Auch wer nicht des Niederländischen mächtig ist, kann sich über den Link:
www.autoblog.nl
an die Berichte über die Ausgrabung eines ehemals weissgoldenen Plymouth Belvedere Sport Coupes herantasten, der am 15. Juni 1997 in einer Art Zeitkapsel in der Stadt Tulsa, Oklahoma vergraben worden war.
In jener Zeit hatte Tulsa die meisten Autos pro Einwohner in den USA - Los Angeles ausgenommen. Und man war sich sicher, dass die Öffnung des Betonsarges 50 Jahre danach auch ein gutes Geschäft sein werde. Das nagelneue Auto hatte damals ca 2000 $ gekostet und würde heute ein Vielfaches wert sein - so die Annahme.
Wie die Webseite www.buriedcar.com/ zum besten gibt, wurden zusammen mit dem Wagen eine Frauenhandtasche, Beruhigungspillen, Zigaretten, ein Kasten Bier und ein nicht eingelöstes Parkticket begraben. [1]
Als das Ganze jetzt tatsächlich wieder geöffnet wurde, so zeigen die Fotos, war der Wagen aber vollends verrostet und so verrottet, dass auch die 10 Gallons Benzin und 5 Quarts Öl nichts mehr haben in Bewegung bringen können - ausser unsere Phantasie: Hatte man damals doch diese Triebmittel mit beigegeben in der Annahme, dass 50 Jahre später schon alle Autos mit Atomkraft fahren würden...
Darüber hinaus konnten 1957 Wetten abgeschlossen werden, wie hoch die Einwohnerzahl von Tulsa im Juni 2007 sein würde. Jetzt wird nach den auf Mikrofilm vereweigten Zahlen und deren Urheber gesucht, die der aktuellen Zahl von 382.457 am nächsten gekommen sind. Sollte eine solche Person oder ihr Erbe identifiziert werden können, wird ihr am 14. September 2007 der Schlüssel des Plymouth Belvedere Sport Coupes überreicht werden, so wie der Betrag von 100 $ - samt Zins und Zinseszins aus 50 Jahren.
Das wirklich spannende an dieser Geschichte ist die Überlappung von gleich mehreren Ebenen, die sich gegenseitig ergänzen und verdichten:
– der Glaube an die Aufbewahrbarkeit von Neuwertigem
– die Konfrontation mit der Natur als "Zahn der Zeit"
– die Umsetzung der Idee von "cultural heritage" als Lotterie
– die Inszenierung von Geschichte als öffentliches Ereignis
– die Erfahrbareit von Vergangenheit als lokales Event
– die "Graböffnung" als "event" anstatt "evangelizer"
– die gleichzeitige Verlängerung und Verkürzung von materialisierter Zeit.
Das vielleicht spannendste Moment aber ist die Tatsache, dass eine aktive Nutzung und Pflege des Wagens eher zu seinem Erhalt beigetragen hätte, als ihn zu begraben.
Da ist ein Vostell radikaler - und konsequenter.