"touch & travel" black out

VON Dr. Wolf SiegertZUM Dienstag Letzte Bearbeitung: 1. März 2017 um 11 Uhr 01 Minutenzum Post-Scriptum

 

Heute, am 28. Februar 2017, wird auch die Website www.touchandtravel.de/ eingestellt.

Der Dienst selber wurde bereits am 30. November 2016 eingestellt.

Auf die Frage, "Warum wird Touch& Travel eingstellt" ist zu lesen:

Die Deutsche Bahn besitzt den Anspruch, ihre Produkte stets an den aktuellen Kunden- und Marktanforderungen auszurichten.
Unsere Marktforschung hat ergeben, dass Fahrgäste im Nahverkehr eine „Alles-aus-einer-Hand"-App mit Informationen und zusätzlichen Services erwarten. Diese suchen Sie vorrangig bei ihrem lokalen Verkehrsverbund/-unternehmen.

Um diesen Kunden- und Marktanforderungen besser gerecht zu werden, bietet die DB den Verbünden und Verkehrsunternehmen an, die Funktionalitäten von Check-in/Check-out in ihre eigenen Apps zu integrieren.

Touch&Travel als Marke wird deshalb eingestellt und die bestehenden Kundenverträge zwischen Ihnen – den Nutzern – und der DB gekündigt.

Als pendant dazu eine Erklärung von eben dieser Webseite vom 7. Dezember 2011, in der zu lesen ist - bzw. war:

Touch&Travel-Kunden erhalten mit der Erweiterung des Geltungsbereiches ein Plus an Möglichkeiten: Sie können nun auch im Nahverkehr des RMV unterwegs sein. Dazu wurden gemeinsame An- und Abmeldepunkte an allen Frankfurter Haltestellen und an den Bahnstationen im RMV angebracht. Bis Ende 2012 sollen die Kontaktpunkte verbundweit verfügbar sein. Touch&Travel ermöglicht damit eine Nutzung sowohl innerhalb der Verkehrsverbünde Rhein-Main und Berlin-Brandenburg als auch im Fernverkehr der DB. Für den Kunden bedeutet dies eine weitere Vereinfachung beim Fahrscheinkauf. Ein klarer Vorteil ist hier die Zusammenfassung von Fahrscheinen zu einem Tagesticket im Verbundtarif. Der Komfort des Touch&Travel-Systems wird auch in Zukunft weiter erhöht. Zusätzliche Mobilfunkanbieter und Handymodelle werden integriert.

Gemeinsam wollen die Partner aber künftig noch einen Schritt weiter gehen; neue Möglichkeiten ergeben sich mit Be-in/Be-out-Verfahren. Mit neuen Technologien wird das Fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln zukünftig noch einfacher und komfortabler.

Genau eben dieser Anspruch... wurde den Entwicklern dieses Dienstes jetzt zum Verhängnis?

Wer hätte das gedacht, nachdem erst vor gut zwei Jahren dieser Enwicklung - im Wettbewerb mit acht Mittbewerbern - in London auf dem European Rail Congress der Preis in der Kategorie: "Excellence in Technology" zugesprochen wurde.

Hier ein Auszug aus der Meldung vom 19. November 2014:

Anerkennung auf europäischer Ebene: Touch&Travel ist beim European Rail Congress, dem jährlichen Gipfeltreffen von Europas Bahnindustrie im November 2014 in London, mit dem gleichnamigen Award ausgezeichnet worden. Damit würdigte die Fachjury die herausragenden Verdienste von Touch&Travel um die Weiterentwicklung des europäischen Eisenbahnverkehrs und eine verbesserte Kundenzufriedenheit.

Das weltweit einzigartige eTicketing-System macht es möglich, ohne vorherige Ticketauswahl oder Prepaid-Guthaben den Fern-, Nah- und Verbundverkehr zu nutzen. Über eine App wird nur der Fahrtpreis berechnet, der auch tatsächlich entstanden ist. Zur hochrangigen Expertenjury zählte unter anderem João Aguiar Machado, der Generalsekretär Verkehr der Europäischen Kommission.

In der Kategorie „Excellence in Technology" setzte sich Touch&Travel gegen acht namhafte internationale Mitbewerber durch. Birgit Wirth, Leiterin Touch&Travel, zum Award: „Die Auszeichnung erfüllt uns mit großem Stolz. Mit Touch&Travel haben wir in Deutschland eines der innovativsten eTicketing-Systeme weltweit entwickelt. Dies hat die Jury erkannt und gewürdigt. Wir nehmen den Award als Ansporn für weitere Innovationen."

P.S.

Wolfgang Noelke hatte dieses Thema bereits im Rahmen der ersten Deutschlandfunk-Sendung von "Computer und Kommunikation" am 7. Januar 2017 zur Sprache gebracht:

Dicker: Siehste! Und du wunderst dich? - Ich dachte, Cyberkriminelle, wie du haben wenigstens ’ne Ahnung von Logik ...

Knacki: Aber Hallo! Was ist denn an Ticketautomaten logisch? Sach mal!

Dicker: Dass sie unlogisch sind – und schwer zu bedienen, ist logisch!

Knacki: Hä?

Dicker: Die sollen dich verwirren! Ablenken! Nervös machen, damit du keine Lust mehr hast, das billigste Ticket zu suchen ...

Knacki: Lust schon, aber keine Zeit ...

Dicker: Siehste! Weil dein Zug gleich fährt ...

Knacki: Hinter mir in der Schlange ham’ se schon gemeckert!

Dicker: Weil deren Zug auch gleich fährt. Und vorne trödelt so einer, wie du.

Knacki: Mit Touch und Travel würde ich da aber nicht stehen und ...

Dicker: Genau!

Knacki: Dann hätte ich immer das billigste Ticket, ohne zu trödeln ... Einfach einsteigen ... - Oh ..!

Dicker: Siehste! Jetzt weißte, warum Touch & Travel sich nicht lohnt.

Knacki: Mann, bin ich bekloppt! Das hätte direkt ’ne Idee von mir sein können! Das war einfach zu easy. Obwohl – die Reisedaten – Livetracking: du weißt, wo se einsteigen, wo se aussteigen ... Sowas ist doch Gold wert!

Dicker: Aber doch nicht, wenn du nur Daten von 100.000 Nasen hast, wenn du 82 Millionen haben könntest. Also, was machste?


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