Am Freitagabend des 26. Mai 2006 standen zwei Veranstaltungen zur Auswahl: die Eröffnung des neuen Berliner Bahnhofs [1]

oder die Eröffnung der Studio 54 Ultra Lounge im Stilwerk, in unmittelbarer Umgebung vom alten Bahnhof Zoo.

Selber an grossen Lichtinstallationen am Berliner Himmel wie article 368 verantwortlich beteiligt

war die Neugier auf die entsprechenden Inszenierungen Anderer gross.

Dann aber waren die Vorahnungen im Vorfeld derart, dass die Entscheidung, lieber an der Eröffnung des Studio 54 [2] teilzuhaben, sich weiter verdichtete. Und sie war richtig so: einmal nicht selber fotografieren und berichten wollen, sondern von den Freunden aus Las Vagas in den Mittelpunkt der Fotografen gerückt zu werden.
Denn, bei aller Legende: Es ist schon mutig, genau dort eine Lounge aufzumachen, wo eigentlich die "old school" Westberlins gerade "abgewickelt" wird, so Florian Güßgen in
stern.de
über seinen Abschied vom Nostalgie-Bahnhof Zoo:
Der Berliner Bahnhof Zoo war ein guter Bahnhof. Ich mochte ihn, mag ihn immer noch. Ich bin oft dort, komme an, fahre weg. Ich mag ihn wegen seiner Enge, seiner Wuseligkeit, seiner Geschichte. Nein, nicht wegen Christiane F., die ist old school, 70er. Ich mag den "Zoo", weil er für mich Westberlin ist. Er riecht immer noch , ganz leicht, nach Klassenfahrt in eine geteilte Stadt, nach Gedächtniskirche, nach Ku’Damm, nach sperrstundenfreier Zone, nach "The Wall" und siffigen Punks. "Haste mal ... ". Der "Zoo" ist für mich Nostalgie, fein dosiert, ein paar Minuten jede Woche.
Dass die Fernzüge nun im Bahnhof Zoo nicht mehr halten würden, ist laut Bahnchef Hartmut Mehdorn im ZDF vom Freitag dieser Woche ein "Luxusproblem". [3]

Was aber, als er gemeinsam mit Frau Dr. Angela Merkel und den anderen Offiziellen [4] um 19:14 Uhr einen symbolischen roten Knopf zur Eröffnung drückte - tat sich gar nichts: Wie schon bei der Eröffnung der Dresdner Frauenkirche war auch jetzt in Berlin im entscheidenden Moment der Strom ausgefallen. Und ausgerechnet der Vorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschland versuchte mit seinen Worten noch etwas Wein in diese verwässerte Veranstaltung zu schütten.
Dass genau in dem Augenblick, in dem die Prominenz auf den symbolischen Knopf drückte, der Strom in Teilen der neuen Glaspalastes ausfiel, lag dem Vernehmen nach an einer Sicherung. Bildschirme und Anzeigetafeln, auf denen der historische Augenblick übertragen werden sollte, blieben dunkel. Das Mikrofon des Moderators der Eröffnungs- Show, Cherno Jobatai, funktionierte nicht mehr.
Der EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber beschwichtigte die Anwesenden. Es sei die zweite große Veranstaltung in jüngster Zeit, bei der er gewesen und bei der der Strom ausgefallen sei. Auch in der Dresdner Frauenkirche sei es passiert. Das sei kein schlechtes Zeichen, versicherte der Gottesmann. [5]

Als dann am Abend ein wildgewordener Jugendlicher mit dem Messer viele Menschen angreifen und verletzten konnte, bevor er überwältigt wurde, waren nicht nur diese verletzt, sondern mit ihnen die gesamte deutsche Volksseele: Hier nun wäre wahrlich die Stimme des Seelenhirten von Nöten gewesen.