Schon einen Film gesehen?
Bis heute vergingen die Tage damit sich daran zu erfreuen, dass - und wie - dieses grosse Familienfest funktioniert: Und Bestandteil von diesem Clan zu sein, wenn auch ganz ohne Allüren, ohne VIP-Getue und ohne jene allfälligen Gatecrasher-Strategien. [1]
Wer öfters dieses Notate und Berichte, Analysen und Kommentare verfolgt, weiss, dass auch an dieser Stelle kaum etwas Persönliches zur Sprache kommt, dass Sätze mit "ich" nach wie vor so gut wie überhaupt nicht zu lesen sein werden - ausser dieser hier und an dieser Stelle.
Und dennoch wird an diesem Tag eine erste persönliche Auswahl von drei Veranstaltungen im Vordergrund stehen, zu denen eine Einladung vorlag.
Die ausgewählten Events
Besucht wurden im Verlaufe dieses Tages drei Veranstaltungen:
– auf Einladung des Goethe-Institutes
– auf Einladung von Cinema D’Europa
– auf Einladung der Internationalen Filmfestspiele Tamil Nadu.
Jedes dieser Events, ein Kosmos für sich selbst. An jedem dieser Orte, Menschen, mit denen man sich gern für Stunden und Tage unterhalten mögen würde. So kommt es zu die vielfältigen Zusicherungen, auf der Basis der aktuellen Begegnung sich für einen späteren Zeitpunkt noch einmal "richtig" verabreden zu wollen.
Gesagt! Getan?
Es hat zu viele dieser Veranstaltungen gegeben, in denen solche Absichten ausgestauscht und Verabredungen angekündigt worden sind, ohne dass diese dann letztendlich stattgefunden haben.
Das soll und darf sich nicht länger wiederholen.
Und die Prios werden neu gesetzt [2]
High Class Events

Es hat schon in den letzten Tagen wieder zu viele Veranstaltungen gegeben, die zu kaum mehr Anlass geben, als sich bei oft zu lauter - wenn auch oft guter - Musik mit hohem Energieaufwand etwas zuzurufen, auf das man dann mit einem ebenso hohen Energieaufwand zu antworten gezwungen ist.
Sicherlich, diese Umstände erlauben es, auch aus vielen Zufälligkeiten neue Bekanntschaften entstehen zu lassen oder auf Themen hingewiesen zu werden, die man sonst so wohl nicht auf dem Scanner gehabt hätte. Und wenn einem über den Dächern Berlins im Panoramarestaurant roter Pommery angeboten und mit allerlei guten Sache vom "flying buffet" versorgt wird, dann gibt es auch vielerlei Gutes von solchen Locations und Verlockungen zu berichten.
Und dennoch beschleicht den Gast eines solchen Empfangs ein seltsames Gefühl von falschem Luxus, wenn man, um diesem Lärmpegel zu entfliehen, schliesslich draussen im Rundumgang einer luftigen Aussichtsplattform unter einem riesigen mit Gas betriebenen Heizpilz Zuflucht gefunden hat: Der Ort, der eigentlich für den Empfang der Gäste mit allen erdenklichem Luxus ausgestattet ist, wirkt letztendlich weniger einladend als ein mit Gas beheizter Wärmekegel, der mitten in die Kälte gestellt wird, damit es die Raucher auch jenseits dieser Räumlichkeiten noch gut haben...
Im Goethe-Institut
[3]

Kein Luxus, sondern die Bereitschaft, die eigenen Räumlichkeiten zu öffnen und - wegen der beschränkten Grösse - die Ansprachen an die Gäste auch auf einen externen Monitor zu übertragen.
Namenschilder gab es aber nur noch für die MitarbeiterInnen des Hauses, nicht aber mehr für die Gäste. Die bestätigten Anmeldungen waren nicht mehr Teil des Rituals früherer Jahre.
Der Film nicht nur als Vermittler der "deutschen Kultur" im Ausland, sondern auch als Transportmittel von Wünschen, die aus dem Ausland an die Deutschen gerichtet werden: Kindersendungen zum Beispiel für die Mädchen und Jungen in Japan, die sich bislang fast nur an den TV-Programmen der US-Sender haben erfreuen dürfen.
Und die Aufforderung, auch mit bzw. in Folge der Digitalisierung den Qualitätsaspekt weiterhin voll und ganz in den Fordergrund stellen zu wollen.
In der sich anschliessenden Stunde kommt es zu so erstaunlich positiven und persönlich bereichernden Begegnungen, dass hiervon an dieser Stelle nicht die Rede sein wird.
Aber es beginnen sich Kreise zu schliessen, die zum Teil schon vor Jahrzehnten aufgemacht worden waren. Und es ist sicher, dass diese Begegnungen weitere nachziehen werden - überall in Deutschland und auf der Welt, persönlich und unter Einsatz aller aktuell möglichen Kommunikationsmittel.

