Was sich - ausgerottet - gehört

VON Dr. Wolf SiegertZUM Freitag Letzte Bearbeitung: 15. Januar 2015 um 23 Uhr 58 Minuten

 

Dieses "West-Ost" Bild traf am Freitag, den 20. November 2009 zusammen mit einer Presseaussendung der Deutschen Messe ein:

Die Deutsche Messe bedient in Asien jetzt auch den Markt in Japan
Es gelten die Regeln des Urheberrechts all rights reserved

Und diese "Nord-Süd"-Karrikatur - vor gut 25 Jahren entstanden - sei ihm gegenübergestellt:

terre des hommes bedient sich eines Plakats von Kaus Staeck
Es gelten die Regeln des Urheberrechts all rights reserved

Am Morgen von Freitag aus Sonnabend, um 5 Uhr 32 in der S-Bahn von Berlin-Charlottenburg nach -Spandau. Jeweils ein Junge und ein Mädchen sitzen nebeneinander – und sich gegenüber. Einer von den beiden Jungs ist offensichtlich schon „neben der Kapp“. Die „Ordnungsrufe“ der Anderen nützen wenig. Aber der Zug ist nur schwach besetzt und es nimmt sonst keiner wirklich Anstoss an seinem Gerede.

Er sagt, laut aber stockend: „Die Deutschen. Deutschland ist nicht mehr geteilt. Nicht mehr in Ost und West. Sondern und Nord und Süd. Die im Süden haben den Schweinegrippe. Und die gehören ausgerottet, die.“

Dieser Satz macht es doch not-wendig, hier nochmals schriftlich nachzulegen. Nach einer zweiwöchigen Krankheit mit Schnupfen und Heiserkeit war die nachhaltigste Last nicht die geringere körperliche Leistungsbereitschaft oder eine verstärkte Müdigkeit.

Die höchste Belastung war ganz anderer Art: Fast Jede und Jeder, mit denen man in diesen zwei Wochen in Kontakt gekommen war, reagierten spontan und eindeutig auf die leise Stimme oder auf den Hinweis auf den eigenen Zustand.

In mehr als 50% aller Fälle reagierten die Personen mit einem Satz, in dem auch das Wort „Schweinegrippe“ drin vorkam. Einige versuchten noch krankhaft, daraus einen Witz zu machen, andere reagierten mit der Gegenfrage: „… aber doch keine Schweinegrippe.“

In den meisten Fällen aber war klar, dass die Reaktion mit einer – wie auch immer gearteten – Form der Ablehnung zu tun hatte. In vielen Fällen wurde diese auch ganz offen zur Schau getragen: durch körperliche Distanz oder abweisenden Handbewegungen.

Nur in einem einzigen Fall gelang es, darüber zumindest ein Gespräch zu führen; mit einer Person, der Vergleichbares widerfahren war und die die eigene Erfahrung und Einschätzung zu bestätigen schien. Jede Art von Schnupfen und Heiserkeit, jedes Anzeichen einer Erkältung war auslösendes Moment genug, um mit der betroffenen Person auf Distanz zu gehen: körperlich und mental.

Soziale Stigmatisierung und Ausgrenzung. Es ist, als hätten die Deutschen immer noch ein latentes Gen in ihren Venen, das sich aufgrund solcher Entwicklungen immer noch allzu schnell wieder zum Leben erwecken lassen lässt – und anderen das Leben schwer macht.

Warum haben eigentlich so wenigen in den letzten Jahrzehnten vor den Gefahren der "Menschengrippe "gewarnt?


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