Einen schönen guten Tag, die Fahrkarte bitte...

VON Dr. Wolf SiegertZUM Mittwoch Letzte Bearbeitung: 21. September 2017 um 00 Uhr 01 Minutenzum Post-Scriptum

 

I.

Dieser Eintrag ist - wieder einmal - anders als die vielen Anderen. Auch wenn das derzeit schon mehr als 5000 Einträge sind, die auf dieser Plattform erschienen sind.

Denn heute geht es einmal um - fast - Nichts.

Denn dieser Tag ist ein Reise-Tag. Und das mitten am Tag. Was eher ungewöhnlich ist. Denn normalerweise sind es immer irgendwelche Zeiten am Rande eines Tages, zu denen noch eine Reise begonnen wird. Ganz früh am Morgen, oder auch spät in den Abend hinein.

Heute aber beginn die Reise ab München Hbf. um 13:17 Uhr in einem Zug mit der Aufschrift "ÖBB", der erst wenige Minuten zuvor aus Berlin-Gesundbrunnen eingetroffen ist. Und der nun zurück gen Norden fährt, über Nürnberg und Berlin hinaus noch bis Hamburg-Altona.

Laut Plan soll der Zug um 19:33 Uhr im Hauptbahnhof - ehemals Lehrter Bahnhof - auf einem der Gleise im Tiefgeschoss ankommen. Und selbst, wenn er sich verspäten sollte, ist das an einem Tag für heute auch kein Drama. Denn dieser Tag ist sozusagen "gelaufen" - und das in einem positiven Sinne.

II.

Denn es gibt alles, was nötig ist, um diesen Tag, diesen Reise-Tag in einen Arbeitstag zu verwandeln. Es gibt einen Arbeitsplatz mit einem Tisch. Und einer Stromversorgung an eben diesem. Es gibt Zugang zum LTE-Netz, wenn auch mit Schwankungen, und eine recht stabile Internetanbindung mit einem Tagesdatenvolumen von 200 MB.

Also wir einfach mal Protokoll geführt, was sich im Verlauf dieses Reise-Tages so alles noch ergeben wird. Wobei der Verweis auf diesen Eintrag hier selbst schon die erste Etappe dieser Aufzeichnungen markiert.

III.

Im weiteren Verlauf geht es um die beiden Einträge, die an den vorangegangenen Tagen vorgenommen wurde. Der Eintrag vom Montag ist zunächst nur unter einem provisorisch eingerichteten Link aufzufinden, da die Aufzeichnungen von den Ausführungen Werner Herzogs am Sonntagabend im München zwar im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung vorgenommen wurden, es aber dennoch als ratsam - um nicht zu sagen, als dringend geboten - erscheint, sich diese Aufzeichnung von allen Beteiligen für diesen Zweck der Veröffentlichung autorisieren zu lassen.

Am Schluss dieses Anschreibens heisst es unter anderem:

Die hohe Authentizität der Aussagen und die direkte und ungeschnörkelte Ansprache dieses Abends haben aus diesem Moment vor der Leinwand eine Geschichte über das Geschichtenerzählen auf der Leinwand gemacht, die ich gerne für meine "pals", aber auch über diesen Kreis hinaus festgehalten hätte.

Mein Blog trägt nicht nur die erste in Deutschland je für eine online-Publikation von der Nationalbibliothek vergebene ISSN-Nummer, sondern wird nunmehr regelmässig aufgezeichnet, damit diese Einträge auch noch für uns nachfolgenden Generationen zur Verfügung stehen.

IV.

Der Beitrag vom Dienstag, dem 19. September 2017 wurde am Tag selbst in einer Art Live-Blog unter dem Titel Deutschland digital. Anders als die Anderen? geschrieben und freigeschaltet, wird aber erst jetzt fertiggestellt. Damit wird der Ebene des unmittelbaren Eindrucks vom Geschehen zumindest ansatzweise eine zweite des Nachdenkens darüber zugeschaltet.

Ein wirklich ausführliche Auseinandersetzung mit diesen Beiträgen, die an diesem Tag im AudiMax der TU vorgestellt wurden, ist dieses aber dennoch nicht. Dazu war die einleitende Rede des TU-Präsidenten denn doch zu wenige einladend - zumal wenn man als "Reingschmeckter" aus Berlin kommend von den Ansprüchen der wissenschaftlich-bayerischen Hegemonie-Ansprüchen hören muss, auch wenn diese teilweise in einem angeblich als Humor getarntem Ton vortragen wurden.

Und, weil es bessere Gründe gab, am Abend dieses Tages die Zeit zu verbringen: bei einem gemeinschaftlichen Abendessen im Vu Tang Kitchen [1] aus Anlass des eigenen Geburtstages.

V.

Die nächste Etappe auf dieser Reise dient den Mail-Aussendungen. Denn während der Fahrt durch das Saale-Tal ist damit zu rechnen, dass auch die Internetversorgung des Zuges nicht in vollem Umfange gewährleistet werden kann.

Aber es gilt das Bemühen, möglichst noch all jenen Personen zu schreiben, die in den letzten Tagen angetroffen und angesprochen wurden. Oder die einen selber angesprochen haben, wie zum Beispiel in dem hier genannten Lokal, wo es zu einem Zufälligen Wiedersehen kommt: offen und freundlich, ja, sogar fast herzlich zu nennen.

