Der DMMK tagt

VON Dr. Wolf SiegertZUM Mittwoch Letzte Bearbeitung: 15. Januar 2015 um 21 Uhr 01 Minuten

 

Vorabnotiz: Der hier publizierte Text wurde - bis auf die vorweggenommene in kursiv gesetzte Programmankündigung - live und ohne doppelten Boden während der Veranstaltung geschrieben [1]. Die auch sonst bei "DaybyDay" aufzufindenden "Dreckfuhler" werden also in diesem Beitrag noch vermehrt auftauchen. Daher: Mit der Bitte um Nachsicht bei der Einsicht in den nachfolgenden Text. Merci! WS.

Hier ein kurzer Überblick über das Programm des Deutschen Multimedia Kongresses, so wie es zum Stand Ende Mai 2008 den Verlauf des Tages am 18. Juni vorsieht:

10:00 Uhr Eröffnung DMMK Digitale Wirtschaft 2008

Es gelten die Regeln des Urheberrechts all rights reserved

 Andreas Schütze, Ministerialdirektor
 Klaus Haasis, GF, MFG Baden-Württemberg
 Arndt Groth, Präsident, Bundesverband Digitale Wirtschaft e.V.

10:15 Uhr Keynotes [2]

Es gelten die Regeln des Urheberrechts all rights reserved

 David Weinberger, Autor des Bestsellers "The Cluetrain Manifesto" (Boston, USA)
Sein Credo: wir erleben in diesem Moment das Ende des Informationszeitalters. Er macht dies in freier Rede und begleitet diese sogleich mit einer Reihe von "selbstsprechenden Bildern". [3]
Die Idee, dass die symbolische Repräsentanz des Gehirns "das Gehirm" sei, sei Irrsinn.
Die Idee hinter dem Informationskonzept ist die Idee, dass es möglich sein kann, eine Person in das Konstrukt einer Informationsstruktur zurückzuverwandeln: Reduktion als die Voraussetzung, um auf diese Weise Kontrolle ausüben zu können.
Aber Kontrolle funktioniert deshalb, weil wir nur einen bestimmten Teil unseres Lebens kontrollieren können: Flugzeuge, Schiffe und vieles andere mehr. Aber unsere Angst?
"Was die Akademiker über die Geschäftswelt sagen, stimmt aus der Sicht der Akademiker, aber stimmt nicht aus der Erfahrung, die ich selber in dieser Welt des Business gemacht habe".
Das grösste Projekt aus diesem Zeitalter ist das World Wide Web: Weil es möglich gewesen ist, jegliche Form von Angst und Kontrolle herauszunehmen. Und das ist heute ein Problem. Der Erfolg des Webs ist der Tatsache geschuldet, dass dieses neue Instrument ohne Kontrolle funktioniert hat.
Das Problem ist nicht, das Schlechte zu illiminieren, selbst Spam können wird irgendwie besiegen - aber was ist mit alle den "guten Sachen"? Es gibt heute zu viel davon und wir wissen nicht, wie wir damit umgehen sollen. DAS ist die neue Herausforderung: Das kann keine Bibliothek mehr leisten und kein "editorial board".
In Zukunft geht es um das Thema der "extragenetischen Vererbung". Es geht darum, dass Networks mehr leisten können als die bisherigen "gateceeper" und die "marketeers". Nutzer können besser anderen potenzielle Nutzer infomieren, als dies jeder noch so gute Verkäufer kann.
Das Web ist nicht Information, das Web ist LINKS: "The economy of links is the economy of generosity". Man schickt freiwillig Leute von der eigenen Seite zu der Seite von jemand anderem. "We go from simplicity to complexity." Die Blogger finden alle möglichen Zusammenhänge und stellen diese in immer neuen Bezügen zurück ins Netz.
Die Poliitik und die Wirtschaft sucht dagegen die Kommunikation immer noch auf einer Ebene, die im Netz nicht mehr gelebt wird.
Warum glauben wir an das, was in der Wikipedia steht? Weil dort auch behauptet wird, dass man nicht weiss, ob es wirklich richtig sei, was man dort geschrieben habe. Es gibt in vielen anderen Publikationen zu viele "weasle words", Worte, die als ein "common denomenator" für das funktionieren, worauf sich auch widersprechenden Positionen einigen können. Also, das Wichtige an Wikipedia ist, das es "on our side" ist, dass man weiss, dass man sich noch weiter verbessern muss. Und dass man dafür die Hilfe der Leser braucht.
Der Anspruch, fehlerfrei zu sein, wird immer weniger "sexy" sein. Früher war die These: "dogs, by living with humans, are ensouled." Und in Zukunft wird mit den Computern so etwas ähnliches geschehen.

