Die einzig wahre "BB"

VON Dr. Wolf SiegertZUM Dienstag Letzte Bearbeitung: 14. Juli 2007 um 10 Uhr 58 Minuten

 

Dass Sie sich hier ja nichts Falsches unter dieser Überschrift vorstellen: Mit "BB" ist hier die "Benedikt Bibel" gemeint.

Sie wurde - wie dieses Foto ohne Nennung des Fotografen oder des Datums zeigt - in Vorwegnahme seines Namenstages am 11. Juli 2007 in den Räumen des Vatikans persönlich überreicht.

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Am 4. Juli 2007 hatte der Heilige Vater seine Gäste in der Audienzenhalle des Vatikanstaates mit den Worten begrüsst: "Liebe Brüder und Schwestern! Herzlich grüße ich alle Pilger und Besucher aus dem deutschen Sprachraum. [1] .

Ein mit diesem auf der Webseite
"http://www.bild.t-online.de/BTO/news/2007/07/09/papst-bibel/benedikt-heilige-schrift,geo=2117554.html"
abgebildetes Foto war auf der Seite Eins der BILD-Zeitung - also der vom 9. Juli - wiedergegeben worden. Allerdings waren auf diesem nur drei der vier Herren - Joseph Ratzinger (alias: Benedikt XVI.) Kai Diekmann (BILD-Chefredakteur) und Monsignore Georg Gänswein (Privatsekretär des Papstes) sowie der Verleger Dr. Manuel Herder - zu sehen, ebensowenig wie die Frauengestalt, die auf der hier zitierten Abbildung ihnen und dem Papst stand.

Zwar hatte man sich auch schon sogleich im Bild-Blog über diesen Titel Gedanken gemacht, allerdings nur im Zusammenhang mit dem schon am 29. Juni 2007 angekündigten Erscheinen der Buchausgabe.

Warum sich aber auf so deutliche Weise das Foto aus der in Portugal erhältlichen Printausgabe (ohne Abbildung des Frauenkopfes) von dem in Bild.T-Online.de publizierten unterscheidet, geht daraus auch nicht hervor. Und da hier in Portugal bei der Bild-Lektüre lediglich einer anderen Leserin "über die Schulter" geschaut wurde und das Belegexemplar nicht mehr vorliegt, wird die weitere Nachprüfung dieser Zusammenhänge möglicherweise im Nichts verlaufen.

Online war dieses "andere Foto" nicht zu finden, wohl aber der Eintrag: _ Ganz in Weiss. "Halleluja. Papst-Bibel von BILD ist da".

Darunter steht unter anderem zu lesen:

Die Benedikt-Bibel von BILD ist da!
Ganz in Weiß, in weichem Leder
Ab sofort ist sie überall erhältlich: die Benedikt-Bibel von BILD und dem Verlag Herder.

BILD-Chefredakteur Kai Diekmann: „,Wir sind Papst‘ – Mit diesen Worten begrüßte BILD den neugewählten Papst Benedikt XVI. Im Jahr seines 80. Geburtstags möchte BILD dem Papst eine besondere Freude machen: die Benedikt-Bibel.“

Das Besondere: Die weiße „Benedikt-Bibel“ hat einen wattierten weichen Einband aus feinstem Rindsleder. Das Buch mit dem goldgeprägten Papstwappen auf der Vorderseite ist rundherum mit Goldschnitt versehen und enthält viele Fotos und persönliche Texte von
Benedikt XVI.

So schreibt der Papst: „Die Bibel ist vom Volk Gottes geschrieben, die einzelnen Autoren sind inspiriert, und insofern spricht in ihnen das Subjekt Kirche, durch das wiederum Gott redet. Sie ist deshalb gerade auch dem Glauben der einfachen Menschen übergeben...“

Daran, dass ein Verlag in seiner Zeitung auch "seine" anderen Publikationen vermarktet, hat man sich ja schon "gewöhnen" müssen und dafür, dass in einem redaktionellen Beitrag dafür Werbung gemacht wird, auch.

Schliesslich macht man damit ja noch Werbung für die Deutsche Sprache: mit über 600 000 bereits verkauften Exemplaren der Bibel!

