In diesem Jahr wird von den Zeitschriftentagen des VDZ im InterContinental Berlin [1] mit Bezug auf das folgende Programm berichtet, das hier in kursiver Schrift dargestellt ist.
Dazwischen sind jeweils erste "quick’n dirty notes" zu finden, die während der Veranstaltung mit eingearbeitet worden sind.
I.
So sah das ursprüngliche Programm dieses zweiten Tages aus:
Tagesmoderation: Thomas Voigt, Otto Group
09.30 - 09.50 Uhr Leistungsschutzrecht für Presseverleger
Prof. Dr. Mathias Schwarz,
SKW Schwarz Rechtsanwälte
09.50 - 10.10 Uhr Keynote
Professor Dr. Hubert Burda, Präsident VDZ
10.10 - 10.40 Uhr
Keynote
Dr. Angela Merkel, Die Bundeskanzlerin
Aber dann, kaum glaublich aber wahr: Um 9:32 Uhr tritt die "Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland", so der Tagesmoderator, auf und schon ändert sich der Programmablauf: Mit der Eröffnungsrede von Prof. Dr. Burda und der nachfolgenden Rede der Kanzlerin.
II.
Prof. Dr. Burda macht deutlich, wie aussergewöhnlich und einzigartig die Verlagslandschaft der BRD in Europa sei. Und dass es kein anderes Land in Europa gäbe, in dem bereits heute Print und Online so eng miteinander verknüpft und thematisch verschränkt seien.
Er bezieht sich in seinen Ausführungen auf den Medienbericht 2008 und die darin vertretene Position der - damaligen schwarz-roten - Regierung.
Und er setzt dem entgegen, dass sich die neue Bundesregierung bei den Abstimmungen zum Thema Werbeerlöse in Brüssel mit ihrer Stimme enthalten habe. Dennoch blieben Werbung und Vertrieb die beiden einzigen Erlösquellen. Man habe die bislang die Gewinne aus dem Printbereich genommen und das Geld dann in den Online-Bereich gesteckt.
Jetzt würde man darüber nachdenken, wie es in Zukunft weitergehe. Könne "das zärtliche Pflänzlein" Online in Zukunft nicht auch mit einer nur reduzierten Mehrwertsteuer bedacht werden - so wie das jetzt seit Neuestem das Hotelgewerbe?
Zum Thema Leistungsschutzrecht, so Burda, gäbe es nichts zu beklagen.
50% der Suchinhalte und der damit verbundenen Werbung gehe schon heute auf das Konto von Google. Und nur Google bestimme, was "Fair Search" konkret bedeutet. Dennoch habe sich das Kartellamt bis heute noch nicht mit diesem Thema befasst. Also sei heute die Notwendigkeit für ein "Fair Share" dringlicher denn je.
III.
Danach spricht die Bundeskanzlerin Frau Dr. Merkel :
"Sie sind eine Branche, die immer am Puls der Zeit lebt." Und die Position von Prof. Burda mache immer nachhaltiger klar, in welcher Zeit der Veränderung wir leben. Das Motto dieser Veranstaltung sei dafür symptomatisch.
"Wir brauchen ein freie Presse, egal welche technischen Möglichkeiten heute gegeben sind", so Frau Dr. Merkel.
Der Mauerfall habe viele Mütter und Väter gehabt, aber die Meinungsfreiheit war damals eine der entscheidenden Triebfedern. Das solle man auch heute nicht vergessen. Das Vervielfältigen fand "damals in der DDR eine der geheimsten und bestüberwachtesten Ecken" statt. Das Blaupapier auf der Schreibmaschine habe damals noch eine ganz grosse Rolle gespielt.
"Die Freiheit ist konstitutiv und die Meinungsfreiheit gehört dazu." Und das sei das Credo in der Beziehung von Medien und Politik.
Aber mit dem reinen Bekenntnis zur Freiheit allein könne man keine Medien produzieren. Es bedürfe des Wirtschaftens in einem harten Wettbewerb. Und bei der Digitalisierung sei das eine erhebliche Herausforderung. Auch an die Qualität. Auch an die Gefahr des Vorrangs einer sensationsheischenden Meldung.
