Online und umsonst: Die WELT

VON Dr. Wolf SiegertZUM Mittwoch Letzte Bearbeitung: 8. März 2007 um 22 Uhr 03 Minuten

 

Wien (pte/06.03.2007/11:00) - Die Tageszeitung Die Welt hat einen Strategiewechsel vollzogen. Wie der stellvertretende Chefredakteur der Welt am Sonntag, Romanus Otte, am European Newspaper Congress in Wien verlauten ließ, gilt in dem Zeitungshaus nun das Motto "Online First". Vor rund zwei Wochen startete die Welt nach einem Relaunch in eine Internet-Offensive. Man habe sich freigemacht von alten Denkweisen und richte das Hauptaugenmerk des täglichen journalistischen Schaffens nun auf die Online-Welt, so Otte. In Deutschland hätten die Zeitungsmacher viel zu lange den Anschluss an das Internet verpasst und so sei zu erklären, dass die Bundesrepublik die einzige Industrienation ist, in der das meistgelesene Nachrichtenangebot von Magazinen und nicht von Tageszeitungen stammt.

"Wir sind überzeugt, dass der Erfolg im Internet mit einem journalistisch verlässlichen Angebot steht und fällt. Wir sind jetzt immer aktuell. Sobald ein Artikel bereit ist, wird er veröffentlicht - ganz nach dem Prinzip Online First. Das Internet ist die Befreiung von einer bisher üblichen, vorgeschriebenen Deadline", meint Otte. Die Bereitschaft der Mitarbeiter bei der Entwicklung mitzumachen sei enorm groß und das Internet an sich mittlerweile "erwachsen" geworden. Die Welt bietet nun auch eigene, redaktionell produzierte Podcasts an und sogar eine dreiminütige Nachrichtensendung mit bewegten Bildern und eigener Moderatorin ist auf der Webseite abrufbar.

Im Zuge des Strategiewechsels hat sich die Zeitung zu einigen grundlegenden Fixpunkten entschlossen. So hielten es die Zeitungsmacher zum Beispiel für besonders wichtig, die Welt Online schrankenfrei zugänglich zu machen und keine Registrierung - außer zur Personalisierung der Webseite - zu fordern. "Wir haben auch keine kostenpflichtigen Angebote, selbst unser Archiv ist gratis", sagt Otte. Ein Schritt scheint besonders mutig: Die Welt bietet auf ihrer Homepage eine eigenen Kategorie namens "Zweite Meinung" an, auf der direkt zu 24 anderen Angeboten - de facto Wettbewerber - verlinkt wird.

Derzeit arbeiten rund 35 feste Journalisten in der Onlineredaktion der Welt und versuchen damit den crossmedialen Spagat zwischen dem traditionellen Printprodukt Tageszeitung und den neuen Medien zu festigen. "Am Anfang waren wir natürlich schwer in der Defensive, der Spiegel ist in Deutschland im Internet klarer Marktführer. Aber die wirtschaftlichen Möglichkeiten im Web sind riesengroß und jede Zeitung muss diese künftig nutzen", meint Otte. Vor einigen Jahren wurden die Redaktionen der Welt und der Berliner Morgenpost zusammengelegt und arbeiten seither Hand in Hand. Diese Fusion habe sich bis dato als großer Erfolg erwiesen und bilde die notwendige Grundlage für die Online-Offensive, erklärt Otte. Mittlerweile arbeiten etwa 70 Prozent der Redakteure quer für alle Zeitungstitel im Hause Axel Springer. Die Chefredaktionen operieren aber weiterhin getrennt.

QUELLE: http://www.pressetext.de/pte.mc?pte=070306012


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