Schliesslich kommt es dazu von einer Filmcrew im Zusammenhang mit einem Film zum Thema 60 Jahre Goethe-Institut befragt zu werden. [4]
Das Team ist mit voller Technik, Licht, Ton und Maske auf einen vorbereitet, während man selber weder vor Beginn des Interviews die Rechte-Abtretungserklärung zu lesen bekommt noch weiss, welche Fragen einem gestellt werden könnten.
Und dennoch werden alle Antworten nur ein einziges Mal gegeben - und aufgenommen. Ausser der letzten: diese musste wiederholt werden, da draussen auf der Stasse ein Notarztwagen mit voller Sirene vorbeifuhr. Und so wurde die zweite Version der Antwort noch präziser und kürzer.
Bingo.
Im Café Oxymoron
[5]
"MEET THE INDIES"
Vorstellung des Trainigsprogramms der CICAE und Informationen zur aktuellen Ausgabe des "European Cinema Yearbooks 2010" von Media Salles.
Dort angekommen, ist die Präsentation der Dokumentation und der Pläne für 2011 schon erfolgt.
Und dann findet doch das statt, was das eigentliche Ziel dieser Einladung ist: die Verabredung zu einer längeren Begegnung zu einem zweiten Zeitpunkt gegen Ende der Berlinale.
Bingo.
In Berlin X- berg
[6]

Auch für die Teilnahme an der Award-Verleihung des Tamil-Nadu-Film-Festivals ist es eigentlich schon zu spät. Dann aber wird der Weg dennoch gesucht. Und man muss sich den nachvollziehbaren Vorwurf anhören, warum man nicht mit seiner Präsenz rechtzeitig zur weiteren Aufwertung dieser Zermonie beigetragen habe. [7]
Dann aber ist aber im Gespräch mit den so Ausgezeichneten zu hören, wie wichtig ihnen diese Verleihung ist. In fast allen Fällen ist es das erste Mal, dass sie mit ihren Arbeiten überhaupt einen Preis und damit eine Anerkennung erhalten, die über den eigenen Friends-and-Family-Dunstkreis hinausgeht.
Und es von der Veranstalterin zu hören, wie wichtig es ihr ist, dass den so Ausgewählten nicht nur ein Papier und ein Pokal in die Hand gedrückt wird, sondern dass sie die Möglichkeit haben, sich miteinander unterhalten und auch mit den Preisgebern besprechen zu können. Und das das Alles in einer so persönlichen und sie daher umso mehr bereichernden Umgebung geschieht.
Und dann kommt es zu einem persönlichen Gespräch im Familienkreis, in dessen Verlauf mehr eingebracht werden konnte, als es mit der eigenen Präsenz in der Gegenwart der Preisträger je möglich gewesen wäre.
Bingo
Back for a Break
Nach all diesem Erleben die Entscheidung zum Break, zur Pause, zum Luftholen, zum Rückzug ins Büro, zum Verfassen dieses Textes.
Es ist doch auf Veranstaltungen wie der Berlinale unmöglich, "Alles" mitnehmen zu wollen, "Alles" gesehen und erlebt haben zu wollen.
Es wird vielmehr notwendig, endlich die Kunst der eigenen Dramaturgie nicht nur gelernt zu haben, sondern auch für sich selber anzuwenden: Nicht nur in der Beschränkung die Meisterschaft zu sehen, sondern sich selbst als Souverän jener Zeit erleben zu können, die einem noch verbleibt.