Preview:
Der diesjährigen CDU MediaNight 2008 sind vier Fachtagungen vorangestellt, denen wiederum die Eröffnungsworte von Ronald Pofalla, MdB, Generalsekretär der CDU Deutschlands und Grussworte von Bernd Neumann, MdB, Staatsminister und Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien vorangehen. [1]
Danach muss sich dann der Gast zwischen einem der folgenden "Panels" entscheiden:
– Digitalstrategien: Wohin geht der Weg?
–
Weichenstellung für den deutschen Film: Die Novellierung des Filmförderungsgesetzes
–
Computerspiele: Chancen und Risiken einer Wachstumsbranche
–
Die Veranstaltungswirtschaft – neuer Primus der Musikbranche?
Um 19.30 Uhr folgt die Ansprache der Bundeskanzlerin und Vorsitzenden der CDU Deutschlands, Dr. Angela Merkel MdB
Und um 19.45 spricht dann Helmut Markwort, in seiner Eigenschaft als Herausgeber des "Focus".
Auf den ersten beiden der insgesamt 4 Panels werden zwei weitere sogenannte "Eröffnungsreden" gehalten.
Dass Bernd Neumann der Star des Themas: Deutscher Film sein - und damit des zweiten Panels - sein wird, verspricht sich fast von selbst.
Interessant, dass sich der Ministerpräsident von Baden-Württemberg nach seinen Medien-Rede auf dem Jahreskongress des Deutschen Journalistenverbandes und der Tagung der Landesmedienanstalten in Berlin nun erneut - und dieses Mal dezidiert - dem Thema der Zukunft der Digitalisierung annehmen wird.
Man darf gespannt sein.
Rapport:
UND HIER ist der Bericht über die Veranstaltung aus der Sicht des Hauses.
http://www.cdu.de/doc/audio/cdu-med...
Dabei ist jene Rede Merkels unvergesslich - und das ist positiv gemeint - in der sie in Bezug auf das Thema Medien aus einem ihr vorgelegten Text vorlas und dann hinzufügte: "und hier stehen die Herren, die ihn geschrieben haben".
Inzwischen hat sie sich auch hier zu einem Semi-Profi gemausert.
Sie fragt, ob das Lernen in Zukunft noch weiterhin über das "geschriebene Wort" oder in Zukunft stärker über audiovisuelle Medien vermittelt werden wird.
Sie verweist darauf, dass mit den Neuen Medien Gefahren, aber auch ungeheure Chancen verbunden seien - ein Mustersatz, bei dem man nun wahrlich nichts Verkehrtes sagen kann.
Aber am Schluss ihrer Ausführungen kommt dann ein Satz, der - egal wer ihn geschrieben haben mag - wirklich glaubhaft "rüberkommt" und darauf verweist, dass wir heute in einer komplizierten, aber auch spannenden Zeit leben. Denn nicht jede Generation habe die Chance gehabt, so viele Veränderungen mitzuerleben, wie sie nur mit wenigen anderen Epochen vergleichbar seien, etwa jener der Erfindung des Buchdrucks.
Und, so sei an dieser Stelle ergänzt, die inzwischen eingetretene "Beschleunigung der Zeit" versetzt uns in die Lage, sowohl das "Vorher" als auch das "Nachher" eines solchen Paradigmenwechsels innerhalb eines einzigen Lebenszyklus’ erfahren zu können.
Gescheitert:
Der Versuch, dieses Thema in die Diskussion auf dem Panel mit einzubringen ist, was die Reaktionen vom Podium aus betraf, gescheitert [2].
Am meisten hat die Reaktion von Seiten des ARD-Intendanten Peter Boudgoust - mit seinem Stammsitz genau zwischen den Gefilden eines Herrn Oettinger und eines Herrn Beck - enttäuscht. Die Aufgabe der ARD sei im Grundgesetz verankert und nicht als Gegenstand einer Debatte in Bezug auf eine jeweils neue Technologie zu diskutieren. [3]
Schade, dass es an diesem Ort und in diesem Moment weder möglich noch opportun war, hier "in medias res" zu gehen. Zu sehr war die Bedrohung der eigenen Position zwischen Karlsruhe und Bruxelles zu verspüren. Und man kam sich im Verlauf der Debatte vor, als würden gleich mehrere Steuerleute versuchen, sich mit vereinten Kräften aber doch unterschiedlich ausschlagenden Kompassnadeln zwischen Skylla und Charybdis einen medienpolitischen Mittelweg freizulegen, den sie - zur Not - sogar mit ihrem politischen Gegner gemeinsam würden nutzen können. [4]
Seitens der ARD war man gerade mal bereit zuzugestehen, dass es "im Internet" weder Werbung noch Sponsoring geben solle. Und seitens der CDU war zu hören, dass man bereit sei zuzugestehen, dass die Programme der ARD gerade mal bis zu einer Woche nach ihrer Ausstrahlung noch im Internet "nachgesehen" bzw. "nachgehört" werden könnten.