Der Verlust von über Generationen tradierten Gewissheiten führe zu neuen Herausforderungen. "Wir müssen das noch einüben, wie die Weltgemeinschaft zusammenwächst."
Diejenigen, so ihre These, die die traditionellen Kulturtechniken gelernt haben, hätten auch eine bessere Chance, die modernen Medien zu verstehen.
Die Bundesregierung nehme ihre Aufgaben in diesem Themenumfeld nach wie vor war. Auch das Pressekartellrecht und das Medienkonzentrationsrecht sollten überprüft werden - auch wenn es sich dabei um eine wahrlich "vermintes" Gelände handelt. Und wenn Sie, die Verleger, sich einigen könnten, werden wir uns auch einigen können.
Das Leistungsschutzrecht für Presseverleger solle der Pressevielfalt dienen. Und auch den Interessen der Autoren gerecht werden. Und auch hier sei eine aktive Mitarbeit zur Lösung der noch anstehenden Fragen eine Notwendigkeit.
Der Schutz der journalistischen Quellen sei nach wie vor von Bedeutung.
Das Zeugnisverweigerungsrecht sei ebenfalls ein Thema: "wir werden dieser Frage weiter nachgehen", so die Kanzlerin.
Die Schutzrechte werden niemals ein Allheilmittel. Sie sind und bleiben aber "flankierende Massnahmen".
Zu den Steuern: "Wir erhöhen nix." Wie können die Online-Pressedienste abgegrenzt werden von dem Thema Grundbedarf. "Presseprodukte sind nach unserem Verständnis gesellschaftlicher Grundbedarf." Und die Werbeeinnahmen seinen dafür die contio sine qua non.
Und was die von Prof. Burda erwähnte EU-Entscheidungen betrifft: "Ich schaue mir das an."
Wir sind aus sehr grundsätzlichen Erwägungen dagegen, immer mehr Vorgaben zu erhalten. [Applaus aus dem Publikum]
Und wir sind gegen die Umkehrung des Verständnisses vom Menschen als mündigem Bürger. Er dürfe in seiner Entscheidungsfreiheit nicht eingeschränkt werden.
Aber die Online-Werbung müsse fair und transparent gestaltet werden. Und hier sei eine grosse Bildungsanstrengung notwendig. Man muss sagen, zu welchem Preis der persönlichen Informationen die Werbung genutzt werden kann.
Medienkompetenz werde immer wichtiger. Daher der Dank an die Projekte, um diese zu stärken. Und für die Darstellung des Themas in den Zeitungen und Zeitschriften.
Und dann - jenseits des Skriptes - der auf die Lage bezogene Satz: "Es ist ja ab und zu mal ganz schön auf Dinge zurückblicken zu können, die zumindest für eine Woche Bestand haben."
Danach verweist auch sie auf den Bericht der Bundesregierung aus dem Jahr 2008 und sagt, dass Printmedien und das Internet "den Weg der Versöhnung gehen" müssen.
Die Bundesregierung setzte auf Wachstum. Einen solchen Einbruch habe es in der Geschichte dieser Republik noch nicht gegeben. Es werde entscheidend sein, "wie schnell wir hier wieder vorangehen". Also müssen wir technologieoffen und technologiefreundlich sein.
IV.
Es spricht - nach dem Abgang der Kanzlerin und der Hälfte der bis dahin im Saal Anwesenden - Prof. Dr. Mathias Schwarz von SKW Schwarz Rechtsanwälte zum Thema. "Leistungsschutzrecht für Presseverleger"
Er macht einleitend darauf aufmerksam, dass er vor allem viel Erfahrung mit dem Thema der audiovisuellen Medien habe. Und er benennt alle Schritte der Wertschöpfung in diesem Bereich.
Das Fehlen eines entsprechenden Rechtes bei den Verlegern können nur als "systemwidrig" bezeichnet werden. Er vergleicht die Aufgaben der Verleger mit denen der Produzenten.
