Wo bleibt das Positive?

VON Dr. Wolf SiegertZUM Freitag Letzte Bearbeitung: 4. Januar 2011 um 18 Uhr 55 Minuten

 

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Beim Deutschlandfunk berichtet in der Sendung am 10. Februar 2010 "Corso, Kultur nach 3" Andreas Becker über die "Digitale Projektion auf dem Vormarsch".

Danach ist zu erfahren, dass etwa ein Drittel der Berlinale-Filme heute in digitalen Formaten vorliegen und in insgesamt 32 Kinos mit berlinaleeigenem Gerät abgespielt werden würden.

Becker spricht mit zwei Leuten, die für die Filmprojektionen zuständig sind: bei der Berlinale und beim FSK-Kino:

Es gelten die Regeln des Urheberrechts all rights reserved

... und macht ebenso diskret wie unmissverständlich deutlich, dass es eine Zeit gegeben habe, in der ein Betrag von insgesamt bis zu 100 Millionen Euro für den Umbau der bundesdeutschen Kinolandschaft zur Verfügung gestanden hätte.

Insider wussten seit langem, dass diese für die Digitalisierung der Kinolandschaft Deutschlands einmalige Chance inzwischen vorbei ist.

Ab diesem Datum wissen es auch die HörerInnen des Deutschlandfunks - und es ist gut, dass Becker diese schlechte Nachricht dennoch in so eine komensurable Form dieses Beitrags verpackt hat.

UND DAMIT NICHT GENUG:

Bereits am vergangenen Samstag, den 6. Februar 2010, wurde in der Sendung "Computer und Kommunikation" das Thema des digitalen Kinos aus der 3-D-Brille zur Kenntnis gebracht:

Zunächst in einem Beitrag von Thomas Reintjes: "Ausgedient. 3D-Filme beschleunigen das Ende des Zelluloids." [1]

Es gelten die Regeln des Urheberrechts all rights reserved

Der Redakteur der Sendung, Manfred Kloiber, beliess es aber nicht bei dieser Beschreibung von Gegenwart und Zukunft des Kinos, sondern fragte den Wissenschaftsjournalisten Peter Welchering, welche Branchen denn in Zukunft noch von dieser neuen Technik profitieren würden [2] :

Es gelten die Regeln des Urheberrechts all rights reserved

Und dann wendet er sich an den Wissenschaftsjournalisten Gerd Pasch und geht mit ihm unter der Überschrift: "Auf dem Weg in die dritte TV-Dimension", auf das Jahr der Fussball-Weltmeisterschaft ein, in dem die dann in 3D aufgenommen Bewegtbilder auch bereits bis ins Wohnzimmer kommen sollen.

Es gelten die Regeln des Urheberrechts all rights reserved

UND AUCH DAS NOCH:

soll als ein Ergebnis der letzten England-Reise hinzugefügt werden: Nachdem die British Sky Broadcasting Ltd. am 30. Juli 2009 den Start eines ersten HD-3D - Kanals angekündigt hatte, konnten bereits am vergangenen Sonntag, den 31. Januar 2010 die Zuschauer in ausgewählten öffentlichen Standorten erstmals ein ganzes Fussballspiel in 3D mitverfolgen: Arsenal gegen Manchester United. [3]

Es gelten die Regeln des Urheberrechts all rights reserved

Was das mit der Zukunft des Kinos zu tun haben wird? Wait and see!

Seit der Fussballweltmeisterschaft in Deutschland anno 2006 ist dieses Thema bereits aktuell. Schon damals wurden eine Reihe von Spielen als Public-Viewings nicht nur an vielen öffentlichen Plätzen übertragen, sondern auch in ausgewählten Kinos. Schon damals hatte sich auch die bundesdeutsche Forschungs-, Entwicklungs- und Industriepolitik dieses Themas nicht nur angenommen, sondern auch um dessen exemplarische und erfolgreiche Umsetzung bemüht.

Und auch in diesem Jahr wird dieses Thema - u.a. in Zusammenarbeit mit dem Talent Campus - wieder zu neuem Leben erweckt werden.

Anmerkungen

[1"Man hat wirklich das Gefühl, die Sachen kommen auf einen zu und sind im Raum drin."

"Beeindruckend. Also, es hat eine Weile gedauert, um reinzukommen, aber dann war es ... zog einen rein. War sehr gut."

"Wir leben in 3D, das merkt man jetzt erst so richtig."

"Es ist etwas echter noch als im echten Leben."

"Ich hab ein bisschen Kopfdruck."

