0.
Auf den Presse-Seiten der Buchmesse Frankfurt - über die ja ausführlich berichtet wurde [1] - erschien auch der folgende, für heute relevante Text aus dem Hause Bertelsmann:
Brockhaus ist Partner von ZDF-Live-Sendung"
"Der neue deutsche Bildungstest – Das muss ich heute wissen!“ moderiert von Jörg Pilawa
Gütersloh, 09.10.2012 - Wie steht es um die eigene Bildung? Das können die ZDF-Zuschauer am Samstag, 24.11.2012, ab 20.15 Uhr live testen. Jörg Pilawa moderiert die Sendung „Der neue deutsche Bildungstest – Das muss ich heute wissen!“ Als Instanz für Wissen, Bildung und Lernen ist Brockhaus Partner der Sendung.
Prominente aus Show und Politik sowie das Publikum im Studio werden sich zur Prime Time 50 spannenden Fragen stellen. Parallel können die Zuschauer zuhause ihren eigenen Bildungsstand ermitteln. Sie erhalten am Ende der Sendung ein valides, wissenschaftlich fundiertes Ergebnis und können dieses nach verschiedenen Faktoren wie Alter, Geschlecht oder Bundesland einordnen.
Brockhaus hat den Machern der Sendung im Vorfeld bei der Entwicklung des Fragenkatalogs beratend zur Seite gestanden. Seit drei Jahren unter dem Dach von wissenmedia in der inmediaONE] GmbH ist das Programm unter der Marke Brockhaus konsequent um Bildungs- und Lernangebote für Kinder und Erwachsene ausgebaut worden. Brockhaus-Verlagsleiter Detlef Wienecke-Janz zählt zum Experten-Team im Studio, das die Ergebnisse kommentieren und spannende Infos rund um die „Bildung“ liefern wird. Darüber hinaus stellt Brockhaus für das die Sendung begleitende Zuschauer-Gewinnspiel attraktive Buchpreise zur Verfügung. [2]
Sendungsbegleitend veröffentlicht Brockhaus ein E-Book zum Thema „Bildung“. Neben einem fundierten Einblick in das Grundlagenwissen unserer Zeit beinhaltet es die Fragen des ZDF-Bildungstests.
1.
Der Quiz kann also auch online mit- bzw. nachgespielt werden.
Die URL: http://quiz.zdf.de/?quid=20121112Ac2bfdf5. Die "Frage 1 von 12":
"Welches Pflegekennzeichen weist darauf hin, dass die Wäsche in den Trockner darf?"
Ob diese Frage nun als pars pro toto für eine neue Definition von Bildung gelten kann, in der weder ein Goethe ("ist weg") noch ein Beethoven ("Mami, es tut mir leid: auch raus!) noch die griechischen Philosophen ("Aristoteles und Co.: auch raus!)" etwas zu bestellen haben, wird damit wohl noch nicht beantwortet worden sein.
Dass sich weder das BMBF noch die KMK dieser Frage öffentlich zu stellen bereit waren, das ist der eigentliche - wenn auch negative - Newswert dieser Sendung.
Dass sich in einer Sendung wie dieser ein grosses Verlagshaus und ein öffentlich-rechtlicher Sender längst wieder die Hand gereicht haben, ist der wohl beste positive Newswert dieses Abends. [3]
2.
Nun, was die Besetzung betrifft, sieht die Sache sicherlich gut aus:
Detlef Wienecke-Janz ist schon lange in dieser Branche engagiert und immer wieder mit neuen Ideen dabei, die Buchwelt über ein Quiz-Konzept interaktiver werden zu lassen und mit der Welt der Bewegt-Bilder, Töne und Farben zu verknüpfen: zuletzt mit der Entwicklung eines sprechenden Tiere Quiz’ im TING Kinder Brockhaus. [4]
Und über Jörg Pilawa schrieb Antje Hildebrandt schon am 21.12.2007 in der WELT (als er noch bei der ARD unter Vertrag war):
Nun, Pilawa ist kein normaler Mensch. Er ist ein Roboter aus dem Zukunftslabor, dem die ARD einen Sprachchip implantiert hat. Dieser stufenlos verstellbare Moderator eignet sich vorzüglich, um Wissen abzufragen, sein Datenspeicher ist so groß, dass neben dem Großen Brockhaus auch noch der kleine Knigge hineinpasst. Pilawa kann auf Knopfdruck lächeln. Pausenlos.
