IP-triggered (AR)D-Radio

VON Dr. Wolf SiegertZUM Samstag Letzte Bearbeitung: 28. Dezember 2006 um 09 Uhr 22 Minuten

 

Der "Offene Kanal" bekommt Zuwachs. Seit seiner Einführung Mitte der 80er Jahre im Rahmen der Kabelpilotprojekte in Ludwigshafen, München, Dortmund und Berlin wird nun erstmals auch ein interaktiver IP-Kanal in die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten hinein und bis an das Ohr des Hörers/der Hörerin wieder hinaus-geführt.

Als Erste davon profitiert haben am letzten Sonnabend die Radio-Fritz-Hörer. Fiete Stegers hat sich zu dem neuen TRACKBACK-Format sehr ausführlich am 1. November 2006 in Onlinejournalismus.de unter dem Titel Zurück zu den Wurzeln geäussert und soll daher hier - anstatt eines eigenen Kommentars - zitiert werden. [1]

Es gelten die Regeln des Urheberrechts all rights reserved

Das weitere, an diesem Sonnabend anlaufende Projekt heisst "blogspiel" und soll ab jetzt allsonnabendlich auf den "Wellen" von Deutschlandradio Kultur "ausgestrahlt" werden.

Es gelten die Regeln des Urheberrechts all rights reserved

Leider wurde damit wurde wohl einer der ungünstigsten Sendeplätze ausgesucht, den man sich überhaupt hätte ausdenken können: Denn zum gleichen Zeitpunkt läuft im Deutschlandfunk die Sendung "Computer und Kommunikation".

Bravo! Es gibt kaum eine bessere Möglichkeit, sich als Programm-Macher selber ein Bein zu stellen. Genauer gesagt: als Programm-Bereitsteller. [2]

Hier die "Spiel"-Regeln. Lesen Sie selbst:

Mit "blogspiel", einem interaktiven Projekt rund um das Thema Radio und Audioblogs, öffnet sich das Radio nun der Blogosphäre. "blogspiel" wird in Zusammenarbeit mit der Berliner Firma trigger23 [3] produziert und besteht aus zwei Elementen: einem Internetportal und einem wöchentlichen Magazin.

Auf www.blogspiel.de sind alle User eingeladen, ihre selbst produzierten Audioblogs zu veröffentlichen. Die Beiträge können bis zu fünf Minuten lang sein, und sie können kommentiert und weiterempfohlen werden. Ob Interviews, O-Ton-Collagen, private Radioshows oder Hörspielminiaturen - inhaltlich und formal sind keine Grenzen gesetzt und jeder kann mitmachen. Besucher der Seite können wöchentlich über den besten Audioblog abstimmen.

Immer samstags um 16.30 Uhr kommt "blogspiel" ins Deutschlandradio Kultur. In einem Magazin wird der Audioblog, der die meisten Stimmen der Besucher auf blogspiel.de bekommen hat, präsentiert. Die Redaktion gibt also Sendezeit aus ihrer Hand in die der Internetnutzer.

Neben dem Gewinner-Blog der Woche werden auch andere künstlerisch und/oder formal interessante Audioblogs vorgestellt. Ein Mix aus Korrespondenten-Berichten des "Blog-Agenten", Interviews und Gesprächen mit Studiogästen gibt Informationen über und hörbare Einblicke in die Blogosphäre. Die Sendung wird im Internet als Podcast zum Herunterladen angeboten.

Das "blogspiel" gibt den Hörern von Deutschlandradio Kultur die Möglichkeit, Audioblogs zu hören - Hörbeiträge also, die zunächst in einem anderen Medium veröffentlicht wurden und die sowohl die Weltsicht als auch die ästhetischen Kriterien von Machern zeigen, die unabhängig vom Radio agieren. Das "blogspiel" gibt Audiobloggern ein Forum und einen Wettbewerb mit der Möglichkeit, im Radio gesendet (und dafür auch bezahlt) zu werden. "blogspiel" ist gedacht als eine Membran zwischen der Blogosphäre und dem Radio - durchlässig in beide Richtungen.

Spielregeln für das blogspiel

1. Jeder kann mitspielen. Jeder kann wählen. Jeder kann gewählt werden.

2. Die Audios müssen im MP3-Format hochgeladen werden. Die Mindestauflösung sollte nicht unter 64kb/s und nicht über 128 kb/s liegen. Eine Auflösung von 44,1 Khz ist empfehlenswert.

