... dass er keine Parteien mehr kenne, sondern nur noch Deutsche?
Sie wissen es?
Richtig: Kaiser Wilhelm II. in seiner Thronrede im Reichstag vom 4. August 1924, als er sagte:
„Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche!
Zum Zeichen dessen, dass Sie fest entschlossen sind, ohne Parteiunterschied, ohne Stammesunterschied, ohne Konfessionsunterschied durchzuhalten mit mir durch dick und dünn, durch Not und Tod zu gehen, fordere ich die Vorstände der Parteien auf, vorzutreten und mir das in die Hand zu geloben.“
Formuliert hatte diese Sätze im Vorfeld dieser Rede der Reichskanzler, Bethmann Hollweg, dem es damit gelang, mit dieser Formulierung selbst weite Kreise der Opposition ansprechen zu können. [1]
Das war damals.
Aber diese Satz hat Spuren hinterlassen bis heute, wie diese beiden Blog-Einträge zeigen:
— Nachzulesen auf Spiegel online am 24.09.2012 16:33 im Zusammenhang mit einen Beitrag über den Finanzstaatssekretär Steffen Kampeter (CDU) der im Zusammenhang mit der Diskussion um den Rettungsfonds ESM erklärt haben soll: "Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche!"
— Nachzulesen in einem Blogbeitrag auf 1&1 vom 10. Mai 2013, 16:26 Uhr, in dem dieses Motiv erneut aufgegriffen wird, in dem zu lesen ist:
Das Motto: "Ich kenne keine Parteien. Ich kenne nur noch Deutsche" kennen wir bereits und wird dazu benutzt, um Widerstände bei Notstandsgesetzen, Agenda 2010 oder jetzt Atommüll zu negieren.
Heute aber wurde dieser Satz erneut vorgetragen. Und zwar im Zusammenhang mit der Entscheidung, die Suche nach dem Endlager für den bisher produzierten und zukünftigen Atommüll offen zu gestalten.
Dazu gibt es zunächst eine sehr ausführliche und ausgewogene Erklärung des Umweltministers, die vielerorts - und auch von ihm selber - als historisch bewertet wurde.
Dieser Satz, heute deutlich in einem Radiobeitrag zu vernehmen, wurde im Verlauf dieser Debatte wiederholt.
Aber von wem?
Diese Frage hatte einen heftigen Recherche-Aufwand zur Folge: Alle online zur Verfügung stehenden berichterstattenden Quellen wurde aufgesucht und nachgehört. Aber ohne Erfolg. Schliesslich wurde sogar alle Reden, die an diesem Tag zu diesem Thema im Bundestag vorgetragen wurden, nochmals auf diesen Satz hin durchgehört. [2]
Dabei gab es Beiträge wie den des bayerischen Bundestagsabgeordneten Andreas Jung aus Konstanz, dem man dieses gut und gerne in den Mund hätte legen können. [3]
Aber nein, kein einziger Parlametarier ist in diese Falle getappt, sich einer solchen Ausdrucksweise zu bedienen.
Es war der Parlamentsreporter selber, Dietmar Riemer mit Namen.
Wie hier nachzuhören ist:
Er ist es, der es sich erlaubt hat, mit diesem Satz jene Stimmung zu charakterisieren, die heute im Deutschen Bundestag geherrscht hat.
Er war’s: ein Journalist - und keiner von den Politikern.