Im Zug wurde am Nachmittag eine Ausgabe der "WELT aktuell" verteilt, in der zu lesen war, dass Markus Beckedahl bei der re:publica die Bundeskanzlerin mit dem Satz "Verhindern Sie, dass die Telekom ein Internet zweiter Klasse einführt" aufgefordert habe, sich für den Erhalt des freien Internets beim CEO der Deutschen Telekom einzusetzen.
Nun, es ist vorhersehbar, dass die DTAG darauf reagieren wird, mit erhöhten Preisen für eine Flatrate, die ihren Namen so auch wirklich verdient. Denn ab dem 2. Mai werden in den Neuverträgen automatisch die Datenobergrenzen bei der Internetnutzung als Default vorgegeben. Und dass das nun wahrlich nicht jedem schmeckt, ist klar.
Nicht dabei gewesen zu sein und dennoch das Ganze zu kommentieren ist vielleicht nicht fair. [1]
Aber zumindest das soll hier gesagt sein: Die Meldung ist nicht, dass von Seiten der "Netzgemeinde" diese Forderung aufgestellt wird, sondern dass man sich damit ausgerechnet an die Spitzenkraft einer CDU-CSU-FDP-Koalition wendet, um diese durchzusetzen.
War es denn wirklich so wenig vorhersehbar,
— dass "das Netz" nicht länger nur "der Gemeinde" zur Verfügung stehen wird, sondern auch all jenen, die inzwischen längst vom Glauben abgefallen sind - und dass diese Konsumenten einen Bedarf anmelden, bei dem es schon lange nicht mehr um das "numbercrunching" geht, sondern um einen breitbandigen Bedarf, um alsbald zu mehr als 90% die Verteilung von Video-Diensten und -Strömen nutzen zu können?
— dass die eigenen Daten in den meisten der sogenannten "sozialen" Netzwerke [2] bereits mit dem Zeitpunkt ihrer Eingabe von den Urhebern enteignet wurden?
— dass es ebenso schlüssig wie naiv ist, diese jenseits jeglicher Selbstachtung aufgegebenen Positionen und Daten jetzt, wo es dafür viel zu spät ist, mit Sprüchen wie RECLAIM YOUR DIGITAL LIFE zurückholen zu wollen?
Sascha Lobos Botschaft, laut WELT-Online vom 7. Mai 2013 "der ’Erklärbär’ der Netzaktivisten": "Anstatt auf Seiten wie Facebook zu kommunizieren und zu veröffentlichen, sollen Blogger wieder stärker auf eigene Infrastruktur setzen." [3]
Jetzt hält der Zug in Leipzig, in dem es ab heute wieder den Medientreffpunkt Mitteldeutschland gibt.
Auch an dieser Veranstaltung bleibt - trotz Anmeldung - die Teilnahme nur virtuell. Und dennoch informativ genug um zu verstehen, was da derzeit in der Media City diskutiert wurde.
Einsichten gibt:
— das Interview mit Staatsminister Dr. Johannes Beermann [4]
— Dr. Beermann, als es um das Thema Rundfunkbeitrag und Medienkonvergenz ging (samt all den anderen "üblichen Verdächtigen":-)
— die Diskussion über das nicht-lineare Fernsehen
— die Frage nach der Zukunft der gedruckten Zeitung und der Monetarisierung von Inhalten im Netz.
Bemerkenswert, dass - wie schon im letzten Jahr - sich auch alle (wirklich alle?) Teilnehmerinnen haben ablichten und auf einer Bildergalerie mit ihrem vollem Namen haben vorführen lassen. [5]
Auf der re:publica wurde das Geschäft per Videodronen erledigt, die im Saal über die Köpfe der Teilnehmer herumhubschrauberten.