Auch die Presseverleger erbringen diese Leistungen und sie führen zu einer "irritierenden Fehlstelle im deutschen Rechtssystem". Als Nachweis, dass es auch anders geht, verweist auf die "Publishers Right" im Vereinigten Königreich.
Es solle gesichert werden, dass Andere die Werke nicht ohne Erlaubnis und/oder Vergütung übernehmen können
Geregelt sei das Thema mit einer Schutzfirst von 50 Jahren für die AV-Industrie. Und bei Datenbanken gäbe es eine Frist von zumindest 15 Jahren. Und bei den Verlagsprodukten?
Heute droht nicht länger nur das Fotokopieren, sondern die Digitalisierung eröffne mit "Copy & Paste" ganz neue Probleme, wie die "ripp-offs" in Blogs - aber auch bei kommerziellen Anbietern.
Hinzu kommen die "News-Aggretatoren" mit ihren "Snippets", die dann - vielleicht - zum Originalangebot führen. Und diese sind nach dem bisherigen Recht nicht schutzfähig. Auch gegen die digitalen Repros von alten Pressedokumenten könne man sich derzeit nicht wirklich wehren.
Und mit den e-Readern werde die "sytemwidrige Schutzlücke" noch grösser.
Presseerzeugnisse seien heute schon als Sammelwerk und ggf. auch als Datenbank schutzwürdig. Aber das reiche nicht. Auch kleine Zitatschnipsel sollen so in Zukunft geschützt werden können.
In Zukunft müssen Verleger - aber auch Journalisten - von einer weiteren Verwertung profitieren können.
Die Autoren sollen die Rechte an ihren Texten auch weiterhin behalten müssen.
Die Quersubventionierung der elektronischen Presse durch den Print-Bereich werde so in Zukunft nicht mehr möglich sein.
In Zukunft müsse auch die elektronische Qualitätspresse ihren Wirkungs- und Verwertungsbereich haben.
Der Artikel 5 lege daher auch dem Staat eine Schutzpflicht auf. Das könnte bis hin zu einer legitimen Subvention gehen, auch wenn es möglichst soweit gar nicht kommen sollte.
V.
11.00 - 12.30 Uhr
Welt im Wandel - Medien im Wandel
Möglichkeiten und Grenzen
Einführungsreferat: Dr. Eberhard von Koerber,
Co-Präsident Club of Rome
Sein Thema seien nicht die Detailanalysen zum Thema Wandel der Medien.
Sein Thema sei auch nicht die aktuelle Krise, sondern jene Veränderungen, die schon vorher eingesetzt haben.
Hier nur soviel. Roger de Wecks neues Buch "Nach der Krise" bedeute nichts anderes als eine alsbaldig nachfolgendes mit dem Titel: "Vor der Krise".
Sein Thema: das Wachsen der Weltbevölkerung und die verlängerte Lebenserwartung vor allem in den industrialisierten Ländern.
Es gehe um die Frage, wie hoch wird in Zukunft der relevante Papierbedarf für die Print-Medien-Produktion.
Er fragt:
Wollen die Print-Medien den Globalismus weiter unterstützten? Und damit auch die weiter aufklaffende Schere von Arm und Reich? Und wann werde man begreifen, welche Bedeutung der asiatische Raum hat.
Es wird auch in Zukunft nicht mehr als maximal 100 Millionen Leser in der deutschen Sprache geben. Dieses Segement sei nicht mehr wachstumsfähig.
Er fragt:
Wie reagieren die deutschen Magazine auf diese zunehmende Verpflichtung zur Vielsprachigkeit? [2]
Was bedeutet die Entlassung der Journalisten in den Auslandspositionen angesichts dieser Entwicklungen?
"Die Jungen protestieren und die Älteren können ihr Wissen nicht verwerten."
Seit 1972 sei schon über die Grenzen des Wachstums geschrieben worden. Aber inzwischen gehe auch das Trinkwasser zur Neige. Die endlichen Ressourcen sind und bleiben ein Thema - mehr denn je.
Die Thematik sei inzwischen bei der Bevölkerung angekommen, werde aber in ihrer systemischen Bedeutung nicht begriffen. Kann hier "collaborative journalism" helfen?