Es gelten die Regeln des Urheberrechts all rights reserved

 Judy Balint, President and COO, MOLI, LLC (West Palm Beach/USA)  [4]
Die Idee ist, die Zukunft von "social commerce" in eine wirtschaftlich valable Welt zu führen.
Die Idee ist es, "multiple profiles in one account" zu haben.
Die Idee ist, in einem einzigen Account sowohl versteckte private Daten verwalten zu können als auch die geschäftlichen Beziehungen in einem Small -Medium-Enterprise-Framework.
Der Erfolg kommt von der Tatsache, dass private Daten wirklich geschützt sind und dass die Privatsphäre mit der eines kleinen Unternehmens zusammengeführt werden kann. So kann man ganz nach Belieben "public" sein und man kann "privat" sein, und man kann auf einem dritten, versteckten Profil seine Existenz gegenüber jenen entfalten, denen man volles Vertrauen entgegenbringt.
15 Millionen Nutzer wurden von Beginn an verwaltet. Das Thema ist heute nicht mehr "building traffic", sondern die Verwaltung dieser Datenströme und Informationen. Heute sind angeblich 300 tausend Leute auf dieser Seite angemeldet.
Social Networking ist das buzzword mit dem ein interaktiver produktiver Dialog organisiert werden kann. Heute, nach nicht einmal einem Jahr, entwickelt sich eine neuen Phase Social Commerce genannt. "A new way of a new honest dialogue to build your business into the next level."
Die Konsument ist heute in der Lage, sein eigenes Nach-Frage-Profil als Programm im Netz zu organisieren - und das ohne weitere eigene Kosten für Software. "Point, Klick & Drag" - das reicht.

11:30 - 17:30 Uhr Panel 1

11:30 Uhr Monetarisierung der neuen Business-Modelle

E-Commerce-Umsätze steigen in immer höhere Sphären, Content wird zur Währung, Business-Modelle fürs Web haben eine neue Qualitätsstufe erreicht. Die neuen Web2.0 Portale und Social Communities binden mehr User denn je, es bleiben jedoch viele Fragen der Refinanzierung offen. Welche Art strategischer Kooperationen sind notwendig für nachhaltigen Erfolg? Wie verändern sich Business-Modelle für Betreiber, Marktpartner, Nutzer und Werbungtreibende? Wo werden Grenzen erreicht?Wege zu neuen und kreativen Ertragsmöglichkeiten werden vorgestellt und diskutiert.

Es gelten die Regeln des Urheberrechts all rights reserved

Moderation:
 Thomas Kuhn, Redakteur Technik und Wissen, Wirtschaftswoche

Referenten:

 Dr. Ulrike Handel, General Manager Marketing und Vertrieb, Welt Gruppe/Berliner Morgenpost
Die "Welt" ist ein "Sollmarken-Brand", das über die ganze Gruppe gestreut werden muss. Und letztendlich soll die Dominanz von "Spiegel-Online" gebrochen werden. 163 Millionen PI’s soll ein stolzes Zeichen sein dafür, dass noch grosse Potenziale vor einem liegen. Vor allem, weil nur 10% der aktuellen Online-Nutzer die "klassischen" Welt-Produkte kennen würden.
Das Wichtigste aber ist, dass dieses Angebot und all seine neuen Kompetenzen schon im Jahr 2007 zu einer schwarzen Zahl in Business-Plan geführt hat.