Hier trafen sich - sorry meine Herren - der Lahme und der Blinde - den Gesängen ihrer politischen Sirenen mehr zugeneigt als ihrem eigenen Verstand. Würde man mit ihnen unter vier Augen reden, wäre die Ansage mit Sicherheit eine ganz andere. Allein, die Verhältnisse...
Rekapitulation:
So war denn der Vortrag wie die ganze Veranstaltung: brandaktuell und von hohem persönlichen Engagement, durchaus glaubhaft und aus der Position des Politikers zu verstehen. Und doch fehlte es angesichts des grossen Themas: „Digitalstrategien: Wohin geht der Weg?“ letztendlich an einem gerüttelt Mass jener Authentizität und Leidenschaft die hätten glaubhaft machen können, dass es hier um mehr geht als um die Herbeiführung einer weiteren Version des dann zwölften Rundfunkänderungsstaatsvertrages.
Vielleicht klingt das aus der Sicht der hier zitierten Akteure "ungerecht", da man nicht zur Kenntnis nehmen wolle, in welchen Sachzwängen und tagespolitischen Verknüpfungen jeweils gedacht und argumentiert werden müsse. Politik, das sei schliesslich die Kunst des Möglichen. [5]
Und dennoch: in dieser Debatten wurde nicht nach Wegen gesucht, sondern nach Auswegen, nicht über Strategien diskutiert sondern man kam im Verlauf der Diskussion vom Hölzchen aufs Stöckchen.
Irgendwie war diese ganze Debatte so, wie die Verhältnisse, die sie zuwege gebracht haben: anregend aber nicht aufregend, hilfreich aber ohne Hilfestellung, vielschichtig aber letztendlich doch von der gleichen Beliebigkeit und vordergründigen Wirkungsabsicht wie die Angebote der Sponsoren, die die Durchführung dieses Abend erst möglich gemacht haben.
Remake:
Wie sehr all das Gesagte und Gezeigte über das "Null-Acht-Fuffzehn" nicht hinauszuweisen scheint, zeigt exemplarisch das offizielle Foto, das von dieser Veranstaltung dazu im Netz publiziert worden ist.

Hier der Versuch, gewissermassen an offen-sichtlichen Beispielen zu belegen, wie sehr in diesem Zusammenhang Traditon und Zukunft "aussen vor gelassen wurden".
Zukunft: Dass an diesem Abend Philipp Schindler,
Managing Director Northern & Central Europe Google, nicht anwesend sein konnte, wurde in einem so verquasten Deutsch mit dem Verweis auf private nicht näher erläuterten Gründe so unglaubwürdig wegretuschiert, dass dem Publikum eingentlich keine Chance gegeben wurde, dafür wirklich Verständnis aufzubringen zu können.
Auf der anderen Seite machte die Alibi-Rolle des für ihn eingesprungenen Kay Oberbeck im Verlauf der Veranstaltung klar, dass es auch ihm auf dem Podium keinen Gelegenheit gegeben wurde, eine richtungsweisende Zukunftsposition zu entfalten: Kai war dort oben vielmehr wie ein wohlgesitteter Zeitzeuge platziert, der nichts anderes tat, als den Anwesenden glauben zu machen, dass man - im Verein mit seiner Firma - auch selber zu den Gewinnern der Zukunft gehören würde.
Vergangenheit: Hier lassen wir einfach einige Bilder [6] aus eigener Hand für sich selbst sprechen. Und sei es nur, um gewissermassen "blickfällig" zu machen, wie auch Geschichte und Zukunft immer mit präsent sein - und bleiben werden. [7] Ganz in dem Sinne, wie es die Bundeskanzlerin zu Anfang prognostiziert hat: Sehen und lernen, ganz ohne Worte...




WS.