Da wo einst die DDR war - gleich neben der ehemals einzigen real existierenden Autowaschanlage der Hauptstadt - wird in der Nacht zum Mittwoch wieder ein Geschäft gestürmt.
Dieser Vorgang ist sowas von real wie absurd, dass wir an dieser Stelle zunächst einmal selber einige der Berichtestattter sprechen lassen wollen:
rbb-aktuell: Gedränge: Verletzte bei Alexa-Eröffnung
Noch am Tag zuvor hatte es sowohl für die Presse als auch für die VIPs eine Möglichkeite der Vorbesichtigung begeben. Die Abendschaut hat darüber berichtet. Der Bericht kann über einen Real-Video-Link online abgerufen werden. Ebenso die Abendschau-Reportage vom Tag danach.
Besonders beeindruckend die Bildergalerie in der Welt, die hoffentlich eine Zeitlang zu sehen bleiben wird.
Insgesamt haben die Zeitungen schnell auf dieses Ereignis reagiert. Und es ist zu hoffen, dasa auch für die, die ausserhalb Berlin bislang nichts von diesem Ereignis mitbekommen haben, die nachfolgend zitierten Links noch eine zeitlang erhalten bleiben. Hier einige Hinweise:
– auf die Online-Ausgaben der Springer-Zeitungen: Berliner Morgenpost und die Welt, die von einer blutigen Schnäppchenjagd und vielen Verletzten bei der Media-Markt-Eröffnung berichten
– das "Advertorial" des Tagesspiegels samt Video-Trailer, einer eigenen Fotostrecke, einem Eigenbericht [1] und einem Weblog [2]
– den Abendschaublog des rbb
– die Berliner Zeitung mit ihrem sehr ausführlichen Bericht auf der Seite 3 in ihrer Donnerstags-Print-Ausgabe.
Wir halten fest: nachdem der Andrang so ungeheuer gross war, hat sich das Management des Hauses entschlossen, schon vor Mitternacht die grossen Glastüren zu öffnen. Keine Stunde später musst der Laden zunächst einmal wieder geschlossen werden um die Invasion zu bewältigen, die Schäden zu beseitigen und die Regale aufzufüllen.
Zur Absperrung des Eingangs hatte auch die Polizei mit über 100 Einsatzkräften zu Hilfe gerufen werden müssen. Was der Landeschef der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Bodo Pfalzgraf, mit den Worten kommentierte: «Die Organisation von Geschäftseröffnungen ist nun wirklich nicht Sache der Polizei. Für solchen Unsinn fehlt uns schlicht das Personal.»
Unsinn? Vielleicht hat das Ganz doch seinen tieferen Sinn. Geht es vielleicht doch um mehr als "nur" um "Schnäppchenpreise"? Hier: In der Mitte der ehemaligen Hauptstadt der DDR. Gleich neben der inzwischen trabant-wartburg- und bürsten-freien Waschanlage...
Nachträge:
– Bereits kurz nach Veröffentlichung des Artikels treffen mehrere Anrufe ein. In einem Gespräch wird darauf verwiesen, dass es vergleichbare Prügelszenen Ende 89 an der Bernauer Strasse gegeben habe. Das war, als dort von einem Ferrero-Lastwagen Mon Chérie Pralinen an die Bevölkerung verteilt worden seien.
Aber, so kommt sogleich die Frage auf, ob das damit denn überhaupt noch in irgendeiner Weise vergleichen werden könne?

Auf jeden Fall wundert es, dass es überhaupt jemanden wundert, dass die Menschen irgendwann angesichts der oft schweinisch teuren Preise sich nicht für blöd verkaufen und nur noch die Sau rauslassen. [3]

Wer Wind säht, wird Sturm ernten: Hier nochmals das erste Media Markt Plakat, auf das ja bereits in dem französischsprachigen Beitrag IFA_07 (VI) Manque de personnalité hingewiesen worden war:

– Am Freitag, den 14. Septermber 2007, ist zumindest in der Berliner Zeitung erneut eine Werbung eingelegt, die sich ausschliesslich auf Angebote im neuen Media Markt Mitte bezieht und wie folgt überschrieben ist:

Das wird hier deshalb nochmals herausgestellt, da der "ostige" Titel für sich schon Bände spricht - und zugleich nach all der auf den Tagesspiegel bezogenen Schelte auch daran erinnert werden soll, dass zur Eröffnung der diesjährigen Medienwoche am Alex [4] der britische
Aufkäufer des Berliner Verlages, der Executive Chairman der Mecom Group David Montgomery verkündet hatte, dass er seine Chefredakteure nun auch zu Geschäftsführern seiner Zeitungen machen werde.
O tempora, o mores - es kann also prognostiziert werden, dass so ein "Sündenfall" wie dieser des Tagesspiegels schon heute nicht länger als eine Ausnahme, sondern als Regelfall zu betrachten sein wird.