I.
Gemäss dem Titel GSMA Mobile World Congress lag auch an diesem letzten Tag der Schwerpunkt der Beobachtung an der Teilnahme an mehreren Kongress-Veranstaltungen. Diese bieten immer eine gute Mischung aus:

Präsentation,

Podiumsdiskussion,

Frage und Antwort mit dem Publikum

und die Möglichkeit, im Anschluss direkt nachfragen und Karten tauschen zu können. [1]
II.
Dabei mag dahingestellt sein, ob es sich bei der Begegnung von
– Ralph de la Vega, Chief Executive Officer, AT&T Mobile [2],
– Neeraj Roy, Chief Executive Officer, Hungama, und
– SeHyun Oh, President of Convergence and Internet Business(C&I Business), SKT
nun wirklich um ein "Power Panel" gehandelt haben mag oder nicht.
Gut an dieser - von Dr. Didier Bonnet, Vice President & Global Leader, TME Consulting Practice, Cap Gemini geleiteten - Veranstaltung war, dass hier Männer beisammen sassen, die im Alltag der Entwicklung und Anwendung von mobilen Dienste und Strategien Entscheidungen zu fällen haben. Und dass sie zumindest ein Stück weit bereit waren auch öffentlich zu machen, unter welchen Voraussetzungen sie wie entschieden haben - und warum.
Gut war an dieser Besetzung auch, wie unter dem Dirigat eines moderierenden Europäers ein Vertreter aus den USA mit einem Mann aus Indien und einem aus Korea ins Gespräch gebracht werden konnten. Dass dieses gelang, ist sicherlich auch dem Moderator zu verdanken, vor allem aber dem Umstand, dass die Herausforderungen dieses Marktes - bzw. dieser Märkte - sich zwar noch regional unterschiedlich beantworten lassen, aber letztendlich nur noch im globalen Kontext gesehen und bewältigt werden können.
Wobei, mit Verlaub gesagt, die Europäer in diesem Umfeld eben vielleicht auch symbolisch gar nicht mehr als "Player" in Erscheinung traten
– AT&T hatte sich gerade in (s)einem neuen Vertrag mit der Kaffeehaus- und Software-Retail-Kette Starbucks gegen den bisherigen IT-Partner T-Mobile durchgesetzt
– Bollywood ist inzwischen selbst auf der Berlinale mit seinen Stars das Thema mit dem höchsten "Kreischfaktor" bei den Zaungästen am Rande des roten Teppichs geworden [3]
– und die Anwendungskonzepte und Entscheidungen des koreanischen Mobilfunkbetreibers werden auch weiterhin nachhaltige Zeichen setzen, auch auf den europäischen Märkten.

III.
In der mit viel Geschick von Kevin Obi [4] SVP, New Digital Media Business,
NBC Universal, geleiteten Session zum Thema: "Mobile TV and Video - Making It Happen" kam ein zweiter Strang eine gemeinsamen Denkens über die anstehenden Herausforderungen zur Geltung: die nicht mehr zu übersehende Notwendigkeit, dass sich die Medien- und die IT-"Player" an einen Tisch zu setzen haben und über gemeinsame Strategien nachzudenken, wie dieser neue Markt in Zukunft für beide Seiten profitabel anzugehen sei.
Bei allem Widerspruch, der sich zu im Zusammenhang mit der Frage "What TV Services Do Consumers Really Want?" zwischen den Teilnehmern des Panels mit
– Stanley Fertig, Senior Vice President, HBO International
– Pierre-Emmanual Struyven, CMO, Streamezzo
– Stuart Collingwood, Senior Vice President, EMEA, Sling Media
– Gideon Bierer, Senior Vice President, MTV
– Weijie Yun, Chief Executive Officer & Co-Founder, Telegent Systems, Inc.
auch aufgetan hatte, an diesem Punkt gab es weitgehende Übereinstimmung.
Interessant hier die vom "the BBC Guy" Peter Mercier, Head Digital Media Division, BBC Worldwide vorgestellten Perspektiven aus der Sicht eines "Global Broadcasters".
Am beindruckendsten aber war die aus vielen Jahren Praxis und Anwendungserfahrung gespeiste Präsentaion von
– Colin Miles, Co-founder and Executive Vice President, i-POP [5]
Sein Thema war das "Mobile Integrated TV in Asia: A Recipe for Success or An Overcooked Broth". Und um es in einem vielleicht etwas zu scharfen Ton zusammenzufassen: Während sich das ZDF inzwischen dazu hergibt, in einem aktuellen Krimi den Kommissar ständig mit einem Handy telefonieren zu lassen, das sich immer wieder aufs Neue mit seinem urtypischen Nokia-Klingelton vernehmen lässt, sind in Asien inzwischen ganze Spielhandlungen auf den Einsatz von mobilen Endgeräten aufgebaut. Spielhandlung: Das sind Plots, in denen in einem Spielfilm ein von Attentätern verwendetes Mobiltelefon eine entscheidende Rolle spielt. Und das sind aber auch jene seit Urzeiten bekannten Formate vom Typ einer "Schnitzeljagd", die sich mit dem Einsatz von mobilen Endgeräten inklusive Bewegtbildempfang und geostationärer Ortung zu ganz neuen telegenen Abenteuern ausbauen lassen.

