DTAG-PK @CeBIT_06

VON Dr. Wolf SiegertZUM Dienstag Letzte Bearbeitung: 19. März 2006 um 09 Uhr 27 Minuten

 

Die Deutsche Telekom hat zwar kein Monopol (mehr) aber immer noch eine terminliche Alleinstellung, was das Thema der CeBIT-Pressekonferenzen betrifft. Man muss entweder schon einen Tag eher angereits sein, oder auf das "Netzwerkeln" verzichten und sich das Ganze im Netz anschauen.

Im Nachgang zum Internationalen Presse Kolloquium in Berlin [1] ist dies die zweite Gelegenheit, dem Marktführer ein wenig näher zu kommen - wohlwissend, dass auch an dieser Stelle noch nichts gesagt werden wird, was noch nicht gesagt werden darf.

Darüber, dass heute alles mit englischen Begriffen belegt und auch sonst eher in den internationalen Rahmen gelegt wird, ist ja schon an anderer Stelle [2] geschrieben worden.

Hier wird nun - erneut mit einem englischen Begriff - ein neuer Wettbewerb um DIE "T-City" Deutschlands ausgerufen, die dann ab 2007 mit einem „mittleren zweistelligen Millionenbetrag“ auf kommunaler Ebene erleben soll, was zuvor in Berlin und andernorts mit dem T-Com Haus auf den Weg gebracht wurde: ein Modell, in dem nicht nur theoretisch sondern auch ganz praktisch Zukunft erlebbar gemacht werden soll.

In seinem Bemühen, seine Begeisterung an diesem Projekt an die versammelten MultiplikatorInnen zu vermitteln führt Telekom Chef Ricke aus: "Wir wollen einen mehrstufigen Wettbewerb starten, an dem sich Städte in einer Größenordnung von rund 50 000 bis 100 000 Einwohnern beteiligen können. Gemeinsam mit der Stadt mit den besten Ideen wollen wir erlebbar machen, wie innovative Anwendungen auf der Basis breitbandiger Festnetz- und Mobilfunk-Telekommunikation die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in Deutschland vorantreiben und eine echte Steigerung der Lebensqualität ermöglichen“.

Auf der Basis der heute publizierten
Presseerklärung und im Netz dieses mal ohne Ausfälle [3] gestreamten Übertragung noch weitere Fragen und Anmerkungen zum Thema:

  Ist die erklärte Absicht, sich wieder verstärkt dem „Geschäft mit der öffentlichen Hand“ zu widmen auch als ein Versuch zu verstehen, neben der Bedrohung durch die Kanibalisierung des „klassischen“ Telefoniegeschäftes wieder eine steigende Zahl stabiler Kundenprofile zu generieren?

  Ist die Entscheidung für "T-City" zugleich ein Abschied vom T-Com Haus? „Natürlich nicht", wird sicher am heutigen Abend auf dem Pressetreff gesagt werden - was dann aber erst noch einmal zu beweisen wäre. Ist all das, was das Haus exemplarisch vorgeführt har, wirklich „reif für den Markt“? Wie viele dieser Projekte werden sich nach dem Ende des Show-Case als wirtschaftlich erfolgreiche Angebote durchsetzen? Wird man auf der nächsten IPK im Jahr 2007 noch etwas über die Folgewirkungen dieses Muster-Wohnungs-Projektes erfahren, dann, wenn die neue „Muster-Stadt“ ausgesucht worden sein wird?

  Der Wettbewerb ist auch ein Aufruf an die Lieferanten und „Content-Partner“ der DTAG sich zu beteiligen. Es wird spannend sein zu erfahren, wer sich an diesem Punkt wie engagieren wird. Angeblich soll das Ganze ja „als logische Fortschreibung des T-Com Hauses“ ein Projekt von grosser Signalwirkung in Deutschland und Europa“ [sic!] werden. Ob das die potentiellen Partner auch so sehen (werden)?

„T-One“ soll nun wieder alles zusammenbringen, was die Diversifikation in den letzten Jahren und Jahrzehnten auseinander gebracht hat: Das Festnetz- und das Mobiltelefon, die IP- und die TK-Welt, den transparenten Gebührenzähler und den „low-cost-router“. Hier wird schon vorweggenommen, was vor den Gerichten noch durchgesetzt werden muss: die Re-Integration der Netze auf dem Wege der kommunikativen Konvergenz, von Lothar Pauly für den Geschäftsbereich als die Kompetenz für „seamless services“ herausgestellt.