Die Themen sind seiner Meinung nach für die Medien TV und Radio zu komplex und können nur [nur? WS.] von den Printmedien bewältigt werden.
Beispiele:
1973 die Energiekrise und die energiefreien Sonntage: Dieser Schock war nachhaltig. Daimler kaufte AEG und es gab den Traum von der Welt-AG... heute habe man sich wieder auf das Kerngeschäft konzentriert.
Man habe sich von der Mechanik auf die Elektrik und Elektronik konzentriert. Und weitere Sprünge werden in der Hybrid-Technik folgen.
Smart-Grids werden Quantensprünge bei der Übertragung regenerativen Energien zu Wege bringen.
Statt zu diversifizieren gelte es das Kerngeschäft neu zu organisieren.
Es bezieht sich auf die am Vortag vorgestellten Studien von KPMG und Booz sowie auf den Bericht von Leonard Downie, Jr. und Michael Schudson über die "Reconstruction of American Journalism"
Kommentare:
"Wenn es Sie jetzt hart trifft, dann ist das auch ein Stück der Normalisierung. "
"Das Wegbrechen der Anzeigen hat Sie auch unabhängiger von den Einflussträgern gemacht."
Die - wie die Amerikaner sagen - Hegemonien, sind aufgebrochen.
Und auch nach der wirtschaftlichen Erholung müsse man sein Geschäftsmodell - dennoch - anpassen.
Was sind die Optionen?
Innovation und behutsame Erweiterung sind erfolgversprechender als eine Diversifikation in unbekanntes Gelände.
Die Produktivitätserhöhung bedeutet auch den Widerstand gegen Widerstände und Bedenkenträger.
Die Kernkompetenz soll an die 6.500 freien Journalisten ausgelagert werden, diese produzieren 4.000 Texte pro Tag.
Der Weg aus dem "Tal der Tränen" führe nur über die interaktive Kommunikation mit den Lesern über das Netz. Sie kennen ihre Kunden und sie kennen sie fast besser als jeder andere.
Das bedeutet neue Kulturen in diesem Print-Geschäft.
Und diese müssen nebeneinander existieren können, weil sie verschieden Profile und Ansprechpartner haben.
Wir kreativ sind die Häuser, damit sich die Macher dort wohlfühlen? Vielleicht muss man sie sogar zu Mitunternehmern machen, damit sie bleiben.
Es gibt neue Wege, wenn man in die Marke, den Content und die Talente investiert.
Ausblick:
Weder Bush noch Baker waren auf die Ereignisse rund um den Mauerfall nicht vorbereitet. Das galt ebenso für die Deutsche Politik-Prominenz. Warum?
Der schnelle Wandel komme ohne Vorwarnung, der langsame wird kaum gesehen. Jetzt komme die Stunde der Unternehmer.
VI.
Moderation: Christoph Keese, Axel Springer Verlag
Frage eins: verstehn wir die Welt im Wandel?
Frage zwei: was sind eigentlich Nachrichten?
Frage drei: wie stehen die Journalisten im Verhältnis zu den Bloggern?
Frage vier: wie sieht der Journalismus im Internet aus?
Es diskutieren mit Dr. Eberhard von Koerber:
Über die Finanzkrise sei nicht ausführlich berichtet worden. Niemand habe von den Abhängigkeiten der Obama-Mitarbeiter von Wall-Street berichtet. Die Lage werde nicht kritisch und nicht tief genug gesehen. Ein solches Thema könnte viel kritischer erfasst und bearbeitet werden.
Uli Baur, FOCUS
Die Überwindung des Denken nach dem Motto: "das ist meine Geschichte": das sei das Thema.
Es gäbe noch ganz viele, die schätzten noch das Papier. Und wir müssen viel stärker als bisher lauschen und hören, was die Leser wirklich von uns wollen.
Print sei zur Zeit noch der Finanzmotor für guten Journalismus, zumindest noch in der nahen Zukunft der nächsten zwei Jahre.
Wir kommen nicht drumherum, das Thema Geld anzusprechen. Der Online-Journalismus sei abhängig vom Print-Journalismus.