IV.
Der Nachmittag allerdings endete mit einer Riesenenttäuschung: den die Idee, einen solche Konferenz mit einem Ausblick auf das abzuschliessen, was den Nutzer in Zukunft erwarten kann - und was man von ihm in einer "Mobile Society" als soziales Wesen zu erwarten hat, wurde von dem durchaus bemühten Moderator: Ken Blakeslee, Managing Director, Web Mobility Ventures, völlig verschenkt.
Unter dem Titel "You Want to Do What? A Cutting-Edge Service Showcase" wurden Präsentation mit durchaus spannenden Titeln angeboten
I Want to Save the Planet’s trees! "Read and Delete" not "Print and Discard," Pursuing New Business Opportunities in Mass Mobile Digital Media
– Thomas van der Zijden, VP Marketing & Sales, Polymer Vision
Football Is My Goal! If I Can’t Be There, I Still Want to Be There. European Football Club as an MVNO
– Alex Besen, Founder and Managing Consultant, The Besen Group
I Want a Personal Translator With Me, Wherever I Go. Real Time Language Translation from Your Mobile
– Gideon Clifton, Chief Executive Officer, Echo Translator
I Want to Blog Anywhere, Anytime. The Speech to Text to Blog Phenomenon
– James Scroggs, Vice President, Consumer Business, SpinVox
I Want to Watch What I Want, When I Can. And on Big Screen. Personal Displays. The Big Screen in your Pocket.
– Russell Hannigan, Director, Business Development, Microvision
Diese Präsentation macht nicht nur auf die neuen Chancen und Märkte diese "generation mobile" aufmerksam, sondern auch auf ihr ganzes Elend. Da wird die Welt aus der Sicht des vorgestellten Brands jeweils so uminterpretiert, wie man es gerade braucht, um einen Nachweis führen zu können, dass gerade dieses neue hier präsentierte Produkt in Zukunft "der Bringer" in der Welt der mobilen Anwendungen sein wird.
Da ging es vom Diktiersystem, dass das Gesagte in Text umsetzt, um damit seine Blogs füllen zu können bis hin zur Übersetzungsmaschine mit der man in der Lage sein soll, sich in einer fremden Sprache mit dem Taxifahren "unterhalten" zu können. Die Tatsache, dass das Ganze nun auch auf einem mobilen Endgerät möglich sein soll, ist allein noch wahrlich keine Neuerung mehr. Und ob ausgerechnet das nun mehr "Lebensqualität" bringen wird?
Auch er Versuch, dem Moderator im Nachgang zu dieser Veranstaltung mitzuteilen, dass gerade diese Veranstaltung das Zeug dazu gehabt hätte mehr zu sein als eine mehr oder minder gut kaschierte Pitching-Session, scheiterte. [6]