Hatte doch mit dem BRIEF DES HEILIGEN VATERS
PAPST BENEDIKT XVI.
AN DIE BISCHÖFE ANLÄSSLICH DER PUBLIKATION
DES APOSTOLISCHEN SCHREIBENS "MOTU PROPRIO DATA"
SUMMORUM PONTIFICUM
ÜBER DIE RÖMISCHE LITURGIE IN IHRER GESTALT
VOR DER 1970 DURCHGEFÜHRTEN REFORM

vom 7. Juli 2007 in Sankt Peter BENEDICTUS PP. XVI seine
"Liebe[n] Brüder im Bischofsamt" wissen lassen, dass "als Frucht langen Nachdenkens, vielfacher Beratungen und des Gebetes" festgestellt wird, dass "selbstverständlich das von Papst Paul VI. veröffentlichte und dann in zwei weiteren Auflagen von Johannes Paul II. neu herausgegebene Missale die normale Form – die Forma ordinaria – der Liturgie der heiligen Eucharistie ist und bleibt." Dass aber "Die letzte dem Konzil vorausgehende Fassung des Missale Romanum, die unter der Autorität von Papst Johannes XXIII. 1962 veröffentlicht und während des Konzils benützt wurde [...] demgegenüber als Forma extraordinaria der liturgischen Feier Verwendung finden" kann.

Will sagen, dass auch wieder die lateinische Liturgie wieder in der katholischen Kirche ihren Platz haben kann, so wie es der jeweilig diensthabende Bischof es will: "In der Tat steht jedem Bischof das Recht zu, in der eigenen Diözese die Liturgie zu ordnen (vgl. Sacrosanctum Concilium, Nr. 22: ’Sacrae Liturgiae moderatio ab Ecclesiae auctoritate unice pendet quae quidem est apud Apostolicam Sedem et, ad normam iuris, apud Episcopum’). "

Was aber dem Fass den Boden ausschlägt, dass ist die an diesem Tag offiziell herausgegebene Erklärung, dass die katholische Kirche - nach wie vor - die einzige wahre Kirche Gottes sei.

Während dieses Dokument nicht auf der Internetsuchseite des Vatikans gefunden werden kann, ist auch hier einmal mehr T-Online mit seinen Seiten zur Stelle und lässt uns - mit Hilfe von dpa - wissen, was wirklich dieser aktuellen Erklärung zum Kirchenverständnis der Glaubenskongregationdes des Vatikans steht:

" 1. Frage: Hat das Zweite Vatikanische Konzil die vorhergehende Lehre über die Kirche verändert?

Antwort: Das Zweite Vatikanische Konzil wollte diese Lehre nicht verändern und hat sie auch nicht verändert, es wollte sie vielmehr entfalten, vertiefen und ausführlicher darlegen. (...)

2. Frage: Wie muss die Aussage verstanden werden, gemäß der die Kirche Christi in der katholischen Kirche subsistiert?

Antwort: Christus hat eine einzige Kirche "hier auf Erden... verfasst" (...) Diese ist die einzige Kirche Christi, die wir im Glaubensbekenntnis als die eine, heilige, katholische und apostolische bekennen... (...) Diese Kirche, in dieser Welt als Gesellschaft verfasst und geordnet, subsistiert in der katholischen Kirche, die vom Nachfolger des Petrus und von den Bischöfen in Gemeinschaft mit ihm geleitet wird. (...)

5. Frage: Warum schreiben die Texte des Konzils und des nachfolgenden Lehramts den Gemeinschaften, die aus der Reformation des 16. Jahrhunderts hervorgegangen sind, den Titel "Kirche" nicht zu?

Antwort: Weil diese Gemeinschaften nach katholischer Lehre die apostolische Sukzession im Weihesakrament nicht besitzen und ihnen deshalb ein wesentliches konstitutives Element des Kircheseins fehlt. Die genannten kirchlichen Gemeinschaften, die vor allem wegen des Fehlens des sakramentalen Priestertums die ursprüngliche und vollständige Wirklichkeit des eucharistischen Mysteriums nicht bewahrt haben, können nach katholischer Lehre nicht "Kirchen" im eigentlichen Sinn genannt werden. (...) " [2]


Nachtrag vom 12. Juli 2007

Der an dieser Stelle ursprünglich sich anschliessende spöttelnde Gedanke, dass es jetzt nur noch fehle, dass die katholische Kirche ihr alleiniges Vertretungsrecht für die Religionslehre an den Schulen anmelden werde - wurde alsbald durch die Wirklichkeit übertroffen: mit dem offensichtlich ernsthaft gemeinten Vorschlag, die Unterweisung der Jugendlichen über die christliche Schöpfungslehre in Zukunft in den Religionsunterricht zu verlegen. Siehe dazu:

