Es gibt Planungen für neue Projekte, die in ihrer Auswirkung so nachhaltig, in ihrer Form so ungewöhnlich sind, dass es notwendig ist, zunächst einmal mit der Unternehmensleitung zu klären, ob sie diesen im Grundsatz überhaupt zustimmen könnte.
Denn es macht wenige Sinn, sich mich qualifizierten und oft sogar motivierten Leuten innerhalb eines Verlages, eines Sender zu treffen und Projekte zu planen, wenn sie dann letztendlich daran scheitern, dass die Leitungsgremien nicht bereits sind, dafür auch einzustehen.
Also ist es für beide Seiten wichtig und richtig, sich im Grundsatz kurz und knapp über die Pläne zu verständigen. Das aber wird immer schwieriger.
Selbst wenn es gelingt, im Anschluss an den mündlichen Vortrag einer neuen Idee eine schriftliche kurzgefasste Darstellung per Mail nachzureichen, kann inzwischen nicht mehr davon ausgegangen werden, dass solche elektronische Post überhaupt zur Kenntnis genommen, geschweige denn gelesen oder zumindest an eine damit zur Befassung beauftragten Person weitergeleitet wird.
Dabei ist es wichtig festzustellen, dass ein solches Verhalten noch keineswegs bedeutet, dass der eingereichte Vorschlag für schlecht oder für unannehmbar gehalten wird - das Drama ist, dass man Anfragen dieser Art genauso gut gleich in den eigenen Papierkorb werfen könnte. Was den Vorteil hätte, dass man zumindest wüsste, warum es darauf keine Antwort geben kann.
Was also tun, wenn solche Barrieren der Nichtbefassung aufgebaut werden?
1. Einen solchen Nicht-Vorgang nicht persönlich nehmen.
2. Auf dem einen oder anderen Weg immer wieder daran erinnern, freundlich aber bestimmt.
3. Geduld haben und in der Zwischenzeit das Geplante weiter ausarbeiten
4. Nach Alternativen suchen.
5. Diese Alternativen wahrnehmen.
Gewiss: All das ist leichter gesagt als getan.
Aber nichts zu tun, führt erst recht zu nichts.
Wichtig: hier geht es nicht darum, dass sich die Personen, an denen sich eine solches Verhalten festmachen lässt, persönlich anzugreifen oder gar namentlich an den Pranger zu stellen.
Aber es geht sehr wohl darum, in den Zeiten der digitalen hic-et-nunc "Kultur" anzuprangern, dass sich heute mehr denn je Verantwortlichkeit an der Spitze einer Organisation dadurch auszeichnet, dass sie sich jeglicher von ihr nicht erwarteten Kommunikation verschliesst - ja vielleicht sogar glaubt, sich auf diesem Wege davor schützen zu müssen.
Gewiss: Die Verantwortlichen eines Kommunikationsapparates, sei es ein Verlag, ein Sender, eine politische oder öffentliche Einrichtung, stehen immer mehr unter dem Druck, nur nach nach Rücksprache mit ihren Rechtsabteilungen kommunizieren - schlimmstenfalls nur noch vom Blatt ablesen - zu können.
Also suchen sie immer mehr, sich in ihren "inner circles" zu verorten und zu orientieren. Das alles ist verständlich und aus eigener Erfahrung sogar nachvollziehbar. Und dennoch gilt es an dieser Stelle daran zu gemahnen, dass eine solche mental-fire-wall alles andere als adäquat ist.
Denn wenn diese Häuser überleben wollen - und damit die darin derzeit Verantwortlichen ihre Position behalten - müssen sie begreifen, dass ihr Fortbestand immer mehr dem permanenten Zwang zur Flexibilität unterliegt, zur Veränderung und zur Innovation. Und dass die Kräfte dafür immer weniger aus den eigenen Abteilungen kommen (können - so bemüht Einzelne auch nach wie vor an diesem Punkt sein mögen).
Dass stattdessen die Kommunikationsabteilungen eben dieser hier konkret avisierten - aber bewusst namentlich nicht genannten - Häuser sich damit schmücken, nun auch über Twitter, Facebook und Google plus zu kommunizieren, kann den alten Leitsatz nach wie vor nicht ausser Kraft setzen, dass der Fisch nach wie vor vom Kopf her stinkt.
Also, frisch ans Werk meine hier gemeinten Damen und Herren.
Und wenn es Ihnen, wie zuletzt mehrfach geschehen, einmal nicht mehr gelingen sollte, in der Folge der hier unter 1. bis 5. benannten Massnahmen dem Dialog ausweichen zu können: bitte dann nicht diese steinharten Gesichter, die die freundlich klingende Begrüssung schon im Ansatz her Lügen strafen und nicht solche Sätze wie den hier in der Überschrift verwendeten: Sich mit dem Argument sogleich wieder abzuwenden, man sei gerade mal wieder total durchgetaktet ... das ist einfach nur total taktlos. [1]
PS.
Interessant, welche Reaktionen so ein Text auslöst, schon bevor er von den Personen hätte gelesen werden können, die diesem Zusammenhang auch konkret gemeint sind.
Hier als pars pro toto ein - hoffentlich rechtefreies - Bild, das auf der Seite des bildungsexperten.netzwerkes gefunden wurde,
mit der folgenden Bildunterschrift beginnt:
"Wer kennt das nicht: Ein Termin jagt den nächsten, selbst die Wochenenden sind exakt durchgetaktet. [...]"
und mit der Buchempfehlung für das OEuvre einer "Expertin für Downshifting" abschliesst.
Im Anschluss darin kommt der Hinweis auf die aktuelle Ausgabe vom KulturSPEGEL 3/2013 der mit den folgenden Titelbild aufmacht:
Bilder wie diese - so vordergründig attraktiv jedes von ihnen auf seine Art und Weise auch wirken mag - machen deutlich, dass es eigentlich noch keine wirklich kongruente und konkludente Darstellung dieses Phänomes gibt. Vielmehr werden hier ersatzweise Metaphern als Klischees herangezogen, die zwar auf ihre Art und Weise funktionieren mögen, das dahinter liegende Problem damit aber nicht wirklich auf den Punkt bringen.