 Michael Brehm, COO, StudiVZ
Das Wichtigste ist die Authentizität der Aussage der Redaktion. Und ein unkompliziertes Profil, das origniell ist und schnell und unkonventionell.
Die Zahlen sprechen für sich selber, die Szene hat sich in den nächsten Jahren erheblich verändert, die IVW-Top-Shots sind in den letzten 5 Jahren von einer ganz neuen Qualität.

 Heike Helfenstein, Geschäftsführerin, Platinnetz
Das Best-Ager-Thema war schon seit vielen Jahren ein immer wieder verhandeltes Thema: Aber erst jetzt geht es mit diesem Thema richtig los.
Dabei sehen sich die Angesprochenen alle sehr viel jünger als wie es die Bilder zu signaliseren versuch(t)en: Die Alten wollen nicht alt aussehen. Die Alten wollen nicht länger allein sein. Die Alten wollen in der persönlichen Umbruchsituation nicht länger alleingelassen werden. Die Alten wollen nochmal neu anfangen, nochmal etwas Neues lernen. Im Platinnetz sind vor allem Leute in der Altersgruppe von 40 bis 50 und von 50 bis 60 als Nutzer vertreten.
Auch hier sind klassische Werbebanner nicht mehr von Bedeutung. Hier hier gilt nicht mehr das "Kauf-mich"-Gebot, sondern der Austausch über die Produkte, die dann von den Nutzern organisiert werden.
Selbst eine Reise der Zielgruppe, "viva platina" genannt, konnte in wenigen Wochen eine Beteiligung von über hundert Personen aktivieren, die alle bereit waren, dafür jeweils 300 Euro zu investieren.

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NOTA: Verwertung im und durch das Netz? Interessant die folgenden drei Antworten:
 Brehm: wir sollten darüber nachdenken, ob man in Zukunft dafür bereit wäre, Geld dafür zu zahlen, dass es keine Werbung auf den Seiten mehr gibt. Vielleicht ist das ein Thema für den Umsatz über das Handy, vor allem für jene, die noch unter 18 Jahre alt sind: HIER WERDEN IDEEN GESUCHT!
 Handel: Wir machen auch ein "e-paper", das "läuft so mit" und macht doch einen 6-stelligen Einkommensbetrag aus, ohne dass es in besonderer Weise herausgestell worden sei. Es läuft, wie schon gesagt, einfach noch so mit.
 Helfenstein: Unsere Nutzer freuen sich eher über die Werbung auf ihrer Seite. Das beruhigt sie nämlich dahingehend, dass der Dienst auch in Zukunft die Chance hat, kostenfrei zu bleiben.

13:45 Mobiles Internet - von internationalen Märkten lernen

Das Mobile Internet ist der Trend in diesem Jahr. Doch während in Deutschland noch immer über Sinn und Unsinn des mobilen Internets diskutiert wird, haben es uns andere Länder bereits vorgemacht, wie sich Geschäftsmodell in diesem neuen Medium erfolgreich umsetzen lassen. Wie lässt sich von diesen Märkten lernen und welche Modelle lassen sich für den deutschen Markt anwenden? In diesem Panel diskutieren Experten mit einer globalen Sicht über den Zukunftsmarkt Mobile Internet.

Es gelten die Regeln des Urheberrechts all rights reserved

Moderation:
 Mark Wächter, Wireless Marketing Evangelist, MWC.mobi

Referenten:

 Christopher Billich, Vice President Overseas Business Development, Infinita (Tokyo, Japan)  [5]
In der Diskussion gibt er zu bedenken, dass die besonderen Bedingungen in Japan nur zum Teil den Erfolg bestimmen. In Japan braucht man ganz lange Zeit, um eine Entscheidung zu fällen. Aber wenn diese Entscheidung dann gefallen ist, wird sich auch keiner mehr dieser entgegenstellen. In Japan laufen die Uhren anders. Die Engagements und Investments sind "long term".
Was man lernen kann, sind eigentliche Aspekte wie die von der Notwendigkeit der Standardisierung, von virtuellen Gütern, von Communities, von Preismodellen. Aber man wird den Erfolg in diesen Ländern im Osten nicht eins zu eins in den Westen verlagern können.
Lieber ein "Bitpipe" sein, als ein "Nichts" zustande zu bringen. Wichtig kann es sein, dass die Telphone der Zukunft zum "identity key" werden.