Kino als echtes Erlebnis, das wollen offenbar immer mehr Zuschauer - wenn es ohne Kopfdruck geht. Der könnte daher stammen, dass 3D-Projektion längst nicht perfekt ist, erklärt Siegfried Fößel vom Fraunhofer IIS in Erlangen.

"Schief gehen kann dabei, dass der Augenabstand anders berechnet ist als der Mensch tatsächlich hat. Es ist natürlich auch so, dass im normalen Umfeld der Mensch ein Objekt fokussiert, das heißt, die Augen drehen sich zu dem Objekt und er fokussiert es an einer bestimmten Stelle. Heute gibt’s viele Techniken, die zunächst mal Bilder parallel aufnehmen, das heißt, es fehlt dann diese Drehung der Augen. Und das führt dann dazu, dass es einen unangenehmen Eindruck macht. Oder es ist einfach so, dass natürlich manche Menschen einen anderen Augenabstand haben als der Normabstand und das macht sich natürlich auch bemerkbar."

Hinzu kommt, dass bei manchen Projektionstechniken nicht alle Sitzplätze im Kino gleich gut sind. Aber die Plätze am Rand sind ja auch in 2D-Kinos nicht die beliebtesten. Die sind immer noch weit verbreitet. In weniger als zehn Prozent der deutschen Vorführräume steht ein Digitalprojektor.

Beispielsweise im Kölner Großkino Cinedom laufen hinter der letzten Zuschauerreihe noch Filmstreifen von riesigen Rollen in ratternde Projektoren. Doch einen Raum weiter herrscht nur noch Rauschen. Zwischen den Gebläsen der Digitaltechnik steht Geschäftsführer Martin Ebert.

"Also das gute alte Zelluloid, auch wenn es schon lange kein Zelluloid, sondern Polyester war, hat endgültig ausgedient. Hier kommt alles von einem Server. Und in diesem Fall werden zwei Projektoren von einem Server beschickt. Vereinfacht gesagt: Für jedes Auge ein Projektor."

Jeder einzelne davon groß wie ein kleiner Kühlschrank. Zwar kann man den 3D-Effekt auch mit nur einem Projektor erzielen, mit zweien funktioniert es aber besser. Vor allem aber wäre ein einzelner Digitalprojektor viel zu lichtschwach für das riesige Kino vier. 220 Quadratmeter Leinwand wollen ausgeleuchtet werden. In jedem Projektor steckt dazu eine Lampe mit 6500 Watt, also der Leistung von 100 einfachen Glühlampen.

Generell brauchen 3D-Projektoren mehr Lichtleistung als herkömmliche. Etwa, weil durch die Projektion und die Spezialbrillen immer nur ein Auge gleichzeitig ein Bild wahrnimmt. In dem Kölner Kino werden für die beiden Augen des Zuschauers leicht farbverschobene Bilder projiziert. Filter in der Brille lassen immer nur das für das jeweilige Auge gedachte Bild passieren. So kommt weniger als halb so viel Licht auf der Netzhaut an. Für andere 3D-Verfahren, die etwa mit Polarisation arbeiten, sieht es ähnlich aus. Dass nicht permanent beide Augen mit Bildern versorgt werden, hat auch zur Folge, dass bei den üblichen 24 Bildern pro Sekunde ein Flackern wahrnehmbar wird.

Deshalb müssen die 3D-Projektoren jedes Auge mit dreimal so vielen Bildern versorgen, insgesamt 144 Bilder pro Sekunde werfen sie auf die Leinwand. Auch für den unter dem Projektor eingebauten Rechner eine Belastung. Der ist übrigens besonders geschützt. Wenn jemand anfängt, am Gehäuse herumzuschrauben, fängt das Gerät an, die Festplatteninhalte zu löschen. Ohnehin liegen die Filme verschlüsselt auf dem System, neue Filme werden von einer externen Festplatte aus eingespielt.

Zwischen den beiden Projektoren im Kölner Cinedom steht noch ein kleiner handelsüblicher PC. Auf dem sind die Werbefilme gespeichert - sie dürfen nach den Vorgaben der Filmindustrie nicht auf den großen Filmserver. Viele Vorgaben, neue Abläufe, hohe Investitionen - lohnt sich der Umstieg jetzt für die Kinos? Martin Ebert will auf jeden Fall noch weitere Kinosäle umrüsten. Je nach 3D-Verfahren wären dafür auch neue Leinwände nötig. Doch die wollen zurzeit viele Kinobetreiber kaufen.