Bischof fordert Schöpfungslehre im Bio-Unterricht
"Fixierung auf Evolutionstheorie hat etwas Totalitäres"

Nachtrag vom 14. Juli 2007

In einer Leser-Reaktion findet sich der Hinweis auf die Kritik in Posners Blogg an Dieckmann, dass dieser auf Betreiben des Verlegers inzwischen hat löschen müssen - und daher an dieser Stelle nochmals im folgenden Wortlaut wiedergegeben wird.

Siehe dazu auch das Interview in der SZ unter http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/208/114094/

Alan Posener: Wir sind Papst!

Kai Diekmann hat ein Buch angekündigt. Der Titel, “Der große Selbstbetrug”, scheint zutreffender zu sein, als dem Autor lieb sein kann.

Kai Diekmann, Chefredakteur der Bildzeitung, hat ein Buch geschrieben. Was an und für sich nichts Besonderes ist. Dieter Bohlen hat auch ein Buch geschrieben.

Interessant ist jedoch der Inhalt. Diekmann sagt, so die Vorschau des Piper-Verlags, „was Sache ist“. Und zwar so:

„Meine Generation betrügt sich selbst. Wir wollen Reformen, aber ändern soll sich nichts. Wir erwarten ehrliche Politiker, wählen aber die mit den haltslosesten Versprechen. Wir fordern Freiheit, scheuen jedoch Verantwortung.“

Hey, das klingt nach ehrlicher Selbstkritik. Endlich. Ein Berufsleben lang haben diese Mittvierziger davon gelebt, auf die 68er einzudreschen, was sicher Spaß gemacht, ihnen jedoch weder intellektuelle Anstrengung noch moralischen Mut abverlangt hat. Jetzt ist Katerzeit angebrochen; jetzt wird Selbstkritik geübt, jetzt will man sich ehrlich machen; jetzt wird mal gefragt, was diese Generation, die Kinder der fetten Kohl-Jahre und ihrer „fröhlichen Restauration“, denn so viel besser gemacht haben als wir Kinder von Marx und Coca-Cola.

Aber das klingt eben nur nach ehrlicher Selbstkritik. Denn gleich wird sie wieder hervorgeholt, die gute alte 68er-Keule:

„Das Erbe der 68er hat uns in eine Sackgasse geführt. Es wird Zeit, endlich umzukehren.“

Ah ja, klar. Die 68er haben K.D. gezwungen, Politiker zu wählen, die haltlose Versprechen abgaben. (Wen meint er? Den Mann, dessen Autobiographie er als Ghostwriter mitverfasste? Den Mann der „blühenden Landschaften“?) Die 68er haben K.D. gezwungen, Verantwortung zu scheuen. (Was meint er damit?) Die 68er haben K.D, gezwungen, als Chefredakteur der Bildzeitung nach Auffassung des Berliner Landgerichts „bewusst seinen wirtschaftlichen Vorteil aus der Persönlichkeitsrechtsverletzung Anderer“ zu ziehen. Die 68er zwingen ihn noch heute, täglich auf der Seite 1 eine Wichsvorlage abzudrucken, und überhaupt auf fast allen Seiten die niedrigsten Instinkte der Bild-Leser zu bedienen, gleichzeitig aber scheinheilig auf der Papst-Welle mitzuschwimmen. Die 68er zwingen ihn, eine Kampagne gegen die einzige vernünftige Reform der Großen Koalition zu führen, die Rente mit 67. Die 68er zwingen ihn… aber das wird langweilig. Hier die Kurzfassung: ich bin’s nicht, die 68er sind’s gewesen. Das ist jämmerlich.

Wenn man etwas macht, soll man dazu stehen, oder aber es lassen. Man kann nicht die Bildzeitung machen und gleichzeitig in die Pose des alttestamentarischen Propheten schlüpfen, der die Sünden von Sodom und Gomorrha geißelt. So viel Selbstironie muss doch sein, dass man die Lächerlichkeit eines solchen Unterfangens begreift.