 Richard Saggers, Head of Mobile Advertising, Vodafone Group Services (London, Großbritannien)
Richard gibt zunächst eine seiner Standard-Präsentationen aus denen hervorgeht, wie effektiv die mobile Kommunikation im Werbeumfeld sein kann, vor allem, wenn dieser Dienst im Zusammenhang steht mit anderen Aktionen, die in anderen Medien angetriggert werden.
Wichtig sind für ihn vor allem die sogenannten "emerging markets" wie Südafrika oder Indien, die zum Teil einen noch viel grösseren Gewinn versprechen, als dies in Europa möglich ist.
Was in Zukunft noch besser werden muss, ist die Effektivität der Technologie und die Messbarkeit der Ergebnisse in Bezug auf ihre Wirkungsgüte.

 Eyal Reshef, Founder & CEO, Israel Mobile & Communication Association (IMA)
Eyal macht deutlich, dass die Entwicklung von "Communities" im Internet sich mehr und mehr auf die mobilen Endgeräte verlagern wird.
Japan und Korea legen Zahlen und Anwendungen vor, von denen der "Rest der Welt" bislang nur träumen kann. Aber heute werden schon mehr und mehr Inhalte für den mobilen Markt produziert und/oder gekauft.
Im folgenden Teil des Vortrages werden wir mit einer Reihe neuer Anwendungen bekanntgemacht, die in Israel entwicklt wurden und inzwischen weltweit verkauft.

 Harald Neidhardt, CMO & Co-Founder, Smaato (San Francisco, USA)
Harald macht deutlich, dass "texting" nicht aus dem Osten, sondern aus dem Westen kommt. Und bei dem Thema "mobile marketing" sei es wichtig, diesen enorm fragmentierten Markt in den Begriff zu bekommen. Diese Unterschiede sind sprachlicher, kultureller aber auch technischer Natur und stellen hohe Herausforderungen.
Seine Helden der Zukunft sind Angebote wie Blyk, R/GA, BudBowl, Smirnoff, 3G.CN [6] - und sein Tool der Zukunft ist das Smartphone.
Das Problem sind immer noch die bestehenden Gewohnheiten, die der Zukunft der mobilen Anwendungen noch entgegen stehen. Das war vor zehn Jahren schon das Gleiche mit dem Online-Thema und würde sich jetzt fast genauso wiederholen.

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NOTA: Am Schluss wurde eine eigene Frage zum Thema der Bewegtbild-Anwendungen in mobilen Endgeräten gestellt. Die Antworten lassen sich in den folgenden Punkten zusammenfassen:
 Wir brauchen kein Live-Broadcast im Mobiltelefon.
 Wir brauchen besondere Inhalte, die einer mobilen Nutzung Wert sind.
 "Mobile is still in the total beginning".
 "Mobile use is still a snacking behaviour".
 Das Problem ist nicht der Bildschirm, sondern die Stromversorgung.
 Wir brauchen Leute, die in der Lage sind, etwas für den mobilen Konsum zu programmieren und in Szene zu setzen.
 "Mobile? Mobile is all about sharing moving images content!.

15:45 Digital Footprints, Targeting und Profiling: Dem Nutzer auf der Spur

Das Internet verfügt über einen einzigartigen medialen Leistungsvorteil: Als echtes rückkanalfähiges Medium vermag es, seine Nutzer und deren digitale Wege durch das Netz zu erkennen. Daraus ergeben sich zahlreiche innovative Möglichkeiten der Interaktion mit den Konsumenten, sei es beispielsweise in Form punktgenauer werblicher Ansprache von Zielgruppen (Targeting) oder der Nutzungsverfolgung (Tracking) zur Optimierung von Transaktions-prozessen. Doch nicht alles, was technisch machbar ist, ist wirtschaftlich sinnvoll - und vor allem datenschutzrechtlich unbedenklich. Welche neuen Chancen und Potenziale bietet die digitale Transparenz, und wo setzt der deutsche bzw. europäische Datenschutz dem "gläsernen" Konsumenten klare Grenzen?