3. Alle Genres sind willkommen, aber benutze bitte nur Inhalte die dir auch gehören. [4] Also bitte keine geschützte Musik, keine geschützte Literatur, keine Filmausschnitte.

4. Der wöchentliche Gewinner, der auf Deutschlandradio Kultur gesendet wird, erhält ein Autorenhonorar.

© 2006 Deutschlandradio


Nachtrag: Inzwischen gibt es auch sowas wie eine runderneuerte Version dieses Textes unter dem Stichwort: "Progammtipp 01.11.2006.

Und das liest sich dann so:

blogspiel - blogs mit Radioanschluss

In den letzten Jahren haben sich Wahrnehmung und Nutzung des Internets gewandelt - Weblogs, Audioblogs und Podcasts erobern das Netz. Dabei etabliert sich eine neue Form des Produzierens und Hörens: direkt, ungefiltert, kreativ und subjektiv.

In den späten neunziger Jahren veröffentlichten Privatpersonen in Internettagebüchern ihre persönlichen Gedanken und Reflexionen über Leben, Web und Alltagswelt und fütterten sie mit Links zu anderen Bloggern und Webseiten. Waren diese ersten Weblogs meist noch geschriebene Dokumente, gibt es inzwischen auch Foto-, Video- und Audioblogs. Mit Hilfe neuer Software, die es kostenlos im Internet gibt, kann jeder veröffentlichen - und so gleichermaßen publizieren und kommunizieren.

Mittlerweile agieren in einer rasant wachsenden "Blogosphäre" unzählige Nutzer als Autoren, Hörspielproduzenten und Filmemacher. Das Netz hat sich vom bloßen Verbreitungsmedium zum Marktplatz gewandelt. Auf weltweit erreichbaren Internetportalen stellen die Blogger ihre Texte, Fotos, Videos und Audios zur Diskussion oder arbeiten gemeinsam an einer Enzyklopädie des Wissens.

Mit blogspiel, einem interaktiven Projekt rund um das Thema Radio und Audioblogs öffnet sich das Radio nun der Blogosphäre.

"blogspiel" besteht aus zwei Elementen: einem Internetportal und einem wöchentlichen Magazin. Auf www.blogspiel.de sind alle User eingeladen, ihre selbst produzierten Audioblogs zu veröffentlichen. Die Beiträge können bis zu fünf Minuten lang sein, und sie können kommentiert und weiterempfohlen werden. Ob Interviews, O-Ton-Collagen, private Radioshows oder Hörspielminiaturen - inhaltlich und formal sind keine Grenzen gesetzt und jeder kann mitmachen.

Besucher der Seite können wöchentlich über den besten Audioblog abstimmen.

Immer samstags um 16.30 Uhr kommt "blogspiel" ins Deutschlandradio Kultur. In einem Magazin wird der Audioblog, der die meisten Stimmen der Besucher auf "blogspiel.de" bekommen hat, präsentiert. Die Redaktion gibt also Sendezeit aus ihrer Hand in die der Internetnutzer. Neben dem Gewinner-Blog der Woche werden auch andere künstlerisch und / oder formal interessante Audioblogs vorgestellt. Ein Mix aus Korrespondenten-Berichten des "Blog-Agenten", Interviews und Gesprächen mit Studiogästen gibt Informationen über und hörbare Einblicke in die Blogosphäre. Die Sendung wird im Internet als Podcast zum Herunterladen angeboten.

Das "blogspiel" gibt den Hörern von Deutschlandradio Kultur die Möglichkeit, Audioblogs zu hören - Hörbeiträge also, die zunächst in einem anderen Medium veröffentlicht wurden und die sowohl die Weltsicht als auch die ästhetischen Kriterien von Machern zeigen, die unabhängig vom Radio agieren. Das "blogspiel" gibt Audiobloggern ein Forum und einen Wettbewerb mit der Möglichkeit, im Radio gesendet (und dafür auch bezahlt) zu werden. "blogspiel" ist gedacht als eine Membran zwischen der Blogosphäre und dem Radio - durchlässig in beide Richtungen.

Samstags um 16.30 Uhr in Deutschlandradio Kultur und im Internet unter: blogspiel - blogs mit Radioanschluss.

