Von der Konvergenz leben?

VON Dr. Wolf SiegertZUM Mittwoch Letzte Bearbeitung: 16. Januar 2015 um 00 Uhr 21 Minuten

 

Unter dem Titel:

Konvergenz und Vernetzung - und wer kann davon leben?

spricht / sprach heute die Frau Ministerin a.D. Monika Griefahn [1] in der Ringvorlesung n_space "Medienproduktion im Wandel" am Institut für Informatik an der Uni Potsdam um 17:00-18:30 im Hörsaal HPI HS03.

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In der "Anmod" zu ihrem Vortrag ist / war zu lesen:

Konvergenz und Vernetzung - und wer kann davon leben?
Wer mit Schrauben arbeitet, verdient normal, wer mit Menschen arbeitet, meist wenig, wer im Netz arbeitet, hat die Chance, ein reicher Mensch zu werden oder zum Prekariat zu gehören.
Die schöne neue Medienwelt schafft viele Möglichkeiten, aber auch viele Unklarheiten.
Wie geht es weiter mit öffentlich-rechtlichem Rundfunk? Bekommen wir in Zukunft noch Inhalte, die nicht im großen Stil abgefragt werden?
Wird es noch eine Zeitung auf Papier geben? Wird in Zukunft nur jemand gewählt, der ein Medienstar ist?

Publikationen:

Monika Griefahn (Hrsg.): Greenpeace. Wir kämpfen für eine Umwelt, in der wir leben können. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1983, ISBN 3-498-02434-5

Monika Griefahn: Weil ich ein Lied hab’. Die Politik einer Umweltministerin. Piper, München 1994, ISBN 3-492-03688-0

Lebenslauf:

1973 - 1983 Ausbildung beim Deutsch-Französischen Jugendwerk; Leiterin von Seminaren der Jugend- und Erwachsenenbildung in Deutschland und Frankreich für Gewerkschaften, Volkshochschulen und Kirchenorganisationen
1973 - 1979 Universitäten Göttingen und Hamburg: Studium der Sozialwissenschaften und Mathematik, Diplom-Soziologin
1980 - 1982 Bildungsreferentin beim CVJM Hamburg
1980 - 1983 Greenpeace Deutschland e.V.: Mitbegründerin und Co-Geschäftsführerin; Kampagnen gegen die chemische Verschmutzung der Nordsee (Dünnsäureverklappung) und andere Formen der chemischen Umweltverschmutzung
1984 - 1990 Greenpeace International: Mitglied des internationalen Vorstands (als erste Frau); Aufbau neuer Büros in Europa, Lateinamerika und in der ehemaligen Sowjetunion; verantwortlich für Aus- und Fortbildung
1990 - 1998 Umweltministerin in Niedersachsen
ab 1994 zusätzlich MdL, Wahlkreis Hildesheim
1998 - 2009 Mitglied des Deutschen Bundestages für den Wahlkreis 36 (Soltau-Fallingbostel/ Winsen an der Luhe) (1998 – 2002 nur Landkreis Harburg)

Parlamentarische Funktionen (Auswahl):
Sprecherin der SPD-Fraktion für Kultur und Medien (Okt. 1999 – Juli 2000; und seit Nov. 2005),
Sprecherin der SPD-Fraktion im Unterausschuss Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik,
Mitglied des Ausschusses für Kultur und Medien, Mitglied im Unterausschuss Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik,
Sprecherin, stellv. Mitglied Unterausschuss Neue Medien,
Vorsitzende der deutsch-französischen Arbeitsgruppe zur kulturellen Vielfalt,
stellv. Mitglied im Kunstbeirat des Deutschen Bundestages, _ Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Medien (Juli 2000 – September 2005),
Sprecherin der SPD- Fraktion für Neue Medien (2000 – 2002)

Der Hörsaal ist dem Autor dieser Zeilen bekannt. Er hat an gleicher Stelle in der gleichen Vorlesungsreihe vorgetragen.

Dieses Mal, als Zuhörer, wird das gesamte Ensemble dieses Raumes, seiner Gäste und Mitwirkenden in einem ganz anderen Licht und unter einem ganz anderen Blickwinkel wahrgenommen. Und dieser ist so prägend, dass er mehr in Erinnerung geblieben ist als der Vortrag selber.

Da das eigene Treffen verspätet war, waren im abgedunkelten Vorraum keine Personen mehr anzutreffen. Der Weg dorthin war voll mit Schnee und Eis, kalt, ungemütlich, rauh. Und wer sich an diesen fast unwirklich scheinenden Ort nicht wirklich auskannnte, hätte schon auf dem Weg dahin - der "eigentlich nur immer geradeaus" hätte bekannt werden können - verlieren können: Vielleicht nicht den weg, aber sich selber.