Moderation:
 Prof. Harald Eichsteller, Hochschule der Medien Stuttgart (HdM)

Referenten:

 Matthias Ehrlich, Geschäfsführer, United Internet Media
 Dr. Martin Mitschke, Rechtsanwalt, Mitschke Rechtsanwälte
 Christian Elsner, Country Manager, Nedstat

11:30 - 17.30 Uhr Panel 2

11:30 Uhr Screens of Live - Bewegtbild produzieren über alle Kanäle

Die Screens of Live sind die Bildschirme, die uns täglich begleiten und über die wir uns informieren oder unterhalten. Die Kanäle werden konvergenter und die Anforderungen steigen. Während Film und Video noch vor Jahren die Domäne von Kino und Fernsehen waren, steht das Web mit Streaming und Web-TV inzwischen immer stärker im Mittelpunkt. Doch durch Themen wie IPTV geht die Entwicklung auch in die andere Richtung und das vormals lineare Fernsehen wird interaktiv.

Moderation:
 Klaus Eck, Kommunikationsberater und PR Blogger, Imagecapital

Referenten:

 Thorsten Meier-Bartlog, Executive Producer, GoodFilm
 Alexander Isadi, Rechtsanwalt und Medienberater
 Joel Berger, Managing Director, Fox Interactive Media Germany (MySpace)

Hier nur einige wenige Hinweise die bei einem Kurzbesuch in dieser Gruppe aufgeschnappt wurden: Der Kataloghandel - wie Otto - vertreibt schon heute mehr Produkte im Netz als über den Katalog. Und in diesem Segement werden Produkte wie Computer mit über 90% nur noch online gekauft. Und das Bewegtbild ist eines der ganz wichtigen "trigger" für dieses Geschäft.

13:45 Uhr Bewegtbild im Medienmix

Online-Videos und Webcasts liegen im Trend. Wie sehen erfolgreiche Formate aus? Was muss bei der Einbindung in Werbe- und PR-Kampagnen beachtet werden? Wie können emotionale Botschaften und Interaktivität verbunden werden? Das Panel zeigt Konzepte auf; es diskutiert Praxiserfahrungen und Perspektiven.

Moderation:
 Klaus Eck, Kommunikationsberater und PR Blogger, Imagecapital

Referenten:

 Dr. Klaus Goldhammer, Geschäftsführer, Goldmedia
 Michael Wurzer, Geschäftsführer, very.tv
 Tony Douglas, Innovation Manager Emerging Media, BMW Group

15:45 Uhr Wahlentscheidung im Netz?  [7]

Die Pläne für die nächste Bundestagswahl werden schon geschmiedet. Wie mutig und wie amerikanisch wird der Web-Wahlkampf 2009 sein? Welche digitalen Strategien werden wir schon im Vorfeld sehen, wer hat die beste Ausgangssituation? Oder kehrt bei den Politik-Bloggern die Ernüchterung ein und werden klassische Formate überwiegen. Entscheider aus der ersten Reihe diskutieren ihre Erfahrungen und Einschätzungen.

