Mitten auf dem Messegelände und trotz vielversprechender Angebote und Opportunitäten für den eigenen Nutzen in allerlei Hallen verläuft dieser Tag voll und ganz vor dem Rechner, im Pressezentrum, mit Blick auf die diesjährige Beflaggung.
Die CeBIT-Flagge wurde mit der URL "cebit.com" ergänzt und gleich mehrfach gehängt. Dazwischen die der "CALIFORNIA REPUBLIC", der Vereinigten Staaten von Amerika [1], der Bundesrepublik Deutschland und des Landes Niedersachsen.
Es bedarf viel Geduld, bevor es gelingt, sogar einige Sonnenstrahlen mit in diesem Bild einzufangen. Aber es ist gut, als sie endlich das Blickfeld erhellen, erinnern sie doch an die ersten Sonnentage, die schon den Besuch des Gouverneurs des Sonnenstaates Kalifornien weiter aufgehellt hatten.
Welch staatstragende Bedeutung diese Flaggen haben, zeigt das offizielle Bild der Deutschen Messe AG [2]
Hierzu bietet sich ein aufschlussreicher Vergleich mit einem der Abschlussbilder auf der Eröffnungszeremonie an: Der Händedruck mit der mechanischen, programmierbaren Hand des Computers "Marvin", der in den Intel-Labs entwickelt wurde.
Auch hier hatte der Herr Gouverneur seine Hand mit im Spiel. Ja, einen Moment lang schien er sogar die Kanzlerin ganz und gar in seiner Hand zu haben: als virtuelles Abbild ihrer selbst, so wie es allwöchentlich auf ihrem Podcast zu sehen ist.
"Das war gut so, dass sie den Schwarzenegger eingeladen haben", war am Nachbartisch beim Abendessen auf Einladung des BITKOM zu hören, "so ist es ihnen gelungen, eine Aufmerksamkeit zu erzeugen, die weit über die eigentliche Messe und ihre Themen hinausging und dafür sorgte, dass von den erschreckend schlechten Zahlen in den Vorberichten ein wenig abgelenkt werden konnte."
Doch schon der ebenfalls noch sonnendurchflutete erste Messetag machte deutlich, dass die beeindruckenden öffentlichen Wirkungen von dem besonderen Gast dieser Messe nicht nur ausgingen, sondern auch auf diesen zurückgewirkt haben: Mögen am Vorabend der Eröffnung seine wohlgesetzten Worte noch artig eingeübt gewesen sein, an diesem Dienstag-Vormittag trat der Mann ans Rednerpult der Global Conference und sagte sogleich zur Einleitung seines Vortrages: "It was the most impressive exhibition I’ve ever seen."
Wenn das kein "Testimonial" ist. Erstaunlich, dass ein solcher Satz nicht sogleich als Banner auf der CeBIT.com-Seite wieder aufgetaucht ist.
Selbst jetzt, an diesem ersten Tag der beginnenden Nachlese, sind solche Zitate nur im Zusammenhang der insgesamt gut dokumentierten Veranstaltung wiederzufinden: Auf der Dokumentation aller Reden, die an diesem ersten ersten Messe- und Konferenztage unter dem Thema
– ICT and Civil Society - How ICT is changing the world
auf der Global Conference 2009 CeBIT-Website gehalten wurden.
Gleiches gilt auch für die nachfolgenden Tage mit den Themen:
– Mobile Communication, Media & Entertainment - How everything is converging
– Business 2015 - ICT as the driving force behind tomorow’s business innovations
– Webciety - The Internet as the heartbeat of modern society.
Wer es also in dieser Woche nicht geschafft hat nach Hannover zu kommen, oder sich bewusst dagegen entschieden hat, nicht zur CeBIT fahren zu wollen, gerade denen sei ein Post-CeBIT-Besuch empfohlen. Und den Veranstaltern geraten, ihre Seite a.s.a.p nach dem Ende der Veranstaltung so umzustellen, dass auch all die "no-shows" eine Chance haben zu sehen und nacherleben zu können, was und wen sie verpasst haben.
Mehr als einmal kam der Hinweis, dass ja wichtige Adressen der ITK-Branche nicht mehr mit eigenen Ständen auf dieser Messe vertreten seien. Und mehr als einmal wurde versucht, den Gegenbeweis mit dem Argument zu führen, dass dennoch "alle da" seien, die in diesem Themenumfeld etwas zu sagen hätten: wie am Beispiel der Begegnung aller Top-CIOs dieser Branche hier auf der CeBIT auch nachgewiesen werden könne.
Will sagen,
– es nicht mehr der Stand einer Firma alleine, die die Bedeutung dieser Messe ausmacht, sondern das "standing" ihrer Repräsentanten
– es ist nicht mehr allein die Präsenz vor Ort, die von Bedeutung ist, sondern die Präsenz im Netz
– es ist nicht mehr allein der Standort Hannover, den es herauszustellen gilt, sondern das CeBIT-Brand
– es wird weitere massive Ein- und Umbrüche geben - und die Chance, sich mit seiner eindeutigen Kernkomptenz im B-to-B-Bereich weiter nachhaltig zu positionieren
– es wird immer höhrere Anforderungen an den BITKOM und die vielen anderen Partner geben - und nur dann die Chance ihrer erfolgreichen Umsetzung, wenn diese international platziert, verstanden und referenziert werden kann.
– es wird nur dann eine Zukunft für die CeBIT geben, wenn sie sich, mehr denn je, als menschlicher und mentaler HUB in einem globalisierten und digitalisierten Weltgeschehen zu behaupten weiss.
Es wird in der Zukunft schwer werden wie nie zuvor, die An-Forderungen nach Internationalität, Konvergenz- und Kommunikationsstärke konsequent und nachhaltig umzusetzen. Und es wird noch schwerer werden, diese Aufgabe mit der Notwendigkeit zu verbinden, auf diesem Wege auch noch Geld verdienen zu wollen. Gerade die zunehmende Komplexität der Anforderungen und Undurchsichtigkeit der Entscheidungsparameter
[3] verlangt neue Schritte und Massnahmen, die einem traditionellen Messeveranstalter zu schaffen machen werden.
Dass es in der Vergangenheit solche "common denominators" gab und dass sie bis heute noch funktionieren, das beweist allabendlich der Besuch der "Münchner Halle" auf dem Messegelände. Aber das bedeutete in den "Modern Times" des nächsten Jahrzehnts noch lange nicht, dass es auch weiterhin richtig sein muss, die Besucher am Eingang Nord 2 mit eben dieser "volkstümlichen" Blas-Musik lautstark in Empfang zu nehmen.
Wenn angesichts leerer Kassen eben diese nicht mehr klingeln können, dann wird - endlich und hoffentlich nicht zu spät - darüber nachgedacht werden müssen, dass für die Zukunft nicht nur Rückbau, Verkleinerung und Nationalisierung auf dem Plan stehen dürfen, sondern dass - weit über die Trend- und Themenscouts hinaus - Zeichen gesetzt werden müssen, die von globaler Bedeutung sind, trans-kulturelle kompetente und praktizierbare Angebote einer mehrwertstiftenden Kommunikation.