
"Trotz all der bislang wenig einladenen Erfahrungen mit diesem Hause und einigen seiner Protagonisten ist es auf jeden Fall gut und richtig, für den morgigen Sonntag zu einem Besuch der Akademie der Künste einzuladen." Mit diesen Zeilen war zunächst am Sonnabend, den 11. November 2006, in "DaybyDay" auf die Veranstaltung der Akademie der Künste, Sektion Darstellende Künste aufmerksam gemacht, zu deren Besuch aufgerufen und auf deren Program hingewiesen worden, so wie es zum Zeitpunkt des Geburtstages von Kurt Hübner am 30. Oktober 2006 angekündigt worden war.
Doch dann war der eigene Besuch dieser Veranstaltung von so vielen Vorbereitungen und Absagen an andere für diesen Tag geplanter Dinge verknüpft, dass klar wurde, dass diese Veranstaltung auch mit einer ganz persönlichen Aufmerksamkeit und Sensibiltät verbunden war, die sich so für den Aussenstehenden im Nachherein wohl kaum noch eins zu eins würde übertragen lassen - aber vielleicht übersetzen: In Worte, diese wenigen hier nachfolgenden Worte - und in Bildern, so wie sie jetzt mit dieser Montagsausgabe publik gemacht werden.

Die erste Eigentümlichkeit beim Betreten des Hauses war bereits der Raum selber. Das Publikum hatte sich nicht in der angekündigten "Blackbox" versammelt, sondern im Plenarsaal der Akademie.

Um Zugang zu diesem Saal zu bekommen, wurde einem auf dem Zwischengeschoss nach der Garderobe eine Karte überreicht: Und das bei freiem Eintritt - oder trotz freiem Eintritt? Die Nachfrage ergab, dass es sich hierbei um eine "Zählkarte" handelt. Und auf dem Weg zum Berichterstatterplatz auf der links vom Saal gelegene Empore

will die Frage nicht mehr aus dem Kopf weichen, was das für eine Einrichtung sei, die für eine Veranstaltung, die einen freien Eintritt gewährt, dennoch ein Ticket ausgibt und die Annahme dessselben zur Voraussetzung zum Besuch der Veranstaltung macht.

Spätestens aber mit Beginn der von

Ivan Nagel eröffneten Veranstaltung wird klar, dass die Hauptperson dieses Tages, Professor Kurt Hübner, nicht anwesend ist.

Wohl aber das Fernsehen - dem damit auch die Chronistenpflicht überlassen werden soll [1].

Und dank dieser Fernsehbilder erscheint er dann doch - anstatt seiner selbst - auf der Leinwand.
Und wir sehen einen Film des Hessischen Rundfunks aus dem Jahr 1982 über den Intendanten und Regisseur Kurt Hübner. Sein Titel: "Die Form ist die Botschaft. Kurt Hübner und die Wiederbelebung des Theaters".

All diese dort vorgestellten Bilder und Szenen, Wort und Texte, Eindrücke und Erkenntnisse waren auch die des eigenen Er-Lebens in jenen Jahren am Goetheplatz in Bremen. Und wie ihre nochmalige Wiedergabe au diesem Anlass zeigt: sie sind es auch heute noch.

Dafür sei Dietmar N. Schmidt an dieser Stelle nochmals ebenso gedankt wie seiner Redakteurin, die diesen Film erst ermöglicht hat und dem Hessischen Rundfunk, der einen Tag vor Hübners 90. Geburtstag diesen Film von seiner "geradezu verblüffende(n) Gültigkeit und Aktualität" in seinem Sonntagsprogramm nochmals ausgestrahlt hat. [2]
Applaus!

Dass die danach geplante erstmalige Begegnung zwischen Kurt Hübner und Michael Thalheimer auf dem Podium des Plenarsaals so nicht mehr würde stattfinden können, war klar. Stattdessen war Amelie Deuffelhard dazu auserkoren worden, die Rolle des Talentesuchers auf den Bühnen des Theaters heute zu übernehmen.

Beide machten ihre Sache gut, fügten sich ein in die ihnen zugedachten Rollen im Gespräch über "Spielräume zu der Frage Ist das Theater von gestern das Theater von morgen". Und doch. Es war als wären sie nicht frei von dem Schatten des Abbildes des alten Theaterdirektors, der auch nach dem Ende des Films immer noch hinter der nun verblassten Leinwand "à la cantonade" hervorzuluken schien.

Traugott Buhre hatte es da leichter: in dem von ihm verlesenen Dramolett von Moritz Rinke über „Die große Liebe“ tauchen - neben dem Moderator und dem ehemaligeh Nationaltorhüter Oliver Kahn - ein einhundertjähriger Kurt Hübner auf Anläßlich der Verleihung der Ehrenbürgerurkunde der Stadt München [...] am 30. Oktober 2016 im Gemeindehaus Harras. [3].
Und es gab keinen im Saal, der während dieser Lesung keinen Grund gehabt hätte, nicht vergnügt zu sein.

Die Verleihung der zu diesem Zeitpunkt noch nicht unterzeichneten Ehrenmitgliedschaft der nicht mehr existierenden Freien Volksbühne an den nicht anwesenden Jubilar durch den ehemaligen Geschäftsführer der Stiftung Kulturfond, Dr. Dietger Pforte war die letzte schwierige Klippe, die es zu umschiffen galt, bevor sich Alle endlich nochmals beim Sektempfang einander zugesellen konnten.

Auch der Laudator bekam dabei sein Lob, diese Aufgabe gut gemeistert zu haben - nachdem auch die Urkunde endlich all ihre Unterschriften erhalten hatte.

Und damit war es höchte Zeit geworden. Zu gehen.
