Reminder
Wer "DaybyDay" über die Jahre regelmässig verfolgt hat wird wissen, dass dieses nicht der erste Text ist, der im Zusammenhang mit der Pyronale [1]entstanden ist [2].
Warum diese Zeilen
Dieses Mal gibt es einen ganz besonderen Anlass für diesen Text. Der eine besondere Herausforderung darstellt, zumal er nicht mit Bildern unterlegt werden wird, um dadurch seine Aussagekraft noch besonders zu begründen.
Es ist ja schon an anderer Stelle beschrieben worden, wie schwer, ja geradezu unmöglich es ist, das Ereignis auf sich wirklich wirken lassen zu können, wenn man damit beschäftigt ist, die Bilder und Töne mit irgenwelchen AV-Capture-Gadgets festhalten zu wollen.
Und davon gibt es Jahr zu Jahr immer mehr, mehr Gadgets und mehr Menschen, die sie nutzen. [3] Es wäre wirklich interessant einmal herauszufinden, was diese Menschen gesehen - und vor allem erlebt - haben, wenn Sie sich im Verlauf der Veranstaltung immer wieder darum bemühen, die beeindruckenden Himmelsbilder auf ihren Kamera- und Smartphone-Displays darstellen und ihren Speicherchips festhalten zu wollen.
Aber in diesem Jahr gab es ein Feuerwerk, dass sich wirklich hätte weltmeisterlich nennen lassen können, mit allem Fug und Recht, und das dennoch im Verlauf dieser Ausscheidung nicht den ersten, sondern "nur" den zweiten Platz erreicht hatte.
Nichts gegen die Anderen...
Dabei ist verständlich, warum an diesem Abend die Jury, "die sich wieder aus Fachleuten und Prominenten des öffentlichen Lebens zusammensetzt" - samt ihrem Publikumsanteil von 30% - für das Feuerwerk aus dem Land Polen entschieden hat. [4]
Sie haben das - aus Sicht des Autors - überzeugendste ohne Musik zu inszenierende "Pflicht"-Programm vorgestellt. Und waren sodann in der Lage, mit ihren ausgesuchten Musiktiteln das Publikum voll und Ganz in seinen Bann zu ziehen, eine Sogwirkung im Verlauf der Ton-Bewegtbild-Inszenierung zu erzielen, die ihresgleichen noch lange Zeit suchen wird. Dabei haben sie offensichtlich ganz bewusst auf Gesangstitel verzichtet - und auf eine allzu moderne Stückauswahl, die möglicherweise einem Teil des Publikums nicht hätte gefallen können [5]
Dass am Abend zu vor der Beitrag aus Russland und nicht der aus Malta zum Tagessieger erkoren wurde, ist aus der Sicht des Autors dagegen eine echte Fehlentscheidung, die gerne auch auf Wunsch an anderer Stelle ausführlicher begründet werden könnte.
Der zweite Sieger
... ist Finland [6]
Dieses Team hat sich echt was getraut.
Die Musikauswahl [7] ist alles andere als "middle of the road". Und eben das ist positiv herauszuheben.
Die technische Umsetzung ist von einer Präzision, die fast alles bisher Gesehene und Gehörte in den Schatten stellt - und dennoch nie dazu führt, dass hier eine rein mechanistische wirkende Reiz-Reaktions-Folge abgespielt wird.
Die ästhetische Umsetzung ist das Grösste, was es bisher auf diesen Veranstaltungen zu sehen gab: Eben weil sich das Team getraut hatte, nicht nur auf Grösse hin zu inszenieren (wie die Polen) oder auf Exaktheit (wie die Russen), sondern weil sie sich all dieser handwerklich hochqualifizierten Elemente zu bedienen verstanden, die in ihrem Arrangement mehr sind als die Summe dieser Teile.
Das über all diese Eigenschaften und Eigenheiten noch herausragende Argument für diese Inszenierung ist "der Mut zur Lücke". Oder, wie es an anderer Stelle in Musikerkreisen auch gerne gesagt wird: "Pausen sind auch Musik".
In dieser Inszenierung wird das Publikum eben nicht - sorry - nur beballert, sondern wirklich in die Inszenierung als Zu-Schauer mit einbezogen. Es gibt Momente der Ruhe, ja es gibt Pausen und es gibt viele Moment der kleinen Lichter und der entfernten Signalfarben, die es dem Publikum erlauben, nicht nur mitzuerleben, was das vor ihnen geschieht, sondern den mitzuatmen. Als ob sie selber zu einem Teil diese Inszenierung würden, ohne dabei ihre eigenen Freude an dem Beobachten des Inszenierten aufgeben zu müssen.
Das Publikum wird in dieser Inszenierung nicht verführt, sondern dazu angestiftet, die Freund der Artisten an ihrem Werk mit ihnen zu teilen. Indem sie ihr Feuerwerk entzünden ist das Publikum Feuer und Flamme, ohne sich an dieser Begeisterung zu verbrennen - oder danach motiviert zu werden, andere verbrennen zu wollen...
Stop...
... hier brechen wir ab. Denn es muss jetzt wirklich nicht sein, die Geschichte des Ortes und das Geschehene dieser Stätte mutwillig wieder in die Nähe eines solchen aktuellen wunderbaren Ereignisses zu rücken, das man in Frankreich gerne in einer "ambiance bonne entfant" charakterisieren würde.
... & Go
Aber die mit diesem Jahr vergangenen sechs Jahre geben Anlass über die Ausgestaltung des Jahres 2012 nachzudenken - auch wenn in diesem Jahr die finnische Mannschaft nicht wieder mit dabei sein kann, da in diesem Jahr nur die sechs Sieger der Vorjahre eingeladen werden sollen.
Dabei bietet sich sowohl die Nähe zu eben all diesen Gadgets an, von denen eingangs die Rede war als auch zur IFA an, auf der all diese dem Publikum aber vor allem auch dem Fachverkäufermarkt - nunmehr alljährlich - vorgestellt werden. [8] [9]
Wait’n see!