Auch dieser Tagesbericht wird sich sicherlich sehr deutlich von dem unterscheiden, was Tages- und Frachpresse über diese GSMA Konferenzen in Barcelona zu sagen haben werden.
Wurden doch jeweils nur ein Ereignis herausgepickt und auch dieses unter einem sehr spezifischen Blickwinkel wahrgenommen.
So wurde aus der Unzahl der Presse-Events und -Konferenzen eine einzige heraugepickt, weil sich auf dieser eine Firma darstellt, die es "eigententlich" gar nicht mehr gibt und die es jetzt dennoch wieder gibt.

Auf der Pressekonferenz der Firma Alcatel gibt der CEO das Ziel bekannt, in den nächsten drei Jahren zu einem der fünfgrössten Hersteller von Mobiltelefonen aufgestiegen zu sein.

Dabei soll eine Doppelstrategie gefahren werden: das Brand "Alcatel" soll überall dort weiter Verwendung finden, wo sich seine bisherige positive und deutliche Konnotation an den bisherigen Markt und die "alte" Marke anbietet. Und dort, wo eine solche Anknüpfung an diesen europäischen Traditionsnamen nicht möglich ist, wird auch das Brand der eigenen Firma in die Vermarktung gehen.


Wir hatten an anderer Stelle darüber berichtet, wie die grossen Deutschen Traditionsmarken aus dem Rundfunkbereich mehr und mehr von internationalen Kapitalgebern und Industriebetrieben vornehmlich aus Asien übernommen worden sind - und es ist sichtlich eine heute gar nicht noch genug zu schätzende Wirkung - mit der Frau Metz heute noch ihren gleichnamigen Betrieb "an vorderster Front" mit repräsentiert.
Wir haben auch darüber gesprochen, wie es ist, wenn nach und nach ein Brand wie das für die IBM-Rechnern von dem der Marke Lenovo ersetzt wird.
Aber hier ist es spannend zu sehen, wie ganz bewusst ein Markenname verwendt wird, um an prägende Traditionen anzuknüpfen und zugleich das Ziel damit zu verbinden, andere genauso traditionsmächtige Brands von ihren bisherigen "angestammten" Plätzen zu verdrängen.
Gerade in einer Welt, in der es nur so wimmelt von neuen Namen für Firmen und Dienste. Wobei - und das ist das ganz besondere - diese Namen nicht nur die vieler Newcommer sind, sondern in vielen Fällen auch Ausgründungen von "Traditionsbetrieben". Vor allem von solchen, die sich nicht - wie Sony und Ericsson, Siemens und Benq oder jetzt Motorola und [darf man den Namen schon nennen?] - mit anderen zusammengetan haben.

All dies aber ist nicht Thema der PK - hier wird vielmehr von einem Franzosen, der gutes Englisch spricht, ganz im klassischen japanischen Stil die ganze Palette der neuen Geräte wird vorgestellt. Und jeweils mit besonders wohl gewählten Worten und Hintergrundbildern wird versucht zu zeigen, dass jedes dieser neuen Telefone etwa ganz besonderes sei. Auch das "Einsteiger-Handy", gerade weil es sich so besonders gut für die Durchführung der wesentlichen Aufgaben eignen würde und daher auch mit einer ganz besonders gut ausgeklügelten Software ausgestattet sei.

Das Profil dieser Männer ist ausschlaggebend für den zukünftigen Erfolg. Jeder von ihnen kommt aus einer Kultur, die sich synnergetisch in das ganze Unternehmen einbindet. Die Wurzeln der neuen Firma liegen in Japan, die Erde, aus der sie mehr und mehr herauswachsen wird, ist europäisch, und der Dünger und Wachstumsplan ist US-amerikanisch.
Ganz besonders auch, dass sich der Firmenchef nach einer Reihe von Kontaktaufnahmen im Anschluss an die PK dennoch Zeit für ein längeres zuvor so nicht vereinbartes Hintergrundgespräch genommen hat. Und ohne daher an dieser Stelle ins Detail gehen zu können wird klar, dass diese cross-cultural-ownership letztendlich einem einzigen Ziel zu- und ggf. auch untergeordent wird: zu gewinnen. [1]

So gesehen, dürfte man die nachfolgenden Bilder von der in der Presse am häufigsten zitierten Kongressveranstaltung Mobile Backstage genannt, auch gar nicht zeigen. Der Held des Tages war auch der Wegbereiter für so manche Meldungen zur Konferenz, die rund um diesen Mann aufgebaut worden waren.