"Im Moment hat man zwölf bis 16 Wochen Lieferzeit auf eine neue Leinwand. Auch die eigentlichen Projektoren werden langsam knapp.
Vielleicht lohnt sich das Warten, denn die Entwicklung geht weiter."

Für Fraunhofer-Forscher Fößel ist das 3D-Erlebnis noch längst nicht perfekt.

"Hier gibt’s im Forschungsbereich viele Ideen, wie man das in ein echtes 3D-Kino umwandeln kann. Man denkt jetzt hier zum Beispiel in Richtung Holodeck im Bereich Star Wars, in diese Richtungen kann man denken, aber das sind natürlich Zeitspannen, die eher in den Bereich 20 Jahre Forschung noch hineingehen."

Für jeden Zuschauer würde ein solcher Film dann anders aussehen. Statt im bequemen Sessel zu sitzen, könnten die Zuschauer um die Szenen herumgehen und sich das dreidimensionale Geschehen aus verschiedenen Perspektiven betrachten.

[2Manfred Kloiber: Anwendungen wie Hologramme faszinieren natürlich nicht nur die Forscher, auch die traditionellen Fernsehveranstalter versprechen sich ganz neue Geschäftsmodelle davon. Einige Zukunftsforscher sagen sogar voraus, dass Spielfilme und Onlinespiele durch holografische Projektion zu einem Angebot verschmelzen werden. Peter Welchering, Sie haben viele Marktuntersuchungen und Zukunftsstudien dazu ausgewertet. Wann können wir den Casablanca nicht nur sehen, sondern aktiv als Mitspieler an der Seite von Ingrid Bergmann und Humphrey Bogart auftauchen?

Peter Welchering: Im Jahr 2020. Dann wird es soweit sein, dann können wir das. Das haben zumindest Kerstin Cuhls und Simone Kimpeler in ihrer Fazit-Studie herausbekommen. Die beiden haben eine sogenannte Delphi-Untersuchung oder Delphi-Befragung im Auftrag der Medien- und Filmgesellschaftsstiftung Baden-Württemberg, im Auftrag des Zentrums für europäische Wirtschaftsforschung und im Auftrag des Fraunhofer Instituts für System- und Innovationsforschung durchgeführt. Also drei Institute, die sich da zusammengeschlossen haben, um das mal so richtig auszuloten. Und dabei haben sie ausgewiesene Fachleute weltweit zum Verlauf einzelner technologischer Entwicklungen befragt. Und ein Ergebnis dieser Befragung lautet eben: Die Experten schätzen die Entwicklung im 3D-Bereich als sehr stürmisch ein. Und sie setzen für den Durchbruch der Verschmelzung von Spielfilm und Online-Spiel eine technologische Voraussetzung. Und die besteht darin, dass solche holografischen Projektionen auf ganz beliebige Oberflächen erfolgen können. Ich muss also keinen extra Monitor mehr haben oder eine Leinwand, sondern man kann das Hologramm dann auf jede Wand, auf jede Tapete, auf jede Schrankoberfläche oder sogar auf jeden Teppich projizieren. Und diese Technologie halten Experten im Jahr 2020 für marktreif. Also zehn Jahre müssen wir wohl noch darauf warten, um dann eben an die Seite von Humphrey Bogart schlüpfen zu können und auf dem Flugplatz von Casablanca sagen zu können: "Ich glaube, das ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft".

Kloiber: Aber zehn Jahre sind eine lange Zeit. Können wir denn 3D-Fernsehen im heimischen Wohnzimmer etwas schneller erwarten?

Welchering: Ja, da können wir wahrscheinlich schon im nächsten Jahr anfangen. Zumindest zur Consumer Electronics Show in Las Vegas vor gut einem Monat, bei Samsung, da wurde eine 3D-Studie vorgestellt, die sagt, es kommt jetzt ganz rasch. Und diese Studie hat wirklich euphorische Erwartungen der Hersteller geschürt. Samsung zufolge wollen nämlich 80 Prozent der Kinogänger, die im Kino einen 3D-Film gesehen haben, diese 3D-Technik auch zu Hause nutzen. Und Samsungs Forschungsleiter für Display-Technik, Kim Hyun Suk, urteilt denn auch, dass Filme wie etwa Avatar oder Iceage 3D-Anwendungen zum Massenphänomen machen. Und befragt wurden da übrigens Verbraucher in Nordamerika, Europa und Japan und auch Südkorea. Also hier haben wir es offensichtlich mit einem weltweiten Trend zu tun. Und deshalb gehen die Marketing-Verantwortlichen bei Samsung auch davon aus, dass binnen Jahresfrist 3D-Fernseher im Bündel mit Blue-Ray-Playern und mit 3D-Blue-Rays von Dreamworks ein richtiger Verkaufshit werden.