Wolfgang Blau, DIE ZEIT Online
Haben wir die Korrespondenzen-Netze noch, um die Welt zu verstehen? In Deutschland vielleicht noch, in den USA kaum noch.
Viele der Stellungnahmen der Auslandsredaktionen werden in Deutschland vor allem in der Online-Redaktion berücksichtigt.
Der Ort der Wertschöpfung und des Trendsettings sei nicht mehr das Printmedium, sondern das Netz. "Und das ist eine Gefahr für das Printmedium. Der gesellschaftliche Ort der Diskussion ist heute schon das Netz."
Die nächste grosse Sache ist die Zeitung im Netz. Aber mit ihr kann ich weder bookmarken noch twittern. Ein Artikel sei immer nur ein Teil, sei der Anfang der Debatte.
Das Mitdiskutierenwollen der Leser sind solchen Angeboten wie lastfm oder pandora geschuldet. Die "One-Size-Fits-All"-Mentalität sei vorbei.
"Wir sind eine Autorität durch die Authentizität der Autoren."
Mathias Müller von Blumencron, SPIEGEL-Verlag
"Wir müssen wieder über unsere Leidenschaft reden und das ist der gute Journalismus. Und dafür haben wir so viele Möglichkeiten und Ebenen wie nie zuvor."
Es gäbe nicht mehr das eine Produkt mit dem einmaligen Leserbrief. Wir haben heute die Möglichkeit, mit dem Leser in einen Dialog zu treten.
Spiegel und Spiegel Online werden unter einem Dach sein, aber nicht in einem gemeinsamen Newsroom.
Glaubwürdigkeit ist der Goldstaub des Internets und das ist einscheidend. Der Politico-Blogg in den USA zum Beispiel ist ein solches Beispiel. Oder der Niggemeier.
Hans-Ulrich Jörges, Stern
Es muss sich ganz sicher was an den Strukturen was verändert werden. Wir haben die Entwicklungen verschlafen. Die Zeiten für klitzekleinen Redaktionen sind längst abgelaufen.
Die Veränderung der Welt werde nach wie vor gerade von den Printmedien gut begleitet. Diese Medien sind so wertvoll wie nie zuvor. Nur sie verschaffen Informationen und Hintergrund.
Auch die Magazine müssen ihre Strukturen neu bilden, die alte Aufteilung wie Reise, Sport usw. müsse aufgehoben werden.
Nicht jede sinkende Auflage ist nicht nur das Ergebnis des Strukturwandels, sondern oft auch eines totgerittenes Blattkonzeptes.
Wir sind nach wie vor zu wenig zupackend gegenüber der Politik und den Banken vorgegangen. Hier hätten wir mehr stören können - und müssen.
In Internet-Foren sind diese übergequollen - und diese mussten irgendwann abgeschaltet werden. "Es gibt keinen Streit von Print und Online: die sind ein Ding".
"Das Internet ist nur sinnvoll als interaktives Medium. Das muss so sein. Sonst ist es tot. Und wer das nicht kapiert, verliert.
Wir bereichern uns durch diese Online-Diskussion, aber der journalistische Ehrgeiz bleibt doch bei der Themenwahl erhalten.
Roland Tichy, WirtschaftsWoche
Der Journalismus verändert sich. Wir haben die Gate-Keeper-Funktion verloren. Wir haben nicht mehr die Hoheit, die Hegemonie über den Leser. Es ist ein Austausch geworden, auf gleicher Ebene.
"Wir müssen ein Knotenpunkt in einem Netzwerk werden".
Die Redakteure müssen mitbloggen und mit-twittern.
Wir müssen lernen, auf den verschiedenen Medien zu spielen. Und wir müssen es gut finden, wenn wir auch gerne in der Badewanne am Sonnabend gelesen werden.
"Verkaufen wir aber wirklich den sinnlichen Aspekt einer Doppelseite?"
"Die Zeitschriften wollen nun auch schneller sein. Aber lassen Sie uns doch mal wieder über die grossen Strecken sprechen".