Der für heute angekündigte Start von HSDPA bedeutet, dass es ab jetzt in allen grossen Städten - „wie Bonn“, so Renne Obermann - möglich sein wird, mobilen Datenverkehr mit 1,8 MB pro Sekunde auf UMTS-Basis durchführen zu können. Hier in Berlin - wo wir seit heute früh die tm3 Multimedia Net Card von T-Mobile erproben können - wurde diese Verbesserung im System noch nicht angezeigt, aber der bevorstehende Versuch auf dem CeBIT-Gelände in Hannover wird uns sicherlich alsbald eines Besseren belehren. [4]

Insgesamt eine halbe Milliarde Euro sollen in diese neuen mobilen High-Speed-Netzkomponenten investiert werden, so Obermann. Denn nach seiner Ansicht ist das Thema des Wachstumsmarktes Mobilfunk noch keineswegs fertig durchdekliniert. Sowohl die von Raizner angekündigte Dual-Phone-Lösungen als auch der mobile Datenfunk hätten grosse und noch bei weitem nicht voll ausgeschöpfte Potenziale.

Damit sind wir beim Fernsehen: 20 Fussball-Spiele sollen während der Weltmeisterschaft auf dem Handy zu sehen sein. Ab April soll dieser Dienst für 2 Euro am Tag oder 7.50 Euro im Monat auf dem Handy verkauft werden.

Auch Herr Raizner spricht von einem neuen, vierten Übertragungsweg des Fernsehens, meint aber aus seiner Sicht die Möglichkeiten der interaktiven Nutzung auf der Basis der Breitband-IP-Dienste: „Wir schaffen hier mehr Wettbewerb“, mit neuen Wegen des Entertainments und der Bereitschaft, sich von herkömmlichen TV-Nutzungsgewohnheiten zu verabschieden. „Der PC ist heute ein integriertes Medium, auch für die Videokommunikation“: Und: „das lineare Fernsehen ist Schnee von gestern“.

Jetzt allerdings, wo es wirklich hätte spannend werden können, schweigt der Vorstand - und damit auch des Sängers Höflichkeit. Immerhin ist inzwischen klar geworden, dass das „Content“-Thema - seit der Ankündigung von Ex-Chef Sommer auf seiner letzten CeBIT-Pressekonferenz, man wolle in Europa der wichtigste Partner Hollywoods werden - mehr und mehr in den Vordergrund drängt. Nicht nur als „Content-Carrier“, sondern auch als Anbieter von exklusiven Inhalten: von Robbie Williams-Songs zum Beispiel. DTAG-Chef Ricke: „Wir geben Gas an der Content-Front, ohne dass wir Inhalteanbieter sein wollen“.

"Hört, hört": Und Schade, dass man immer dann, wenn es wirklich spannend zu werden verspricht, abbrechen muss.

Aber die Fortsetzung folgt ja: spätestens zur IFA 2006.

Es gelten die Regeln des Urheberrechts all rights reserved

PS. Dem Thema "T-Community" wird eine eigene Darstellung vorbehalten bleiben. Hier schon mal vorab eine klitzekleine Grafik der "T Community"-Entwickler-Gemeinde am MIT, deren Begriff nun - nicht von der AT&T, sondern - von dem neuen DTAG-Innovationchef zum "Brand" gemacht wird.

Anmerkungen

[1Siehe dazu den Beitrag vom 2. Februar 2006: Konvergenz ist Crema

[2siehe die vorangestellte Anmerkung

[3siehe die vorangestellten Anmerkungen

[4Ein Besuch auf dem Telekom-Stand in der Halle 26 brachte Klarheit: Die zum Test zur Verfügung gestellte Karte ist für die Nutzung dieser neuen Dienstgüte noch nicht geeignet. Sobald eine neuere Karte vorliegt, wird darüber getrennt zu einem späteren Zeitpunkt berichtet werden.
Bis dahin wird sicherlich auch darüber Klarheit herrschen, ob Telekom-Kunden, die die auch hier verwandte "alte" Karte erworben haben, diese gegen eine neuere HSDPA-fähige werden austauschen können - und zu welchen Konditionen. Schliesslich werden inzwischen ganze Notebooks, etwa das FSC Amilo Pro V2035 für einen Euro angeboten, natürlich als Bundle mit einem T-Mobile-Vertrag mit einer Mindestlaufzeit von 2 Jahren.


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