Der Eintritt in den Hörsaal ist nicht schwierig, und das verspätete Eintreffen scheint nicht wirklich ein Problem zu sein. Später gehen auch andere vor Ende des Vortrags heraus - und auch das scheint niemanden zu bekümmern.

Da sich die Zahl der Anwesenden auf der grossen ansteigenden Sitztribüne schnell verteilt, war es kein Problem einen Sitzplatz zu finden. Der Versuch, sich dort auch mit seinem Rechner an eine Steckdose anschliessen zu können, schon.

Aber auch von den anderen Umhersitzenden ist Keine(r) zu sehen, die (der) sich irgendwelche Aufzeichnungen macht, sei es mit einem Rechner oder auf Papier. Sie alle sitzen und schauen auf die Referentin, die ohne Powerpoint und ohne Mikro vorträgt, mit einem Stichwortzettel, der vor ihr auf der Schräge des Rednerpultes niedergelegt ist.

Sie selbst geht nur ab und zu an diesen Ort (zurück) und schaut, was sie sich noch so für diesen Abend aufgeschrieben hat. Sie ist es gewohnt zu sprechen und sich auch direkt vor ihren ZuhörerInnen aufzustellen. All ihre Sätze, die sie sagt, haben für sie selbst nicht viel überraschendes, sind jenseits jeglicher Polemik und beziehen sich nicht nur auf ihre Erfahrungen als Politikerin, sondern auch als Mutter von drei Kindern.

Es gibt keine "Rampe" über die sie kommen muss. Der Blick in das Auditorium ist frei und das Helligkeit des Neonlichtes macht es leicht, per Augenkontakt in den Dialog zu treten. Einige der Menschen, die ihr besonders nahe sitzen, warten denn auch nicht auf die Diskussionsrunde sondern werfen sogleich und mitten im Diskurs eigene Kommentare und Hinweise ein. Andere, die die Referentin offensichtlich nicht so gut zu kennen scheinen, warten damit bis auf den dafür vorgesehenen Zeitpunkt. [2]

Alles verläuft nach Plan. Vortrag, Zwischenmoderation, Diskussion und Abmoderation. Zu diesem letzten Teil wird klar, dass die Studenten sich die Teilnahme an diesem Vortrag auch mit einem Bonus, mit Punkten, Credits oder irgendetwas damit Vergleichbaren anrechnen lassen können. Und es ist mich grossem Erstaunen zu hören, dass ihr Besuch des Avatar-Films erstattet wird, wenn sie denn in ihrer schriftlichen Arbeit darauf Bezug nehmen und diese (rechtzeitig) einreichen würden.

Vielleicht ist nicht alles an dieser Stelle wirklich ganz korrekt oder gar "schief" dargestellt worden. Was aber das wirklich Auffällige und Bedenkenswerte an dieser ganzen Situation ist, der Eindruck, dass den Studierenden offensichtlich allerlei "geboten" wird - und der Verlauf des ganzen Vortagsabends dennoch in einer seltsamen Distanz zwischen dem Auditorium und der Referentin und ihren Fellow-Travellers zu verharren scheint, die nicht wirklich aufgelöst werden kann.

Alles - auch die Diskussion - bleibt seltsam diffus, trotz einer Reihe von engagierten Beiträgen und Fragen. Es ist, als ginge es "um Alles und Nichts", als können alles gesagt und diskutiert werden und als können dennoch vor vorn herein angenommen werden, dass die hier an diesem Abend vermittelten Inhalte und Position folgenlos verbleiben würden.

Nein, es war wahrlich keine schlecht Veranstaltung. Und die geringe Zahl von Anwesenden trug die Chance in sich, um so dichter und intensiver Themen zur Diskussion zu stellen, die uns alle unter den Nägeln brennen müssten. Und doch kommt es letztendlich nicht über eine seltsame "prästabilisierte Harmonie" hinaus.

Der - zufällig? - an der Tafel angebrachte Schriftzug "clean slate" [3] stand dort offensichtlich ebenso allein wie zufällig herum. Schade.

Anmerkungen

[1Siehe auch in der deutschsprachigen Wikipedia.

[2Die Öffentlich-Rechtlichen sind - aus Sicht der Referentin - immer noch das kleiner Übel. Während das Publikum in der Diskussion mehrheitlich der Meinung ist, dass es auf diesen Kanälen kaum etwas zu finden gäbe, was es wert sein, die Zwangsabgabe für diese Sender zahlen zu müssen.

[3an opportunity to start over without prejudice


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