Play - Peng - Prag

VON Dr. Wolf SiegertZUM Donnerstag Letzte Bearbeitung: 15. Januar 2015 um 21h23min

 

Dieser Text mit Bildern wird sicherlich keine ungeteilte Zustimmung finden. Dennoch ist er nicht als Provokation gemeint - sondern als Denk-Anstoss.

Und: Er wird frei verteilt. Im Internet. So wie Electronic Arts das FIFA 08 - Spiel in Asien free-of-charge als Online-Spiel anbeitet.

Dieser Text ist ein erster Entwurf und wird zwar schon zur Diskussion, aber noch nicht zur Rezension freigegeben. [1]

Was gibt es zu sehen auf der diesjährigen Games Convention?

Es gelten die Regeln des Urheberrechts all rights reserved

Im Gegensatz zu allen Beteuerungen und beglaubigten Statistiken:

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 eine nach wie vor dominierende männliche Klientel

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 die inzwischen auch auf der Bühne einen ganz und gar "emanzipierten" [?] Dresscode zur Schau stellt

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 während die Protagonisten ihrer Spiele sich als reale Personen schon ganz schön anstrengen müssen, um noch so gut auszuschauen, wie sie es in den Spiele-Welten tun

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 es sei denn, sie sind bis zur Unkenntlichkeit in ihren Kampfanzügen "verkleidet" und haben Mühe, auf der Bühne überhaupt noch ihren Weg zu finden, da selbst ihre Augen zu reinen Leuchtelementen umgewandelt worden sind.

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Immer noch steht der Kampf um Leben und Tod im Vordergrund des auch von den Nutzern gesuchten Extra-Nutzens dieser Spiele und sie begegen sich freiwillig in die vergitterten Räume einer KILLERZONE um am Monitor dieses "Vergnügen" erleben zu können

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 wobei die als Videosequenzen vorgestellten Trailern inzwischen graphisch wie akkustisch [2] so gut daherkommen

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 dass die Grenzen zwischen diesen Spielen, ihrer Darstellung auf der Bühne und Umsetzung im Film sich immer mehr zu überschneiden beginnen.

Und so entwickelt sich auf der einen Seite der Spiele-Sektor immer mehr als eine Online-Anwendung, die auf dem PC ebenso genutzt werden wird wie auch auf alle den neuen leistungsstarken mobilen Endgeräten - vom "PDA" bis zum "Handy" - auf der anderen Seite werden diese Spiele nicht nur zunehmend mit 3D-Engines produziert, sondern auch - wie im Kino - als 3D-Präsentationen in die "e-homes" Einzug halten. [3]

Gewiss: auch der "Casual Gamer" gerät heute mehr und mehr in das Visier der Spiele-Verleger

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 und ihre Mit-Mach-Angebote bedeuten eine zusätzliche neue Herausforderung an den Verlag: vom Distributor zum Dienstleister und Community-Service-Manager lautet die Devise:

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 und dies unter Berücksichtung der jeweiligen sprachlichen und kulturellen Besonderheiten ihrer Zielgruppe:

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Hier geht es zum Beispiel um die türkischsprachige Zielgruppe für die "Sing-It"-Konkurrenz "Sing-Star" auf der Sony Playstation:

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Wie weit dieses Thema der "Krieges-Spiele" einerseits und der Ausweitung des Marktes andererseits inzwischen bereits forgeschritten ist, zeigen diese Bilder:

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Selbst der zweite Weltkrieg ist heute Gegenstand eines Rollenspiels, in der jeder jede Rolle einnehmen kann - was in dem hier dokumentierten Fall sogar dazu führt, dass ein deutscher Spieleverleger im Vorfeld seiner Pressekonferenz die japanische Kriegsflagge über dem europäischen Kontinent erscheinen liess:

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Und das alles ist möglich: 40 Jahre nach der Besetzung Prags und der Tschechoslowakei durch die Armeen des kommunistischen Brudervolkes in der UdSSR. Und des Widerstandes der Bevölkerung gegen diese militärische Agression.

Wie bitte, kann man sich eines solchen Ereignisses wie dem Ende des Prager Frühlings noch erinnern, angesichts der Dominanz solcher Spiel-Szenarien? Was ist in der Phantasie alles möglich und was ist die historische Wahrheit? Und wie ist es, wenn die mutigen Kämpfer aus jenen Tagen heute noch in ihrem eigenen Land als Verfolgte um ihre Rehabilitierung kämpfen müssen?

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 [4]

Nein, man kann weder den Entwicklern noch den Verlegern einen Vorwurf machen, dass es in ihren Szenarien und Settings nicht um die Rekapitulation von historischen Wahrheiten geht. Nein, man kann ihnen nicht einmal zum Vorwurf machen, dass ihre Produkte so gut gemacht sind, dass sie tendenziell noch mehr davon als Nachfrage provozieren.