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Moderation:
 Christoph Dowe, Chefredakteur, politik-digital.de

Referenten:

 Hubertus Heil MdB, Generalsekretär, SPD
MeineSPD.net schafft eine Mitwirkungsmöglichkeit für die SPD-Basis, aus der man heraus was Eigenes schaffen kann. Es gibt 20tausend Beteiligte, die sich von sich aus vernetzen und so verselbständigen.
Dennoch sind wir an diesem Punkt anders als die Grünen: Wir suchen und brauchen authentische Menschen, die von sich aus sprechen. Und das gilt vor allem für die letzten Tage vor einer Wahl. Und was die Blogger betrifft: Das wäre albern, wenn unsere Leute jetzt so tun würden, als ob sie das erfunden hätten. Aber wir haben in unserem Beirat Leute die uns helfen, das überhaupt zu verstehen. Und so wird es mehr und mehr "cross-over-Kommunikation" geben.
Der Versuch, dabei Einfluss zu nehmen, soll durchaus statthaft sein. Zum Beispiel die Seiten zum Thema "Grundeinkommen" sind nun nicht wirklich im Sinne des Generalsekretärs, aber deshalb darf man sich noch lange nicht aus dem Takt bringen lassen. Man braucht in dieser beschleunigten Welt ein dickes Fell - und doch auch einen guten Instinkt.
Es gibt drei Ziele, auch im Internet: Die eigenen Anhänger zu mobilisieren, die potenziell Interessierten anzusprechen, die Gegner ins Abseits zu stellen.
Die Podcasts sind noch ein add-on. Aber das Archiv mit den alten Wahlkampfspots wird heute schon geschaut "wie Bolle".

  Steffi Lemke, Bundesgeschäftsführerin Bündnis 90/Die Grünen
Sie will wirklich dafür Sorge tragen, dass sich Gemeinschaften von unten her organisieren und publizieren. Das meiste Geld hat nicht die Zentrale, sondern liegt in den Bezirken. Und man ist schliesslich aus Minoritäten-Gruppen heraus entstanden. Und das gilt zum Teil auch heute noch.
"Ich habe keine Kontrolle über meine Wählerschaft und ich will die auch nicht haben." Unser Mitgliedschaft kann sich einbringen und tut das nicht erst online, sondern auch schon seit eh’ und je "offline".
"Die Bloggosphäre ist kein Meinungsspiegel". Der Versuch, das Wahlprogramm in einem Wiki-System mitschreiben zu lassen, "war ein neues Instrument der Partizipation, aber es war nur ein mässiger Erfolg". Es wurde zweimal versucht. Und dann wurde das Experiment fallengelassen.
"Die Postcasts, die wir selber ins Netz stellen, sind langweiliger als die, die über uns gemacht worden sind. "
Webkraft und Parteikraft sind auf der neuen Europa-Website von Cohn-Bendit gut miteinander vernetzt.

 Prof. Dr. Jo Groebel, Dirketor, Deutsches Digital Institut
Die Parteien haben ein genuines Eigeninteresse an einer solchen Online-Kommunikation. Das müssen sie haben. Die Kraft und die Macht des Internet entsteht nicht im Offiziellen, sondern im Infomellen.
Wähler argumentieren und entscheiden nicht mehr langfristig, sondern aus kurzfristigen Motivationen. Und da(nn) kann das Internet sehr hilfreich sein.
Im Web sind jetzt nicht die demokratischen Bewegungen ausgebrochen. Aber das Web hat eine immense Funktion für die Mobilisierung von Parteimitgliedern, weil in vielen Beiträgen nicht mehr SPD draufstehen muss, wo SPD drin steht.

 Jörg Sadrozinski, Redaktionsleiter tagesschau.de, NDR/tagesschau.de [8]
Fernsehen ist nach wie vor das Leitmedium. Und danach kommt "Spiegel.Online". Und wir holen uns auch von dort die Anregungen.
Man guckt als Journalist nicht als erstes bei den Parteien nach, sondern auf andere Websites, auf die Agenturen. "Wir haben nach wie vor ein ganz klassisches Agendasetting."

Es gelten die Regeln des Urheberrechts all rights reserved

NOTA: Auf eigene öffentliche Nachfrage wird um Auskunft darüber gebeten, warum sich nicht alle Parteien an diesem Panel engagiert haben.
Christoph Dowe weiss es nicht... aber der Veranstalter lässt im Nachherein wissen, dass "alle Parteien" angesprochen worden seien und ausser von den beiden Anwesenden von allen Anderen die Einladung abgelehnt worden sei.

