Heute vor 30 Jahren wurde in diesem Werbefilm [1]
erstmals ein Rechner auf den Markt gebracht, der - anders als die damaligen Apple-, Atari-, Commodore-und Xerox-Rechner [2] - mit einem offenen System zu überzeugen versuchte.
Der Prozessor kam von der Firma Intel und war mit 4,77 Megahertz getaktet, das Betriebssystem PC-Dos von der Firma Microsoft. Der IBM 5150 hatte 16 Kilobyte Arbeitsspeicher und noch keine Festplatte, sondern wurde mit zwei 5,25 Zoll grossen flexiblen Disketten gefüttert und von der ersten der beiden aus gestartet, oder gebootet. [3]
Da heute fast "jeder" über dieses Thema berichtet - selbst die BILD-Zeitung ist bei diesem Thema mit dem Titel "Vor 30 Jahren wurde der Computer persönlich" dabei - sei hier nur ein Beispiel herausgegriffen, das ein ganz besonderes Interesse verdient hat.
Im Handelsblatt erscheint in der Online-Ausgabe ab 11:37 Uhr ein "Rückblick" überschriebener Artikel mit einem "Rückblick auf die PC-Ära aus dem Jahr 2041."
Der Artikel ist überschrieben mit dem Satz "Das lange Sterben des Personal-Computers" und endet mit dem "Ich"-Statement des nicht benannten Autors, der nicht benannten Autorin: "Doch nun muss ich Ihnen ein Geständnis machen: Ich vermisse die PC-Ära. Die dreckige, raue PC-Ära, auch mit ihren Viren und Würmern. Wussten Sie, dass man damals noch jedes Programm völlig nach Belieben auf seinem Gerät laufen lassen konnte? Der PC war auch ein Stück Autonomie."
Aus seiner / ihrer Sicht wird das damit begründet, dass "heute" - also 2041 - die Telefone den PC ersetzt hätten: "Unsere Telefone sind längst in der Lage, sämtliche Aufgaben zu bewältigen, für die man früher noch eigene Computer benötigte. Wer einen größeren Bildschirm benötigt, aktiviert einfach die Hologramm-Funktion des Handys. Eingaben erfolgen meist über die Sprache – und wer wirklich einmal eine Tastatur benötigt, kann sie per Funk verbinden."
Nachdem bereits Ende letzten Monats Ole Reissmann auf Spiegel-Online auf seine Art und Weise versucht hat, sich über die Internet-Zukunft so seine Gedanken zu machen, wird es offenbar wieder Mode, sich ein Stück weit aus der aktuellen Beschreibung des Ist-Zustandes herauszukatapultieren. Und sei es, um aus Anlass eines solchen Rückblicks auch zu versuchen, von einem in der Zukunft gewählten Zeitpunkt auf die Gegenwart zurückzublicken.
Der zur Zeit für eine Radiosendung vorgemerkte Titel "Über das Verschwinden des allgegenwärtigen Computers" beginnt nicht nur immer mehr Sinn zu machen - sondern auch verstanden zu werden.
Der Personal-Computer ist jetzt gerade mal eine Lebens-Generation alt. 30 Jahre. Und hat im Verlauf dieses Zeitraumes uns alle maassgeblich beeinflusst. Und das, obwohl er trotzt fortdauernder Wirkung seinen Zenith eigentlich schon überschritten hat.
Was hier in dem Handesblatt-Text zum Ausdruck kommt, ist so geschrieben, wie wenn "Krapps Last Tape" nicht mehr gespielt werden könnte, weil die Tonband-Spulen mit den Aufzeichnungen der eigenen Stimme durch lauter MP3-Files abgelöst worden wären. [4]
Nachdem der Mainframe-Rechner durch ein Tischgerät ergänzt wurde, wird heute alles zunehmend standortunabhängig.
Die Möglichkeit, seinen Computer - und auch seine Kamera - in der Form eines Telefons, eines sogenannten Smartphones, überall mitnehmen zu können, bedeutet auf der einen Seite eine noch weiter zunehmende Personalisierung. Denn jetzt kann das Gerät auch vom Tisch genommen und in die Hosentasche gesteckt werden. Zugleich aber wird auch eine zunehmende Entfemdung von den Inhalten deutlich, da diese nicht mehr auf eigenen Trägermedien wie einer Diskette, einer Cassette, einer CD oder DVD zur Verfügung gestellt werden, ja nicht einmal mehr auf einer Festplatte, sondern nur noch "in the Cloud".
Und so kommt es zu einer seltsamen Allianz zwischen einer noch zunehmenden Personalisierung qua Mobilität und dem Abwandern der Trägermedien in ein "Wolkenkukucksheim" . Für Viele, die ihr Telefon verloren haben, sogar ein Segen, da sie mit dem Verlust des Grätes nicht ihre Informationen und Inhalte verloren haben. Für sie ist es gut so, dass auch das Telefon kein Speichermedium mehr ist, sondern nur noch "Interfacemanager" und "Gatekeeper". [5]
Die Personalisierung des PCs bedeutete zunächst einmal seine Visualisierung. Sein Auftreten auf dem Schreibtisch des Büros - und zunehmend auch in den Wohnungen, Schulen und Universitäten - wird nur noch von begrenzter Dauer sein. Die Migration des persönlichen Computers über den Laptop und den Tablett zum Smartphone wird einen noch weitergehenden Mutationsprozess durchmachen: bis in die Kleidung hinein.
Und danach dann unter die Haut gehen?