Spielregeln

1. Jeder kann mitspielen. Jeder kann wählen. Jeder kann gewählt werden.

2. Die Audios müssen im MP3-Format hochgeladen werden. Die Mindestauflösung sollte nicht unter 64kb/s und nicht über 128 kb/s liegen. Eine Auflösung von 44,1 Khz ist empfehlenswert.

3. Alle Genres sind willkommen, aber benutze bitte nur Inhalte die dir auch gehören. Also bitte keine geschützte Musik, keine geschützte Literatur, keine Filmausschnitte.

4. Alle Beiträge die gesendet werden, werden entsprechend der üblichen Vergütungen honoriert.

Es bleibt abzuwarten, ob dieses der Anfang vom Ende des "klassischen" (öffentlich-rechtlichen) Radios ist oder der beginn einer neuen Zeit, in der selbst Brechts Radiotheorie noch eine Chance auf Wiederauferstehung hätte.
Schliesslich könnte bei einem erfolgreichen Einstieg ja auch ein Fernsehprogramm-Macher auf die Idee zu kommen, "seinen" Sendeplatz kostengünstig und doch sogleich Publikumsnah umzugestalten: gewissermassen zu einer Art Next-Generation-"Gernseh"-Tube. [5]

"Wait’n see"? Oder einfach mal selber einen eigenen Audio-Beitrag posten?!

Vielleicht - so spottet schon die Leserschaft - ist dieses sogar DIE Chance für einige gefrustete RedakteurInnen, auf diesem Wege als Alias "RadioBloggMaster" o.ä. [6] nun doch noch ihre Ideen und Beiträge an den Mann - und die Frau natürlich - zu bringen?!
Schliesslich erhält der wöchentliche Gewinner "... ein Autorenhonorar" - bzw. wird, so die runderneuerte Formulierung "entsprechend der üblichen Vergütungen honoriert".
Das ist gut für all die, die bisher mit dem Radiomachen (noch) nichts am Hut hatten. Aber die Festangestellten, bräuchten die für den Fall eines Zuschlages eine Nebentätigkeitsgenehmigung???

WS.


Ein Interview mit den Machern dieses neuen Formates wurde ausgestrahlt am gleichen Tag auf:
 Markt und Medien im Deutschlandfunk ab 17:05 Uhr


Ein weiterer Beitrag zu diesem Thema findet sich auf der "DaybyDay"-Seite vom 9. Dezember 2006 unter dem Titel: Major Players entgoogeln sich


Einen weiteren Beitrag zu diesem Thema finden Sie unter der "DaybyDay"-Seite vom 28. Dezember 2006 unter dem Titel: www.dradio.de/ EuroBlog

Anmerkungen

[1Der hier aufgegriffene Hinweis auf dieses neue rbb-Format stammt von Klaus Meier. Vielen Dank dafür. WS.

[2Die Damen und Herren Programm-Leiter werden vielleicht eine Ausflucht in dem Argument suchen, dass man sich das ja alles auch zeitversetzt "im Internet" anhören könne. Recht haben sie - und damit einen der wichtigsten Gründe, das Internet ins Radio zu holen, ad absurdum geführt.

[3Aha: das Projekt ist also "outgesourced" oder "eingekauft", je nach Sichtweise: Jetzt werden auch die "Medienbrüche" klar und wird deutlich, warum hier zwei Welten zusammenstossen, die - bei allem guten Willen - noch recht wenig miteinander gemein haben. - Leider ist auf der URL von www.trigger23.de nicht mehr zu sehen als eine "Seite Eins".

[4Also, dass ausgerechnet in den AGB’s das "Du" genutzt wird, erinnert an die alten Zeiten von IKEA’s Personalführung, mit denen man inzwischen so sang- und klanglos gescheitert ist.
Warum nur haben die öffentlich-rechtlichen Denker und Programm-Zeit-Verdichter nicht den Kopf, um ein bischen mehr über die Dramaturgie ihrer elektroakkustischen Inszenierungen nachzudenken. So gute Ansätze und dann solche Aussetzer. Das muss doch nicht sein!

[5Am 13. November 2006 wird der Digitalkanal "Sat.1 Comedy" eine TV-Sendung mit Internet-Elementen wie Blogs und einer Video-Community unter dem Titel: "MyComedy Blog" starten.

[6dieser Phantasiename ist angelehnt an den nach wie vor besten Mann aus den frühen Jahren von Kiss-Radio: mit Namen "FunkMaster Konfetti"


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