Kloiber: Wie sehen denn die anderen Hersteller und unabhängige Marktforscher das?

Welchering: Die sehen das ähnlich euphorisch, aber die sind, was die zeitliche Dimension angeht, ein bisschen zurückhaltender. Die geben einen längeren Vorlauf. Da gibt es beispielsweise eine aktuelle Insight-Media-Studie. Die prognostiziert bis zum Jahr 2014 eine weltweite Verbreitung von 40 Millionen 3D-Displays in den privaten Haushalten. Insight Media zufolge startet das etwas langsamer, als von den Samsung-Managern erwartet. Und im Jahr 2012, so hat Insight erhoben, da dürfte dann die Fünf-Millionen-Grenze bei den 3D-Displays überschritten werden. Aber dann kommt 2013 ein richtiger Schub auf 25 Millionen. Der ist 2012 dann sozusagen vorgedacht und 2014 haben wir dann eben die prognostizierten 40 Millionen 3D-Displays in den Privathaushalten.

Kloiber: Und wie wirkt das dann auf die Kinos zurück? Werden die davon profitieren können?

Welchering: Da gibt es sehr unterschiedliche Einschätzungen. Und da ist auch die Zahlenbasis etwas schwach, auf der man Aussagen treffen kann. Aber es gibt eine Studie, die ragt da so ein bisschen raus, nämlich die der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers. Und dieser Wirtschaftsprüfungsgesellschaft zufolge dürfte der Anteil der 3D-Produktionen im Kino schon nach diesem Jahr mächtig Fahrt aufnehmen. PWC, also PricewaterhouseCoopers, rechnet nämlich damit, dass im Jahr 2014 bis zu 15 Prozent der Kinofilme 3D-Produktionen sein werden. Und dem Kino folgen dann erfahrungsgemäß, sagen die Forscher, das Fernsehen und die Videospiele zu Hause. Das heißt: Die Zahl der 3D-Fernsehangebote wird mittelfristig stark steigen und ebenso sieht das bei den Spielen aus. Im Fernsehbereich rechnen die PWC-Experten bereits in zwei Jahren mit einem ganz massiven Durchbruch. Und das hat einen ganz einfachen Hintergrund: Die Übertragung der Olympischen Spiele 2012 wird dreidimensional sein. Und da rechnen die Experten dann eben, dass sich das so richtig durchsetzen wird.

Kloiber: Sicherlich wissen Sie ja auch eine Antwort auf die Frage, was denn überhaupt 3D-Begeisterte sehen wollen.

Welchering: Da gab es eine Studie der Hochschule Potsdam-Babelsberg. 75 Prozent wollen Dokumentationen sehen. Gefolgt von Spielfilmen und Sport an dritter Stelle. Und den geringsten Zuspruch erhalten übrigens der Studie aus Babelsberg zufolge 3D-Erotikfilme. Und noch eine Zahl ist ganz spannend: In Deutschland sind wir mit 3D ziemlich weit vorne dran. 140 Kinos können nämlich schon 3D bei uns.

Kloiber: Peter Welchering war das über den Markt für 3D-Medien.

[3Der Versuch, online mehr über dieses Event zu erfahren, misslang leider gänzlich. Die dort beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben offensichtlich nur eine einzige Mission: Abos zu verkaufen.

Hier der Dialog vom 9. Februar 2010, kurz nach 18 Uhr GMT+1:

Chat Information Please wait for a Sky Advisor to respond.

Chat Information You are now connected with Michelle

You: Hi, can you read me?

Michelle : Welcome to Sky, Home of HD. You’re chatting to Michelle . May I take your name please?

You: Hi, Michelle, my name is Wolf

Michelle : Hi Wolf

Michelle : Do you currently subscribe to Sky TV, or have you subscribed within the last 12 months?

You: No. I wanted to see the first 3D-Show last Sunday.

You: But I could not make it

You: Now I am back in Germany, Berlin.

You: Do you have any infos how this event was received?

Michelle : Ok I can only assist people wanting to buy sky in the UK

You: Pitty... never mind.

Michelle : Thank you for chatting today. As we value your feedback please click the ’Close’ button at top right to answer a few questions about your experience with us today.

Chat Information Chat session has been closed by the Sky Advisor.


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