18:00 Uhr Preisverleihung Deutscher Multimedia Award 2008
 Moderation: Oliver Welke
 [9]

Es gelten die Regeln des Urheberrechts all rights reserved

20:00 Uhr Jazz, Grill & Chill-Out im Garten der Landesvertretung


Nachtrag 1: Die Liste der Preisträger entnehmen wir einem Beitrag aus dem elektronischen Medienhandbuch vom 23.06.2008 07:50 Uhr: inklusive Kommentar. Der wäre - aus eigener Hand - wahrscheinlich noch bissiger ausgefallen von wegen "typisch Verband..." (Wobei einem als ehemaligem Mit-Initiator des DMMV das durchaus zugestanden hätte zu sagen: Never mind, folks ;-)

Nachtrag 2: Da gleich mehreren Referenten die aktuellen Daten der hier genannten Anbieter nicht wirklich geläufig waren, hier nochmal diese Zahlen, so wie sie jetzt am 26. Juni 2008 bei Kress zitiert wurden, im Überblick:

Die Top 10 der größten Online-Medien

 

Rang
Angebot
Netto-Reichweite in Mio Unique User
2008-I vs.
2007-IV
in Mio
in %
1. T-Online
15,16
+0,02
+0,1
2. Web.de
13,29
-0,19
-1,4
3. Yahoo Deutschland
11,00
+0,07
+0,6
4. MSN.de
8,81
+0,30
+3,5
5. GMX
8,41
+0,00
+0,0
6. MyVideo
6,56
+0,14
+2,2
7. ProSieben.de
6,40
-0,65
-9,2
8. MeineStadt.de
5,90
+1,59
+36,9
9. RTL.de
5,74
+0,72
+14,3
10. StudiVZ
5,54
+0,92
+19,9
© kress.de
Quelle: AGOF internet facts

 

Anmerkungen

[1Die hier nicht kommentierten Veranstaltungsteile fanden jeweils parallen zu den hier kommentierten statt. Und die Entscheidung, an welcher der Gruppen teilzunehmen sinnvoll ist, wurde von den äusseren Umständen diktiert: der Verfügbarkeit einer Steckdose mit elektrischem Strom, der den Rechner den ganzen Tag über in Betrieb hält.

[2Hier eines der "Trackbacks" aus der für diesen Kongress engagierten Blogger-Szene:
http://thorstenulmer.twoday.net/sto...

[3Endlich jemand der genaus das tut, was "man" schon über so lange Zeit nicht nur "gepredigt" sondern immer wieder selbst umzusetzen versucht und auch in der Literatur zu beschreiben sich bemüht hat.

[4Anmerkung des Herausgebers: Sorry Judy. Aber diese Keynote ist - bei allem Interesse für das eigene Firmen-Profil und seine Kapazitäten - nichts anderes als ein reines "sales pitch". Auch man sich als DER "enabler" für das "small business" versteht, damit "ein gutes Werk" tut - und daran selber auch noch verdient.

[5Sorry, diese Präsentation leider nicht wahrgenommen, da die mittäglichen Begegnungen ebenso spannungsreich wie fruchtbar waren und über die dafür vorgegebene Zeit hinausreichten. WS.

[6500 Millionen Zugriffe am Tag!

[7Ärgerlich. Hier wurden sechs Absätze Text eingestellt und dann beim Einspeichern ins Netz auf dem Weg durch das W-Lan "abgeschossen". Danach bedurfte es zunächst einiger weiterer Schreckminuten, die zunächst überwunden werden mussten.

[8Schade, gerade seine ersten offenen und durchaus selbstkritischen Darstellungen sind durch den hier beschriebenen Technikfehler unwiderruflich verloren gegangen.

[9So, meine Damen und Herren, liebe KollegInnen und Freunde: Jetzt feiert mal schön! WS.


 An dieser Stelle wird der Text von 25270 Zeichen mit folgender VG Wort Zählmarke erfasst:
3f46524bd0760c9b59519657f06b62