So kurz vor Weihnachten noch was zum Thema Service-Wüste-Berlin?
Aber bitteschön: Genauso frisch wie der heute wieder gefallene Schnee.
I.
Hier ein Auszug aus dem Brief der eigenen Hausverwaltung:
Sehr geehrte Damen und Herren,
zu den Emails bezüglich des Winterdienstes nehme ich wie folgt Stellung:
Trotz mehrfacher Ermahnungen, mündlich sowie schriftlich, hat es der Winterdienst leider noch immer nicht geschafft seinen vertraglichen Verpflichtungen nachzukommen.
Hier der vergebliche Schriftverkehr von Frau [...] an die Winterdienstfirma.
06.12.2010 12:45 email v. Fr. [...]
– 14:45 Uhr Fax mit Reklamation an Winterdienst
13.12.2010 9:15 Uhr email v. Fr. [...]
– 11:20 Uhr Fax mit Reklamation an Winterdienst
15.12.2010 10:30 Uhr email v. [...]
– 11 Uhr email mit Reklamation an Winterdienst
16.12.2010
– 16 Uhr telefonische Reklamation an Winterdienst
Ein Einbehalt der Rechnungssumme ist nicht möglich, da die Rechnung vorab gezahlt werden muss. Sollte dennoch etwas einbehalten werden, kündigt die Firma mit sofortiger Wirkung den Winterdienstvertrag und die WEG verliert somit den Versicherungsschutz. Auch ein Wechsel ist zu einer anderen Firma ist während der Saison nicht möglich, da keine weiteren Aufträge von den Firmen angenommen werden. Diese Erfahrung haben wir letztes Jahr in einem anderen Objekt machen müssen. Die jenigen die bei der Versammlung waren, können sich bestimmt daran erinnern.
Sollte es zu einem Sturz, aufgrund mangelhafter Schneeräumung, kommen, ist die Haftpflichtversicherung der Winterdienstfirma in Anspruch zu nehmen und nicht die WEG.
Im Anhang erhalten Sie von mir den Winterdienstvertrag mit der Firma ImmobilienserviceDeutschland zur Kenntnisnahme.
Ps. Die [...] Str. [...] ist nicht das einzige Objekt in dem wir Schwierigkeiten mit dem Winterdienst haben.
Mit freundlichen Grüßen
[...] Hausverwaltungen GmbH [...]
II.
Da Meckerei ebenso wenig von Interesse ist wie Moralinsaures, hier nur soviel.
– die in Anspruch genommene Firma hat versagt
– die Hausverwaltung hat versagt
– die Mitglieder der Hausgemeinschaft könnten selber was tun, wenn es ihr nicht die Hausverwaltung versagen würde, untereinander Kontakt aufzunehmen.
Merke:
– die Winterdienstfirma hat kassiert. Vorab! Und leistet nichts.
– die Hausverwaltung kassiert dauernd, kann aber nichts bewirken
– wie schnell hätte man mit wenigen Leuten das Thema durch Eigeninitiative vom Tisch...
... aber wer weiss, ob man überhaupt versichert ist, wenn man bei eben dieser Tätigkeit des Schneeräumens, die ja dem Winterdienst vorbehalten ist, durch einen Sturz zu Schaden kommen würde??? [1]
III.
Nach Fertigstellung dieses Textes war zu erfahren, dass sich bereits die ersten Bewohner des Hauses über Bedenken dieser Art hinweggesetzt und begonnen hatten, mit Besen und Schaufel "die Sache" in die eigene Hand zu nehmen.
IV.
Aus den Abendnachrichten war zu erfahren, dass in den berliner Bezirken Reinickendorf, aber auch Charlottenburg-Wilmersdorf, Tempelhof-Schöneberg und Neukölln auf den öffentlichen Wegen und Plätzen kein Winterdienst mehr betrieben wird.
Die Firma Grünblick hatte überraschend ihren Vertrag mit dem Landesverwaltungsamt Berlin ohne Angabe von Gründen firstlos gekündigt. Und da die Suche nach einer Ersatzfirma bisher erfolglos verlaufen war, mussten nun die Betroffenen selber ran. Selbsthilfe war die einzige Hilfe, die noch Wirkung zeigt.
PS.
Als eine der vielen aktuellen Publikationen hier ein Text aus der BZ - auch wenn dieser erst nach der Fertigstellung dieses Artikels am Morgen des 18. Dezember 2010 um 6.20 Uhr im Netz eingestellt wurde:
Jetzt schippt Reinickendorfs Bürgermeister selbst. 1. Räumdienst kapituliert vor dem Winter.