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Aber wenn es dem Veranstalter nicht einmal möglich war, auf der eigenen Website eine Biographie dieses Mannes bereitzustellen, dann sollten die nach folgenden Beobachung nicht als "Nestbeschmutzung" interpretiert, sondern eher als Hinweise dafür genutzt werden, wie es gelingen kann, aus so einem einmaligen Hype eine hinreichend erkenntnis- und sinn-stiftende Veranstaltung zu machen.

Auch hier nur ein Beispiel als pars pro toto: die diesen Tag abschliessende "Case Study" vom RealNetworks Chef Rob Glaser.


Wie das Foto von einer der vorangehenden Gesprächsrunden zeigt, war das Interesse nach dem Ende der "Elefantenrunde" rasant abgeflaut. Und dabei waren auch einige der nachfolgenden Einlassungen - wie die vom Mulitmedia-Sales-Guru von Nokia, Mark Selby - so stark, dass sie am Folgetag in einer der Keynotes zum Thema Content erneut zitiert wurden.
In Glasers Präsentation ging es wirklich sehr konkret unter anderem um musikbezogene neue Anwendungen im Umfeld mobiler Dienste - und doch sprach er nur noch vor einer kleinen Schaar von Anwesenden. [3]
In den nach-mittäglichen Gesprächsrunden dagegen ging es um Themen, die sich noch sehr nach Zukunftsmusik anhörten: um Filme auf den Handys. Und bei dieser Gelegenheit war der Saal rappelvoll - dank des Namens und der Persönlichkeit von Robert Redford, mit der auch die Homepage der Veranstaltung als "start-up" geschmückt wurde. [4]

So einen Coup gelandet zu haben, während sich in Berlin die Festspiele während eines halben Tages mit dem Thema Film und Web2.0 beschäftigt hatten, ist schon ein Erfolg. Zumal der Film im Internet schon sehr viel mehr Präsenz und Potenz aufweist als beim Direktempfang durch mobile Endgeräte.
Und dennoch ist vieles von dem hier Erlebten immer noch zu vergleichen wie die allerersten Autos, die zwar schon einen Motor hatten aber immer noch aussahen wie umgebaute Pferdedroschken. Man ist immer noch auf der Suche und hält sich daher gerne - und umso lieber - an den Stars fest: in der Hoffnung, dass da helfen könne, bis dass einem selber ein Licht aufgehen möge.
Denn das Erschreckendste waren eigentlich nicht die zeitweise gähnend leeren Reihen. Das Erschreckendste war eigentlich, dass von diesem grandiosen Ort, dem Palau Nacionlaz für katalanische Kunst - auch der Gegenwart - auf diese Umgebung eigentlich nur als Staffage bezug genommen aber in keiner Weise inhaltlich referenziert wurde.

Kein Wunder: die in diesem Nationalpalast der Kunst Kataloniens ausgestellten Dinge und Werke scheinen in der Tat äonenweit von der Welt der portablem Bewegtmedien entfernt zu sein. Es sei denn, man würde in der Rotunde dieses Palastes nicht nur Lautsprecher aufhängen, sondern sich - warum nicht auch per Handy - jener Einrichtungen bedienen, die an diesem traditionsreichen Ort seit langem vorgehalten werden: der Orgel zum Beispiel, die hier im Bild deutlich zu sehen ist.

Mehr dazu? Auf Anfrage!
WS.