"Wir bekommen aus dem Netz viele Infos zurück von Leuten, die wir nicht kennen. Aber es gibt auch viele Irre. Und wir müssen in den Knotenpunkten diese Informationen aussuchen und dann verbreiten".
"Der Helikopter-Journalismus ist weg."
VII.
Nachtrag:
Der bereits am Vortag zu Beginn eingeschriebene Begriff des "quick’n dirty", der auch auf dieser Seite über den Tag 2 der Veranstaltung wiederholt wird, findet offensichtlich auch an anderer Stelle Verwendung:
So in der Korrespondenz dem Zeit-Online-Chefredakteur Wolfgang Blau und Horizont-Redakteur Roland Pimpl in der Nachfolge seines Artikels vom 17. November 2009: VDZ-Zeitschriftentage: Was wäre Online ohne Print?.
Wolfgang Blau schreibt am 17.11.2009 um 15:44 Uhr:
"Lieber Herr Pimpl, in der Veranstaltung heute ging es auf Wunsch des Moderators C. Keese ausdrücklich nicht um Geschäftsmodelle, sondern um die Zukunft des Journalismus in einer sich verändernden Medienlandschaft. Ihren Bericht so zu drehen, als ob es heute um die Suche nach Geschäftsmodellen gegangen sei, ist steil. Wir machen uns bei ZEIT ONLINE sehr viele Gedanken über die Finanzierbarkeit unserer Arbeit. Alles andere wäre unverantwortlich. Und selbstverständlich ist der Hauptgrund für die niedrigen Werbepreise im Netz ein - im Vergleich zu Print - gigantisches Angbot an Inventar. Auch in dieser letzten Passage Ihres Berichtes vermischen Sie meine heute geäußerte Kritik an den inhaltlichen Prioritäten des VDZ in erstaunlicher Weise mit einer vermeintlichen Suche nach Geschäftsmodellen, die - siehe oben - heute nicht Gegenstand des Panels war. Wenn Sie ein besonnenes Panel über Finanzierungsmöglicheiten des Online-Journalismus veranstalten möchten: Gerne. Mit besten Grüßen, Wolfgang Blau "
Roland Pimpl antwortet am 18.11.2009 um 00:15 Uhr:
"Lieber Herr Blau, danke für Ihren Kommentar. Und sorry, dass ich erst jetzt antworte - ich war ein paar Stunden hoffnungslos offline. Die Diskussion trug den nur bedingt prägnanten Titel "Welt im Wandel - Medien im Wandel", und ich habe die Konkretisierungen durch Moderator C. Keese nicht so verstanden, dass das Thema "Finanzierung von Journalismus" ausgelassen werden sollte. Im Gegenteil: Ich fand sogar, dass dies letztlich eine recht große Rolle bei der Debatte gespielt hat. Zum Glück, denn die Frage der Finanzierung dürfte am Ende deutlich relevanter sein als die Geschmacksdiskussion Print- vs. Online-Journalismus. Wenn Sie Ihre Statements in meiner Meldung falsch eingeordnet sehen, dann bedauere ich dies; das war natürlich keine Absicht. Aber vielleicht dürfen Beiträge dieser Art ja auch mal quick, dirty und steil daherkommen, weil es ja, Web sei Dank, direkte Kommentarfunktionen gibt, um den Ball wieder etwas flacher zu spielen. Beste Grüße, Ihr Roland Pimpl"
Auch aus der eigenen im Vergleich zu diesen Adressen kleinen aber feinen Leserschaft gab es einen Kommentar, der an dieser Stelle - wie immer anonymisiert - weitergeben wird und in dem unter anderem zu lesen war:
" Wolfgang Blau gefällt mir immer besser, er ist inhaltlich wirklich gut.
Muss ich mir mal näher anschauen, habe ihn bisher zwei Mal auf Podien erlebt.
Merkel hat eigentlich nix gesagt, oder?
Ich habe ja immer ein prinzipielles Problem mit diesem Durchkommentieren [...] : Kann interessant sein, weil nah am Gesagten, aber eigentlich fehlt die sinnvolle Zusammenfassung und Bewertung, die eigentliche Aufgabe des Journalisten :-)) " [3]