Gegen Ende der 60er Jahre verwandte eine Arbeitsgruppe des SDS viel Zeit und jede Menge Marx, Freud und Co. darauf, das Geheimnis der Bildzeitung zu enträtseln. Als sie fertig waren, fiel den Amateur-Analytikern eine professionelle Analyse in die Hand, die von der Bildzeitung in Auftrag gegeben worden und an ihre Anzeigenkunden verteilt worden war. Die verblüfften SDSler stellten fest, dass sich die Analysen glichen. Die Bildzeitung präsentiere die Welt als Dschungel, als einen gefährlichen und unübersichtlichen Ort, wo „die da oben“ machen, was sie wollen, und wo „wir hier unten“ verloren wären, wenn es nicht die Bildzeitung gäbe. Sie spricht die Wahrheit aus, sie ist Anwalt des „kleinen Mannes“, sie sagt, „was Sache ist“.

So macht sie das bis heute, und sie macht das sehr professionell. Wenn man ein bisschen zynisch ist, auf miniberöckte Vorzimmermiezen großen, auf Ernsthaftigkeit eher weniger Wert legt, kann man dort Karriere machen, und das ist völlig OK so. Einer muss es ja machen, so wie einer den Dieter Bohlen machen muss, und einer den Papst. Aber wenn Dieter Bohlen den Papst geben würde, müsste man auch lachen, oder?

Dazu weitere Kommentare unter
http://www.bildblog.de/2251/der-grosse-selbstbetrug-von-kai-diekmann

Anmerkungen

[1Der hl. Basilius zeigt uns, daß die Begegnung mit Gott im Gebet und in der Liturgie zugleich auch eine lebendige, aktive und wirksame Nächstenliebe hevorbringt. Der Heilige Geist helfe uns allzeit, als Menschen des Glaubens zugleich Zeugen der Liebe Gottes unter den Menschen und für die Menschen zu sein. Euch allen wünsche ich eine gesegnete und erholsame Ferienzeit!"

[2In der fünften Frage geht es darum, weshalb den kirchlichen Gemeinschaften, die aus der Reformation hervorgegangen sind, der Titel "Kirche" nicht zugeschrieben wird.

Dazu muss man sagen: "Die Wunde ist allerdings noch viel tiefer bei den kirchlichen Gemeinschaften, die die apostolische Sukzession und die gültige Eucharistie nicht bewahrt haben". Deshalb sind sie "nicht Kirchen im eigentlichen Sinn", sondern "kirchliche Gemeinschaften", wie die Konzils- und Nachkonzilslehre bezeugt. Auch wenn diese klaren Aussagen bei den betroffenen Gemeinschaften und auch in katholischen Kreisen Unbehagen verursacht haben, ist nicht ersichtlich, wie man diesen Gemeinschaften den Titel "Kirche" zuschreiben könnte. Denn sie nehmen den theologischen Begriff von Kirche im katholischen Sinn nicht an; ihnen fehlen Elemente, die von der katholischen Kirche als wesentlich betrachtet werden.

Man muss aber daran erinnern, dass diese Gemeinschaften selbst wegen der verschiedenen Elemente der Heiligung und der Wahrheit, die in ihnen wirklich vorhanden sind zweifellos einen kirchlichen Charakter und einen daraus folgenden Heilswert haben.

Das neue Dokument der Kongregation für die Glaubenslehre, das im Wesentlichen die Konzilslehre und das Nachkonzilslehramt aufgreift, ruft mit Klarheit die katholische Lehre über die Kirche in Erinnerung. Es weist unannehmbare Auffassungen zurück, die immer noch verbreitet sind, selbst in katholischen Kreisen, und es bietet wertvolle Hinweise für die Fortführung des ökumenischen Dialogs, der immer eine der Prioritäten der katholischen Kirche bleibt, wie Benedikt XVI. schon in seiner ersten Botschaft an die Kirche (20. April 2005) und bei vielen anderen Gelegenheiten bekräftigt hat, besonders bei seiner Apostolischen Reise in die Türkei (28. November 1. Dezember 2006).

Damit der Dialog aber wirklich konstruktiv sein kann, bedarf es neben der Offenheit für die Gesprächspartner der Treue zur Identität des katholischen Glaubens. Nur auf diese Weise kann man zur Einheit aller Christen in der einen Herde und dem einen Hirten (vgl. Joh 10,16) gelangen und so jene Wunde heilen, welche die katholische Kirche immer noch an der vollen Verwirklichung ihrer Universalität in der Geschichte hindert. (...)


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