An der Qualität des Pannenservice ändert die Affäre nichts. Wohl aber an der Glaubwürdigkeit. Und die ist unverzichtbar, um das zu bleiben, was der ADAC ist: der größte Verein Deutschlands."

 THÜRINGISCHE LANDESZEITUNG, Weimar:

"Wenn beim ’Gelben Engel’ gelogen wurde, kann man es für andere Bereiche nicht ausschließen. Damit man es ausschließen kann, ist volle Aufklärung und Transparenz nötig. Dem ADAC sollte die Chance gegeben werden, die Befürchtungen auszuräumen."

Aber das eigentliche Problem mit dem ADAC besteht schon sehr viel länger:
Es ist nach wie vor die Kennzeichnung der Regionalclubs als "Gaue".
Und dass das bis heute möglich ist, ist der eigentliche Skandal.

Dazu diese Anfrage aus dem Motor-Talk-Forum von 10. Oktober 2005, 10:32 Uhr, in der u.a. zu lesen ist:

Hi zusammen,
bitte verzeiht meine vielleicht ungeschickte Formulierung meiner Fragestellung, aber ich konnte mit dem Begriff "GAU" noch nie so richtig etwas anfangen - in meiner Schulbildung wurde dieser Begriff ausschließlich für die NSDAP und im Kontext des Dritten Reiches verwendet. Heute habe ich einmal im Lexikon nachgeschlagen (http://de.wikipedia.org/wiki/Gau_%28Landschaft%29) und wieder erfahren, dass der Begriff "GAU" wegen der Verwendung und Verwurzelung im Dritten Reich praktisch keine Verwendung mehr in Deutschland findet (ausgenommen einige kleine Vereine und auch größere wie der ADAC). Der ADAC??? Hallo, habe ich das richtig gelesen??
Mir als Nachkriegskind stoßen Begriffe aus dem Dritten Reich unangenehm auf und Verhaltensweisen (die nicht unbedingt im Dritten Reich begründet sind, aber dort extremst verwendet wurden) wie dem Fahnenkult stehe ich kritisch gegenüber.

Ein Blick in die Satzung, - hier als PDF-LINK, Stand 2012 - belegt diesen Umstand.


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