Dieses in dieser Woche für die ersten Monate des Neuen Jahres beschriebene Konzept eines Programms – oder zumindest eines Projektes – hat nun schon den Zeitrahmen der ganzen letzten Woche des Jahres 2011 in Anspruch genommen.
Der Anspruch, dass ein (sprich: das eigene) Leben aufgeräumt werden soll, ist ein ebenso individueller als auch kollektiv relevanter. Es ist, wie in den Tagen zuvor beschrieben, der Versuch, aus der Not – der Kündigung der Büroräume – eine Tugend werden zu lassen: Den sich drohenden unausweichlichen Veränderungen zu stellen, diese als Herausforderung anzunehmen und – wie so gerne landläufig gesagt wird – „das Beste daraus zu machen“.
Da aber das Beste des Guten Feind ist, reicht es eben nicht, sich gute Ratschläge erteilen zu lassen und zu glauben, damit den bestehenden Anforderungen gut gewappnet entgegensehen zu können.
Wirklich guter Rat ist wahrlich teuer. Und auch bei allem Lob durch die Friends & Family als auch im professionellen Umfeld [1] ist es nicht immer deren Ratschlag, der zu den not-wendigen und gewünschten „richtigen“ Ergebnissen führt. Ihr Beistand ist unverzichtbar, ihr Anstand eine wichtige Orientierung für das eigene Handeln, dennoch ist eben das noch nicht das „Ein und Alles“, das Veranlassung gibt, sich auf diesem Wege der Veränderung(en) sicher zu fühlen.
Neben all dieser Nähe und dem Verspüren und Erspüren von Witterung auf das noch scheinbar unbekannte Ziel ist es not-wendig, sich auf zwei weitere Wesen zu verlassen, die auf ihre jeweils sehr eigene Art und Weise auf die eigene Person reagieren: Tiere zum Beispiel, die immer die eigene Person in der Witterung / im Blick haben und zu behalten versuchen, und die sich dennoch allzu schnell ablenken lassen von Einflüssen und Eindrücken, derer wir als Menschen und Mit-Menschen so gar nicht gewahr werden.
Und Trainer. Die uns ebenfalls als Person etwas Gutes schon dadurch tun, indem sie ganz bewusst und mit voller Absicht nicht den vordergründigen Wünschen nach Identifikation und Projektion nachkommen, die uns erst einmal reden lassen – solange, bis sich die Erkenntnis herausschält, dass sich bereits in eben diesem – platonischen – Reden die Wurzel für die Antwort befindet. Dass der radikale Umgang mit sich selbst – in der Superversion des Trainers – die Chance anbietet, sich selbst nahe zu kommen. Und sei es um den Preis, die Nähe Anderer zunächst einmal – zumindest aus deren Sicht – als nicht mehr so entscheidend wahrnehmbar sein zu lassen.
Gerade für einen Freiberufler, der sich die Freiheit genommen hat, so gut zu werden und damit so viel Geld zu verdienen, um schliesslich und dann auch immer wieder einmal „Nein“ sagen zu können, ist es von umso markierender und nachhaltiger Bedeutung, sich diesen Luxus der angeleiteten Selbstreflektion leisten zu können.
Wofür, so heisst es bei Brecht so schön, wofür leistet man was? Und die Antwort einer seiner Protagonisten lautet: „Dafür, dass man sich etwas leistet“. Der höchste Luxus, das Einfache, das so schwer zu machen ist als Freiberufler, sich einer qualifizierten Auseinandersetzung zu stellen. Und das nicht nur mit seinen aktuellen und potenziellen Auftraggebern, sondern auch mit sich selbst.
Das Konzept von ELWA ist ein Teil dieser Auseinandersetzung. Und der Bericht hierüber die fortwährende öffentliche Reflektion darüber. Nein, das, was facebook und timeline scheinbar kostenfrei als ein neues Konzept der Re-Präsentation der eigenen Person und Persönlichkeit anzubieten scheinen [2], wird für einige Zeit in dem ELWA-„Modell“-Versuch auf eine ganz andere Art und Weise erprobt werden. Das ganze ABC der eigenen Lebens- und Arbeitswelten wird nochmals hervorgekramt, damit sie den due dilligence–Kriterien von Authentizität bis Zentralperspektive zur Prüfung unterworfen werden.
Dieses mag und wird auch ein schmerzlicher Prozess werden – und immer wieder sein. Aber eben dieser Prozess erlaubt bei richtiger Anleitung einen „deep dive“, der jenseits all der vordergründigen Floskeln und Vokabeln in der Lage sein wird, die Tragfähigkeit der aktuellen Fundamente ebenso zu untersuchen wie sich aus der Vogelperspektive von Träumen und Visionen den zukünftigen Herausforderungen schon heute gewappnet zu sehen.