Wer heute in der Spiele-Szene ankommen und überleben will, wird sich den Gesetzen des Marktes und den Rezeptionsmustern seiner potentiellen Kunden anpassen müssen. Und dazu gehören nicht nur die Autos, die trotz allfälliger Karambolagen niemals kaputt gehen. Dazu gehören auch die Menschen, deren Tod im Spiel teil einer Rolle ist, in dem der Tod keine Rolle mehr spielt.

Während im Film der Held trotz beständiger Gefährdung von Leib und Leben niemals stirbt, hat der Spieler, die Spielerin, im Kampf um Punkte, Levels, Quests und Gadgets immer noch die Chance, im Falle des Scheiterns wieder von vorne anzufangen.

Und während sich die Geschichte - selbst in Prag nach 1945 am 21. August des Jahres 1968 - nicht wiederholt hat, kann der Gamer mit seinem reload-button jederzeit die Chance auf einen Neubeginn.

Das ist nichts anderes als die Verdinglichung der Utopie in der Märchenwelt einer digitalisierten Mythologie.

Anmerkungen

[1Wen dieser Hinweis verwundert, der solle sich mal die neuen Rezensionsregeln anlässlich der Publikation des neuen Buches von GG anschauen. Danach dürfen Rezensionen seines neuen Werkes erst eine Woche nach dem Verkaufsbeginn veröffentlich werden...

[2Ein Entwickler auf der CGDC: "Wenn Beethoven heute komponieren würde, dann würde er keine Film-Musiken schreiben, sondern für die Gamer-Szene: Dort quatsch ihm zumindest keiner rein, wenn die Bilder zu seiner Musik gezeigt werden."

[3Ralf Krauter und Manfred Kloiber im Deutschlandfunk am Nachmittag des 22. August 2008:

In Leipzig wurde ein 3D-Display präsentiert, Herr Kloiber. Darauf haben Spieler schon lange gewartet, wie perfekt ist die räumliche Illusion, die dieses Gerät vermittelt, denn tatsächlich?

Manfred Kloiber: Ziemlich perfekt, Herr Krauter, man kann sehr schön räumlich wahrnehmen, was da im Spielfeld passiert, wenn auch noch nicht richtige Spiele dafür programmiert sind. Aber es ist ein spielemarkt-tauglicher 3D-Bildschirm, den ich hier gesehen habe. Auf diesem Bildschirm werden auf der Games Convention Demos gezeigt von 3D-Spielen, die bald erscheinen sollen. Wenn Sie dann auf solch einem Stereodisplay einen Golfball auf sich zukommen sehen, dann gehen sie ganz automatisch in Deckung, so realistisch ist die Darstellung. Der Ball fliegt wirklich aus dem Monitor heraus auf sie zu. Für Sportspiele wie Wohnzimmer-Golf an der Konsole oder Tischtennis, aber auch für Knobelspiele, die stark auf die räumliche Vorstellungskraft setzen, sind diese Displays wirklich optimal.

Krauter: Mussten Sie denn die berühmte Rot-Grün-Brille oder die graue Polarisationsbrille tragen, damit sie den Raumeffekt wahrnehmen konnten?

Kloiber: Nein, das Display funktioniert so wie die bekannten Prismenpostkarten, die man vom Titisee oder vom Ballermann geschickt bekommt, damit man sich dort in Anführungszeichen mal umsehen kann. Auf einem sehr hochwertigen, aber normalen LC-Display ist eine Folie geklebt, die lauter Pylone mit Prismen enthält. Diese Prismen fassen in Diagonalen jeweils neun Bildpunkte zusammen, die dann für den räumlichen Eindruck sorgen. Das Geheimnis ist nun, dass das Display tatsächlich neun verschiedene Bilder zeigt, die zusammen über die Prismen projiziert eine räumlichen Darstellung ergeben. Diese Bilder sind zwar in der Auflösung schlechter als herkömmliche Bilder von Computerspielkonsolen, dafür aber räumlich. [...]

http://ondemand-mp3.dradio.de/file/...

[4Hier ein Bild aus einem Beitrag der ATKON AG der unter dem Titel: Bahnhöfe Europas: Prag - Wien im Internet als Windows-Media-File unter der Adresse http://www.bahntv-online.de/btvo/si... abgerufen werden kann.
Der Autor ist laut Moderatorin: "Martin Patek" und der Film: "Prag - Wien. Stationen der Vergangenheit" kann unter absolutMedien.de oder per Mail bei info@lichtfilm.de unter der Bestellnummer 661 bestellt werden.


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