Nein, an dieser Stelle werden keine Namen genannt werden, aber erfreulich ist es, dass Du - im Gegensatz zum Images des "Reingeschmeckten" - selbst abends im Restaurant von Menschen spontan begrüsst wird, für dieses offensichtlich ein kleines aus der Überraschung geborenes Vergnügen war, und alles andere als vielleicht nur eine lästige Pflicht, die so ein Job im Verlauf eines Arbeitstages in München schon mal abverlangen könnte.

VI.

Um 15 Uhr gibt es einen Kaffee am Platz. 0,3 l Dallmayr für 3 Euro. Das kompensiert erste Anzeichen einer leichten aufkommenden Müdigkeit. Wie lange? Wir werden sehen.

Die Redaktion der blog-notes vom vergangenen Tage macht - einmal mehr - mehr Mühe als geplant. Denn einmal mehr sorgt diese Arbeit dafür, über das Gesagte - aber auch das Unerhörte - nochmals nachzudenken. Und eine eigene Position zu formulieren und zu fixieren.

Irgendwann auf der Fahrt durch das Saaletal wird dann doch der Deckel des Rechners zugeklappt, der Mantel übergelegt und eine Ruhepause eingelegt.

VII.

Es geht weiter. Gerade ist die Redaktionsarbeit abgeschlossen, geht das Telefon. Der Ruhebereich wird verlassen und im Gang zum Nachbarwagon erzählt ein guter Freund Geschichten, die man selbst kaum glauben kann und sicherlich nicht selber erlebt haben möchte.

Hier nur die Spitze des Eisberges: Ein Scheidungsanwalt, der ihn vertritt, verhindert, dass die Scheidung ausgesprochen wird, da er für seinen Klienten noch mehr herausholen will. Das Ganzen endet jetzt - 14 Monate später - damit, dass der Anwalt seinen Klienten nicht mehr vertreten kann, da er in die Psychiatrie zwangseingewiesen wurde und ihm in Folge einer verschleppten Entzündung ein Arm abgenommen werden musste.

VIII.

Für uns im Zug ist alles soweit gut. Für die zuletzt zugestiegenen Fahrgäste offensichtlich weniger. Mehrere von ihnen sitzen inzwischen auf dem Gang, von dem noch zuvor das Telefonat geführt wurde. Jetzt sitzen dort eine Menge Menschen, teilen sich gegenseitig bedankend untereinander Süssigkeiten aus und unterhalten sich über ihre Irr-Wege, die dadurch entstanden, dass unser Zug den Bahnhof Leipzig wegen Reparaturarbeiten nicht hat anfahren können.

IX.

Schon jetzt ist klar, dass Berlin on time erreicht werden wird, die für diese Reise gesetzten Ziele aber nicht erreicht werden können. Im Reisegepäck liegt immer noch eine Bacherlorarbeit, die es nicht nur zu lesen, sondern auch zu begutachten gilt. Und es gibt einen grossen Schwung an Mails und Nachrichten, die auf vielen Wegen zum gestrigen Geburtstag eingegangen und immer noch nicht beantwortet worden sind.

Stattdessen aber die Entscheidung, die am Vortag geführten Interviews zu schneiden und so weit vorzubereiten, dass sie nach der Ankunft in Berlin noch ins Netz gestellt werden können.

X.

Und zum x-ten Mal die Frage, warum die Stadt "Wittenberg" offiziell laut Bahnsteigsschild und Impressum der Webseite "Wittenberg.de": "Lutherstadt Wittenberg" heisst. So jedenfalls nachzulesen im Impressum: "Der Oberbürgermeister" in der "Lutherstraße 56" in "06886 Lutherstadt Wittenberg".

Laut der offiziell ja nicht als Belegquelle zitierfähigen Wikipedia geht die Namensänderung auf das Jahr 1938 zurück. Laut einem Eintrag in www.verwaltungsgeschichte.de/wittenberg.html wurde dieser neue Name der Stadt am 18. März 1938 zugewiesen.

Im DDR-Lexikon hiess/heisst es dazu:

Nachdem Wittenberg 1938 vom preußischen Staat das Recht erhielt, den offiziellen Namenszusatz "Lutherstadt" zu tragen, war die offizielle Schreibweise Wittenberg-Lutherstadt.

Der Zug ist inzwischen weiter auf dem richtigen Gleis in Richtung zur Merkel-Stadt Berlin unterwegs. Und da der Endbahnhof Hamburg ist, kann die Reise über den Hauptbahnhof hinaus fortgesetzt werden, bis nach Spandau, von wo es dann per S-Bahn weiter geht.

Zu diesem Zeitpunkt aber wird dieser Eintrag beendet sein mit einem Rückblick auf einen Tag, um den es fast nur um "Nichts" ging.

P.S.

Der oben zitierte Link ->5992] ist nicht mehr gültig, da am Ende der Reise die Genehmigung und Freigabe der Zitate aus München eintraf. Und diese nun unter diesem gleichlautenden Eintrag Werner Herzog im Gespräch... angehört werden können.

Anmerkungen

[1... in der Augustenstraße 52, 80333 München, am Ort und in den Räumen des ehemaligen jüdischen Restaurant "Schmock"


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