Auch Jürgen Overkott bereitet die WAZ-LeserInnen angemessen auf diesen Abend vor und verrät sogleich im Titel seines heute ab 7:39 Uhr auch online kostenfrei eingestellten Pilawa-Portraits:
Bildungstest-Moderator Pilawa hat Schulwissen vergessen
in dem er den zweimaligen Studienabbrecher wie folgt zitiert:
"Es wird eine Show, in der weniger Platz ist für die pure Unterhaltung. Aber der Zuschauer weiß am Ende eine Antwort auf die Frage: Wo stehe ich? Weiß ich mehr oder weniger als der Durchschnitt der Menschen in Deutschland? Das gab es in dieser Form noch nie. Aber, da gebe ich Ihnen recht, der Bildungstest ist nicht die klassische Form der Unterhaltungsshow. Genau das allerdings hat mich gereizt.“
Und auf die Eingangs-Frage "Freuen Sie sich auf die Show?" von Angelika Mayr im Münchner Merkur antwortet Herr Pilawa lachend zunächst mit einem überraschenden "Üüüüberhaupt nicht", um dann positiv Bildung als einen "lebenslangen Prozess" zu beschreiben und vorzutragen, was später sein Coach, der Bertelsmann-Experte, in der Schau wiederholen wird: dass es vor allem darum gehe "Verknüpfungen herstellen zwischen dem, was man gelernt hat". [5]
Anders gesagt: Netzwerken nicht nur am Bildschirm, sondern auch auf dem bundesdeutschen Bildungsschirm.
3.
Damit wird auch die Frage nach den Formaten spannend werden, vor allem nach den Interaktionsmöglichkeiten - und danach, wie die Marke "Brockhaus" auf die jungen Zuschauer via TV noch wirkt oder in Zukunft neu wirken könnte.
Die Sendung zumindest legt schon mal einen hohen Standard vor. Die Zuschauer der Sendung sind selbst inter-aktiv in das Geschehen mit einbezogen, sowohl als Kollektiv als auch individuell.
[6]
Und der Moderator kann alle Abstimmungsergebnisse "just in time" auf dem in seinem Stehpult eingelassenen Monitor mitverfolgen und abrufen.
Und eine persönliche Note hat das Ganze auch noch: Der Autor dieses Eintrages hatte bei der BBC 1986 - 1988 [sic!] in Koproduktion mit RegGrundy bei "Going for Gold" eine vergleichbare Rolle eingenommen, die jetzt Detlef Wienecke-Janz für diese Sendung übernommen hat. Auch aus Anlass dieser ersten Private-Public-Partnership zwischen Grundy und der BBC ging es darum, das Format dieser Serie von über 90 Sendungen neu zu gestalten.
Und dann ging es im Verlauf der gesamten Produktionszeit der insgesamt 93 Sendungen bei jeder einzelnen, frei gesprochenen - also noch nicht im multiple-choice-Verfahren vorgegebenen - Antwort darum, diese als "falsch" oder "richtig" zu bewerten. Und das noch ganz ohne Internet, ausschliesslich auf die Buchausgabe der Britischen Enzyklopädie gestützt.
Als erster "adjudicator" einer im gesamten Vereinigten Königreich und europaweit ausgestrahlten BBC-Quiz-Show, der vom "Continent" eingekauft worden war. [7]
4.
Aus der Sicht des Autors ist das Ergebnis dieses Abends eindeutig: Der Publikumsgewinner Maik ist mit seinen 94,5 Prozent richtig beantworteter Fragen zweimal besser als er selbst an diesem Abend.
Und verdient es daher, auch entsprechend gelobt zu werden. [8]
Dass der schrecklich nölende Tagessieger Tim Mälzer [9] den noch weitaus besseren Publikumssieger aus dem Publikum zur Belohnung mit einigen Bonbons abspeisen will, ist so peinlich, dass man diese "noble Geste" hoffentlich in der Live-Übertragung nicht hat miterleben müssen.
Aber er gab damit dem Moderator Veranlassung zu der Idee, den wahren Gewinner dieses Abends spontan und ohne Rücksprache mit der Rechnungsstelle des ZDF in Mälzers Restaurant nach Hamburg einzuladen - samt Fahrt- und Übernachtungskosten ... bevor er sich selbst in einem schwarzen Phaeton mit Hamburger Kennzeichen schnell nach Hause [10] kutschieren liess.
PS.
Wie die Agenturen vermelden, gab es an diesem Show-Abend im Deutschen Fernsehen die folgenden Zuschauer-Beteiligungen:
— ARD: "Verstehen Sie Spaß?" Live: 4,58 Mio. [11]
— RTL "Das Supertalent" - Aufzeichnung der dritte Vorrunde: 4,49 Mio.
— ZDF: "... Bildungstest" - Live: 3,55 Mio.
— ProSieben "TV total Turmspringen" - Live: 2,29 Mio.
Zählt man diese Zahlen zusammen - und hält sie für glaubhaft - dann haben an diesem "Show-Gipfel"-Abend knapp 15 Millionen Menschen den Samstagabend vor der Glotze verbracht.